Der Clan
»Machbar?«
»Ist schon gemacht worden«, sagte Simpson. »Zwanzig oder dreißig PS plus die Schwungradbatterie ...«
»Ein vollidiotischer Hybride!« erregte Loren sich sofort wieder. »Ein bastardisiertes .«
»Macht nicht den Fehler«, schnitt im Roberta das Wort ab, »alle zusammen, Angelo Perino zu unterschätzen! Wenn er .«
Doch sie wurde sofort wieder von Loren unterbrochen. »Das
ganze Jahr lange«, schimpfte er, »sehe ich nun schon gottergeben der Art und Weise zu, wie dieser Kerl die Firma führt. Einzig und allein deshalb, weil er uns schon so tief reingetunkt hat in die Sache, daß es uns ruinieren würde, wenn wir jetzt noch ausstiegen. Ich wünschte, ich könnte die Aktionärsversammlung von ‘91 wiederholen.«
Roberta wandte sich kommentarlos an Simpson. »Ist das tatsächlich möglich, daß er einen Teil der Beschleunigungsenergie zurückspeist, wenn der Wagen langsamer wird?«
Simpson nickte. »Doch, das ist möglich, und es ist eine geniale Idee. Wie gut es in der Praxis funktioniert, weiß ich allerdings nicht. Aber daß man einen Teil der Energie zurückspeisen kann, steht fest.«
»Perino ist ein Mann, der etwas riskiert«, sagte Roberta.
»Ja«, meinte Simpson, »aber es gibt natürlich auch noch einen Unterschied zwischen Risikobereitschaft und Hasardspiel.«
4
Die ersten Testwagen mit der Lithiumpolymerzelle und der Schwungradbatterie gingen im April auf die Teststrecke. Angelo fuhr selbst. Der Beifahrersitz und die Rücksitze waren voller Meßinstrumente gepackt, so daß er zwangsweise ohne Beifahrer auf die Strecke ging.
Cindy und Roberta sahen hinter dem Absperrzaun zu, Loren und Beacon saßen im Hangar vor den Meßinstrumenten und beobachteten das Tanzen der Nadeln auf den Skalen. Keijo Shigeto und Alex McCullough folgten Angelo auf der Teststrecke in einem konventionellen Stallion , ihrerseits mit Instrumenten, die Alex beobachtete, während Keijo fuhr.
Auf der ersten Runde forderte Angelo den Wagen noch nicht. Er beschleunigte nur langsam und umrundete die Bahn mit fünfzig. Er stand in Funkkontakt mit Alex hinter ihm.
»Normal«, erklärte sie nach dem Ende der ersten Runde.
»So, dann will ich deinem Computer jetzt mal ein wenig zu denken geben.«
»Der denkt schon die ganze Zeit«, versicherte ihm Alex. »Die Batterieentladung bleibt bisher im erwarteten Rahmen.«
»Gut, dann wollen wir jetzt mal sehen, ob sie beschleunigen kann.«
Weil Generationen von Autofahrern daran gewöhnt waren, durch Treten auf ein Gaspedal zu beschleunigen, war dieses »Gaspedal« beibehalten worden. Angelo drückte darauf. Der Wagen schoß vorwärts. Als er auf achtzig war, nahm er den Fuß vom Pedal.
»Mag er nicht so sehr«, konstatierte Alex über Funk. »Die Batterieentladung übersteigt ein akzeptables Maß. Nicht sehr viel, aber es ist mehr, als wir hinnehmen können.«
»Ich nehme doch an, du machst dir Notizen«, sagte Angelo. »Damit wir wissen, woran wir noch arbeiten müssen.«
»Versuche mal, langsam abzubremsen.«
Auch die »Bremsen« des Triple-Zero hatte Angelo mit Rücksicht auf hergebrachte Fahrgewohnheiten und, um nicht abrupt radikales Umdenken in dieser Hinsicht von den Autofahrern zu verlangen, in üblicher Weise in Form eines Fußpedals konstruieren lassen, obwohl der Testwagen keine Bremsen im üblichen Sinne hatte, sondern die Verlangsamung der Fahrt eben durch Polarisierungsumkehr der Motoren erfolgte, andernfalls überhaupt keine Verlangsamung geschah.
Er trat also auf das »Bremspedal«. Aber nichts passierte, vor allem keine Fahrtverlangsamung.«
»O verdammt, Scheiße!« schimpfte Alex. »Ich weiß, woran es liegt. Der Mistcomputer liest die Befehle nicht! Nimm einfach den Fuß vom Gaspedal und laß ihn sich selber totlaufen.«
Das tat Angelo und rollte dann vorsichtig mit Schrittgeschwindigkeit zurück zur Rampe.
Als er ausstieg, war Cindy noch die einzige Zuschauerin. Loren und Roberta und ihre Ingenieure waren schon wieder weg.
»Für einen ersten Test ganz gut«, sagte Keijo.
Angelo schlug mit der Hand auf den Wagen. »Ja«, knurrte er. »Wir haben genau eine Woche Zeit, es hinzukriegen.«
Eine Woche, weil .
Wilma Worth, die Reporterin des Wall Street Journal , die Angelo einen Playboy-Manager genannt hatte, war eine untersetzte, humorlose kleine Frau um die fünfunddreißig.
»Ich weiß«, sagte Angelo zu ihr, »Ihre journalistische Ethik läßt es nicht zu, daß Sie in Firmenjets im Land herumreisen. Aber ich fliege ohnehin nach Detroit,
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