Der Clan
noch nicht mit Angelo darüber gesprochen.«
»Ich habe da natürlich keinen Einfluß in dieser Sache, mein Urteil zählt ja da nicht. Aber glaubst du wirklich, eine Verbindung zwischen unserer Familie und den Perinos wäre klug?«
»Sie sind noch sehr jung«, sagte Betsy. »Da kann noch eine Menge passieren, bis sie alt genug sind, um wirklich eine Verbindung zu formen, um mit deinen Worten zu reden.«
»Na ja. Und wie geht es deinen anderen Kindern? Der kleinen Sally?«
»Sie will Ballerina werden. Sie ist voll darauf fixiert. Ihr Lehrer meint, sie hat auch durchaus das Zeug dazu - vorausgesetzt, sie wird nicht zu groß.«
»Aber laß nicht zu, daß sie deswegen zu hungern anfängt, nur um das zu verhindern.«
»Ich habe das Problem bereits. Ich kann froh sein, wenn sie mir nicht magersüchtig wird.«
»Ich käme gern einmal nach London, um die Kinder zu sehen. Alle.«
»Jederzeit«, sagte Betsy und lächelte dazu, eigentlich ganz gegen ihre Absicht.
3
Im Juni machte Anna ihr Examen in der Greenwich Academy. Angelo kam aus Berlin angeflogen, um dabeizusein. Van war Ende Mai nach London heimgekehrt, kam aber ebenfalls zu dieser Gelegenheit. Der neunzehn Jahre alte John Perino flog nach Florida und holte dort seine zweiundneunzig Jahre alter Großmutter Jenny ab, um sie nach New York zu dem Familienfest zu begleiten. Ebenso kam Annas Onkel Henry Morris samt Frau und ältestem Sohn.
Unter den Geschenken für Anna war auch ein goldenes Armband von Betsy, die ihre Karte dazu »Tante Betsy« unterschrieben hatte. Von Loren bekam sie eine Perlenkette. Er hatte die Begleitkarte mit »Loren Hardeman III« unterzeichnet. Amandas Geschenk war ein Porträt Annas, für das diese fünf Stunden lang Modell gesessen hatte. Dietz Keyser schickte ein Elfenbein-Net-suke eines japanischen Mädchens, das an einer Blume roch. Und Marcus Lincicombe schließlich kam selbst ins Haus, um sein Geschenk zu bringen, zwei seidene Hermes-Schals.
Was Bob Carpenter anging, so verbrachte er dieses Examensfeier-Wochenende in seiner Suite im Hyatt Regency. Cindy fand Zeit, ihn dort eine Stunde lang zu besuchen.
Hinterher nahm sie auf dem Rasen hinter dem Haus ihren Bruder zu einem kleinen Gespräch unter vier Augen beiseite.
»Du hast Möglichkeiten«, sagte sie, »Dinge herauszufinden. Ich selbst zwar auch. Aber ich möchte nicht, daß Angelo etwas erfährt.«
»Was kann ich denn für dich herausfinden?« fragte Henry. Er sah ernster drein als gewöhnlich. »Hast du ein Problem?«
»Sagen wir, eine Überraschung«, korrigierte Cindy. »Würde es dich sehr überraschen, zu erfahren, daß deine vierundvierzig Jahre alte Schwester ein Verhältnis hat?«
»Wenn sie keines hätte, wäre ich überrascht.«
»Er heißt Robert Carpenter. Er ist Kunstprofessor in Kalifornien an der Universität in Long Beach. Nur, er scheint verblüffend viel Geld zu haben, Kunst zu kaufen. Und außerdem scheint er erstaunlich wenig als Professor tätig zu sein. Das macht mich etwas neugierig.«
»Professor Robert Carpenter? Gut, ich kümmere mich mal darum.«
4
Nach dem Examensfeier-Wochenende flog Angelo zurück nach Deutschland, begleitet von Alexandria McCullough und Keijo Shi-geto, der allerdings gleich nach Turin weiterreiste, wo er einen Termin mit dem Designer hatte. Alex und Angelo setzten in Berlin ihre Gespräche mit einem Batteriehersteller fort.
»Wir sind ziemlich nahe an einer Entscheidung über die Batterien«, sagte Angelo zu Alex und Keijo im Flugzeug in der Lounge eines Jumbo-Jets hoch über dem Atlantik. »Wenn du, Alex, dein Computerprogramm auf das Ding in Berlin einstellen kannst, bin ich bereit, es anzukaufen.«
»Du warst etwas sehr geheimnisvoll in dieser Sache«, sagte Alex.
»Das ganze Problem hat mich etwas frustriert«, sagte Angelo. »Das Problem ist, daß man dafür zwei Technologien unter einen Hut bringen muß, die beide erst im Anfangsstadiuni sind und noch weitgehend unerprobt.«
Alex erregte allgemeine Aufmerksamkeit. Sie trug ein grünes Minikleid, das zu ihrem roten Haar wie ein Signal wirkte, zumal ihre Beine unter dem kurzen Rock allein schon eine Sehenswürdigkeit waren. Es gab genug Männer, die Angelo beneideten und Stielaugen machten. Sie konnten ja nicht gut wissen, daß Alexandria McCulloughs Herz einer gewissen Lucy gehörte.
»Wir müssen wohl mit der Lithiumpolymer-Zelle weitermachen«, fuhr Angelo fort. »Sie löst immerhin die meisten unserer Probleme.«
Keijo nickte bestätigend dazu.
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