Der Clan
und Sie wollen auch nach Detroit, also was soll’s? Fliegen Sie mit mir. Da können Sie sich auch gleich mal den Jet näher ansehen, über den Sie ja schon so anschaulich geschrieben haben.«
Sie stiegen morgens um acht in den Lear-Jet, und zu Angelos Überraschung nahm Wilma Worth eine Bloody Mary an und sogar noch eine zweite.
»Nach allgemeiner Ansicht über Sie, Mr. Perino«, sagte sie, »muß die Frau erst noch geboren werden, die Ihnen widerstehen könnte.«
»Die allgemeine Ansicht mag diese Frau, die es längst gibt, nicht sehen, aber ich sehe sie sehr wohl«, erklärte er ihr lächelnd. »Wissen Sie, im Mittelalter gab es etwas, das hieß Gottesfrieden. Zu bestimmten Zeiten durfte niemand Krieg führen, damit die Leute auch zwischendurch mal dazukamen, ihren normalen Geschäften nachzugehen. Wie wäre es mit einem Gottesfrieden zwischen uns, sagen wir, für heute und morgen? Danach kann meinetwegen wieder ...« Er ließ den Satz lächelnd und achselzuckend unvollendet im Raum stehen.
Sie lächelte zurück. »Gut, meinetwegen, Gottesfrieden.«
»Sie können mich also Angelo nennen.«
»Und Sie mich Wilma. Wie ist es, wird Ihr Auto bei der Fahrt, die ich damit machen soll, auch tatsächlich fahren?«
»Will ich ihm geraten haben. Der Gottesfrieden bedeutet natürlich nicht, daß Sie Mängel, die Sie entdecken, aus Höflichkeit übersehen müssen.«
»Abgemacht«, sagte sie.
»Gut. Sie haben mir eine Frage gestellt, jetzt stelle ich Ihnen eine. Man hat Ihnen eingeflüstert, daß das Ding nicht fährt, stimmt’s?«
»Nun«, sagte Wilma Worth, »drücken wir es anders aus. Meiner
Zeitung kann man nichts einflüstern. Andererseits stimmt es natürlich, daß wir Informationen bekamen, wonach das Ding bei der ersten Testfahrt jämmerlich versagte.«
Angelo nickte. »Das ist nicht falsch. Aber es ist nur die halbe Wahrheit. In manchen Bereichen verlief der erste Test durchaus zufriedenstellend und erwartungsgemäß. Aber zugegeben nicht in einigen sehr wichtigen. Doch es war der allererste Test. Wir haben inzwischen in der vergangenen Woche bereits den zweiten und dritten Test gefahren, und da hat es schon bedeutend besser ausgesehen. Wenn es auch immer noch nicht perfekt ist. Noch erfüllt die Geschichte nicht alle unsere Erwartungen.«
»Ich bin noch immer überrascht, daß tatsächlich Sie mich eingeladen haben, es mir anzusehen.«
»Aus meiner Sicht sind Sie die am besten geeignete Reporterin, sich den Zero-Zero-Zero bereits in diesem Vorausstadium anzuschauen! Sie haben schließlich einen Artikel über mich veröffentlicht, der nicht gerade freundlich war. Ich persönlich habe ihn sowieso nur als kritisch empfunden, nicht als ausgesprochen feindselig. Aber natürlich sind Sie nicht gerade meine Lieblingsreporterin. Und genau deshalb sind Sie die erste, die ihn offiziell besichtigen soll. Einverstanden?«
6
Der Zero-Zero-Zero von XB läuft Meldungen über Fehlschlag eindeutig voreilig Ein Bericht von der Teststrecke Von Wilma Worth
Ein Testauto ist ein recht seltsam aussehendes Fahrzeug. Man wünscht es sich gewiß nicht als Familienauto. Die Rücksitze sind voller Stahlkästen mit allen möglichen geheimnisvollen elektroni-schen Meßgeräten. Überhaupt hat der ganze Wagen etwas Vorläufiges und Vorübergehendes an sich. Weil an ihm noch unablässig gebastelt, geändert und verbessert wird.
Die Ingenieure von XB Motors haben mich offen bis in die letzten Winkel und Anzeigennadeln blicken lassen. Und soviel stimmt von ihren Ankündigungen: Das Fahrzeug hat nirgends in seinem Inneren einen zusätzlichen versteckten Benzinmotor. Der 000 wird ausschließlich von vier Elektromotoren angetrieben, einem an jedem Rad. Den Strom liefern Batteriesätze, deren Natur und Funktionieren der Reporterin böhmische Dörfer sind. Jedenfalls wird die ganze Geschichte über einen hochkomplizierten Computer gesteuert, der die Batterieenergie so wirksam nützt, daß das Auto angeblich stundenlang ohne Batterieaufladung fahren kann.
Abgesehen davon, daß man inmitten dieser ganzen Instrumen-tenkästen sitzt, ist eine Fahrt in diesem 000 nicht viel anders als in einem normalen, herkömmlichen Personenkraftwagen auch. Mr. Angela Perino, Generaldirektor von XB, fuhr persönlich. Der Wagen beschleunigte weich bis auf 100 km/h und kurvte so um die geschlossene Teststrecke, die wir fünf- oder sechsmal umrundeten. Die Strecke ist fünf Meilen lang, also acht Kilometer, so daß wir insgesamt zwischen 25 und 30 Meilen
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