Der Clan
zeigen, wenn ich mal käme?«
Van lächelte. »Na ja, alles, wissen Sie ... das ist ein großes Land. Ich kann Ihnen aber natürlich alles zeigen, was ich kenne. New York, und Boston.«
»Freut mich wirklich sehr, Sie wieder mal zu sehen. Die Pause ist gleich zu Ende. Wollen wir hinterher noch etwas zusammen trinken?«
9
Als es an der Tür ihrer Suite im London Hilton klingelte, ging Roberta öffnen. »Lady Penelope« stand draußen, inzwischen in Blue Jeans und Sweatshirt.
»Wenn ich meinen Hunderter kassieren dürfte«, sagte sie, »und die Spesen für den gemieteten Wagen. Hier sind die Quittungen. Er war angemessen beeindruckt von dem Jaguar.«
Roberta lächelte. »Kommen Sie doch herein. Alles geklappt, ja?« »Wenn Sie es so nennen wollen. In einem Hotelzimmer an der Bayswater Road. Zuerst Dinner im Wheeler’s Sovereign in Soho, dann ins Hotel. Er mußte erst noch seine Mammi anrufen und sagen, er hätte alte Schulkameraden getroffen und käme erst spät
nach Hause. Und tatsächlich stand er nachts um zwei auf und ging nach Hause. Ich schwöre Ihnen, der Knabe war noch unschuldig, jede Wette.«
»Haben Sie etwas ausgemacht, ihn wiederzusehen?«
»Ja. Er ist zwar nur eine Woche hier, aber ich kriege ihn schon noch mindestens einmal ins Bett.«
Roberta holte hundert Pfund aus ihrer Geldbörse. »Das ist zu den fünfzig, die Sie schon bekommen haben. Und das können Sie als Tarif ansehen. Hundertfünfzig für jedes Mal, das sie ihn ins Bett kriegen. Mieten Sie wieder einen Wagen. Aber achten Sie darauf, daß Sie genau denselben kriegen wie heute, andernfalls müssen Sie ihm etwas erzählen, daß Ihre Familie mehrere davon hat. Und so weiter eben. Aber denken Sie immer daran, Becky, was Sie wirklich tun müssen. Sie müssen ihm nicht nur Bettunterricht geben, sondern ihn auch blind verliebt machen. Darauf allein kommt es an.«
»Wetten, daß ich ihn sogar zu einer Einladung nach Amerika kriege?« sagte Becky.
»Wollen es doch hoffen.«
1993 1
Bob Carpenter sagte: »Wirklich, Cindy, ich wünschte, ich könnte es dir schenken.« Er meinte Amandas Akt von ihm. Das Bild blieb in ihrem Studio. Er wollte es nicht mit nach Kalifornien nehmen. »Ich weiß natürlich .«
»Ich kann doch nicht gut einen Akt von dir bei mir aufhängen.«
»Natürlich nicht. Aber gefallen würde es mir.«
Amanda war ausgegangen, um sie in ihrem Atelier allein zu lassen.
Carpenter stand vor dem Bild. Es befand sich auf einer Staffelei bei der Couch. Er bewunderte es. Und wer es auch sonst gesehen hätte, hätte es ebenfalls bewundern müssen. Mehr noch, er war geradezu überwältigt davon. Von Amanda Finch so vollendet gemalt worden zu sein, steigerte sein Selbstgefühl beträchtlich. Er hatte Cindy ein halbes dutzendmal gefragt, ob Amanda ihm nicht nur geschmeichelt habe. Als sie ihm jedesmal versicherte, daß dies keineswegs der Fall sei, genoß er das innerlich mit stolzgeschwellter Brust.
Cindy war ein Problem für ihn geworden. Er hatte gemerkt, daß er wirkliche Gefühle für sie entwickelt hatte. War auch gar nicht anders möglich. Sie mochte wohl sieben Jahre älter sein als er, aber das konnte man angesichts ihres immer noch jugendlichen Gesichts und ihrer Figur kaum glauben. Außerdem war sie intelligent, optimistisch, sinnlich, fürsorglich, extrovertiert und hatte einen Sinn für Abenteuer. Und soweit er das beurteilen konnte, machte sie ihrem Mann keine Vorwürfe wegen seiner häufigen und auch längeren Abwesenheiten. Dabei war sie voll ihrer Familie hingegeben, von der ihr jüngstes Kind demnächst zehn Jahre alt wurde, hatte sich
aber trotzdem keineswegs nur auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter beschränkt - ohne andererseits eine der geschäftigen Provinzstadtdamen sein zu müssen. Sie hatte ihre Galerie in der Stadt, mit der sie voll ausgelastet war und die ihr wenig Zeit ließ, sich mit Sammlungen und Wohltätigkeitsbasaren oder dergleichen zu beschäftigen.
Er, der Kunstprofessor, konnte nicht umhin, sie, die Kunsthändlerin, zu respektieren. Sie mochte nicht so profund kunstgebildet sein wie er, aber sie hatte auf jeden Fall einen sicheren Sinn dafür, was wirklich etwas wert war.
Wäre es nicht über die Hardemans gewesen, hätte er sie nie kennengelernt und wäre damit auch nie in den Besitz seiner Finch-Bil-der gekommen. Aber er wußte inzwischen auch, daß er sich da auf eine sehr dubiose und schmierige Sache eingelassen hatte, die nur darauf abzielte, Cindys Mann und sie selbst
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