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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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atmete hastig im Angesicht der beiden Damen, die vor ihm standen und ihn so eingehend, kühl und kritisch betrachteten, als sei er eine Bronzestatue. Wenn er auch nur Kunstlehrer geworden war statt wie eigentlich beabsichtigt selbst Künstler, hatte er doch genug Ateliermodelle gesehen und immer mit ihnen sympathisiert. Er wußte gut genug, wohin er selbst immer als erstes geblickt hatte, wenn er männliche Modelle ansah. Und er hatte deshalb keinen Zweifel, wohin jetzt auch Amanda und Cindy starrten. Er dankte Gott, daß er keine größeren körperlichen Mängel aufwies und mit sechsunddreißig noch keinen Bauchansatz oder Hängefalten unter dem Kinn oder in den Achselhöhlen hatte.
    Amanda kam ihm zu Hilfe. »Wäre Ihnen vielleicht eine sitzende Pose lieber, Bob?«
    »Ganz wie Sie meinen«, sagte er.
    »Und möchten Sie möglicherweise aus dem Bild blicken oder sonst wohin?«
    »Ich weiß nicht .«
    »Sehen Sie, es ist so. Entweder sagen Sie dem Betrachter des Bildes: Sieh her, hier bin ich, es macht mir nichts aus, daß ich nackt bin, und du kannst mich gerne betrachten. Oder Sie sagen: Lieber Betrachter, du hast mich da in einem peinlichen Augenblick überrascht; unter normalen Umständen würde ich mich niemals nackt von dir anschauen lassen.«
    Aber er sagte: »Kein Mensch würde ein halbe Stunde in der gleichen Pose stehen bleiben, wenn er rein zufällig überrascht worden wäre. Das weiß natürlich jeder, der so ein Bild sieht. So zu tun, als sei es mir peinlich, wäre unter diesen Umständen das letzte, was ich möchte.«
    »Na gut, dann versuchen Sie mal, ihre Hände auf dem Rücken zu fassen. Nein, legen Sie sie lieber an die Hüften, und drehen Sie diese ganz leicht. So, ja. Und jetzt drehen Sie Ihre Schultern ungefähr gleich viel in die andere Richtung.«
    Carpenter befolgte ihre Anweisungen. Seine noch nicht abgeflaute Verlegenheit wurde etwas dadurch gedämpft, daß er wußte, Amanda schuf hier ein herausragendes Kunstwerk, das er sich auf andere Weise niemals hätte beschaffen können. Mit den beiden, die er von ihr bereits gekauft und an Stelle seines Honorars übernommen hatte, würde er bald eine der kostbarsten Finch-Sammlungen zumindest an der Westküste besitzen, wenn nicht überhaupt die beste. Er überlegte bereits, wie er an noch weitere gelangen könnte. Er konnte sie natürlich jederzeit weiterverkaufen, da gab es keine Probleme. Aber er bezweifelte, daß er dieses hier je abgeben würde. Genaugenommen würde es ja auch nicht eigentlich Teil seiner Sammlung werden, denn er konnte sich nicht vorstellen, es je irgendwo aufzuhängen, wo Fremde es sehen konnten.
    »Strengt Sie die Pose nicht zu sehr an?« fragte Amanda. »Glauben Sie, Sie können sie eine halbe Stunde lang halten?«
    »Es geht«, sagte er. »Nur, ist sie nicht ein wenig gekünstelt?«
    »Na ja, vielleicht. Stellen Sie sich doch einfach so hin, wie es Ihnen ganz natürlich vorkommt.«
    Er verlagerte das Gewicht auf seinen linken Fuß und stellte den rechten ein wenig vor, daß er gut im Gleichgewicht blieb. Dann legte er Daumen und zwei Finger der linken Hand an seinen Kinnbart und ließ den rechten Arm lose hängen.
    »Perfekt«, sagte Amanda und begann zu skizzieren.
    »Ihr ästhetischer Sinn gefällt mir, Bob«, sagte Cindy. »Sie wissen wirkliche Kunst einzuschätzen. Und wie Sie hier Modell stehen, beweist eine natürliche Anmut, wie sie gewiß nicht viele Männer besitzen.«
    6
    Sie lagen zusammen in seinem Zimmer im Hyatt Regency, befriedigt, verschwitzt und atemlos. Carpenters Gesicht war noch in Cin-dys Schoß vergraben. Obwohl sie beide schon erschöpft waren, hielt er ihre Schamlippen noch zwischen den Fingern und betrachtete träge ihr Aussehen, um sich dann und wann den Finger wieder anzufeuchten und seine Erforschungen fortzusetzen.
    »Ich muß ein Geständnis machen«, sagte er.
    »So? Welches denn?«
    »In meinem ganze Leben ist mir noch nichts schwerer gefallen, als mich vor dir und Amanda auszuziehen. Willst du wissen, warum ich es überhaupt tat?«
    »Du dachtest, ich könnte dir nicht mehr widerstehen, wenn ich dich erst einmal so gesehen hätte.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, sondern weil ich dachte, daß es eine Intimität zwischen uns schaffen würde, die ich anders nicht erzielen konnte. Wenn du mich erst einmal so gesehen hättest, könnte ich mit dir reden und du würdest zuhören.«
    »Habe ich denn nicht zugehört?«
    »Ich liebe dich«, sagte er. »Das mußt du wissen. Es geht mir nicht nur um

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