Der Clan
gleich 40 bis 50 Kilometer zurücklegten, ohne daß die Batterien ganz leergefahren waren.
Danach bot mir Mr. Perino an, selbst zu fahren, was ich tat. Es war nicht anders, als jedes übliche Auto zu fahren — bis ich auf die Bremse trat und er mir er öffnete, daß dieses Auto eigentlich gar keine Bremsen hat. Trotzdem verringerte das Auto seine Fahrt infolge des Widerstands der Elektromotoren nach erfolgter Polarisierungsumkehr. Konventionelle Bremsen soll das Verkaufsfahrzeug zur Sicherheit bekommen, das Testauto aber fuhr tatsächlich ohne Bremsen. Ich konnte allerdings keinen Unterschied feststellen. Der Wagen wurde langsamer und kam zum Stehen, genauso, als hätte ich ihn auf übliche Weise abgebremst.
Ich fuhr fünf oder sechs Runden, und auch dann noch beschleunigte das Fahrzeug normal und flott. Mr. Perino eröffnete mir, die Instrumente zeigten an, wir könnten noch etwas ein Dutzend Runden drehen, bevor die Batterien leer seien. Erst nach etwa 150 Meilen gleich 240 Kilometern müßten die Batterien aufgeladen werden. Seine Firma erwartet sich sogar noch eine doppelt so lange Streckenleistung, bis der Wagen auf den Markt kommt.
Was aus diesem XB 000 am Ende auch werden mag, es ist jedenfalls viel zu früh, ihn jetzt schon als Fehlschlag zu bezeichnen; wenn auch genauso, ihn, andersherum, bereits jetzt einen Erfolg zu nennen.
7
Henry Morris kam nach New York und holte Cindy in ihrer Galerie ab. Sie fuhren zum Bull & Bear im »Waldorf«.
»Ich habe unsere Personalabteilung auf Professor Carpenter angesetzt«, sagte er seiner Schwester. »Grundsätzlich ist er tatsächlich, was er dir erzählt hat: Professor für Kunstgeschichte an der State University von Kalifornien in Long Beach. Doch er hat derzeit ein Ferienjahr. Er lebt in einem bescheidenen Apartment und fährt einen vier Jahre alten Chevrolet.«
»Woher hat er dann das Geld, teure Kunst zu kaufen?« fragte Cindy verwundert. »Das ist doch sehr geheimnisvoll.«
»Geerbt hat er es jedenfalls nicht, das ist sicher. Sein Vater war ein einfacher Friseur.«
»Dann hat er mich angelogen. Er hat behauptet, sein Vater sei Bootsmakler gewesen.«
»Wieviel Geld hat er denn ausgegeben?«
»Er hat einen DeCombe für fünfzehntausend gekauft und fünf-unddreißigtausend für drei Akte von Amanda Finch - einschließlich eines von ihm selbst. Außerdem fliegt er ständig zwischen hier und Kalifornien hin und her. Und wenn er hier ist, wohnt er in teuren Hotels.«
»Und seine Schecks sind gedeckt?«
»Immer, voll und ganz.«
Henry Morris legte die Stirn in Falten. »Da werden wir ihn uns wohl noch einmal etwas genauer unter die Lupe nehmen müssen. Ich werde mit der Sicherheitsfirma reden, die wir für Morris Mining unter Vertrag haben.«
»In was bin ich da womöglich hineingeraten?« fragte sie. »Was geht da vor? Warum hat sich der Mann so intensiv in mein Leben hineingedrängt?«
»Sei vorsichtig, Cindy. Laß ihn vorerst lieber nicht wissen, daß du mißtrauisch geworden bist. Übrigens, auf welche Bank schreibt er seine Schecks aus?«
»Auf die United California.«
»Hast du ihm jemals eine Kreditkarte benützen gesehen?«
Cindy lächelte. »Na, Bruderherz, für ganz harmlos und weltfremd wirst du dein Schwesterchen ja wohl nicht halten?« Sie öffnete ihre Handtasche und reichte ihm eine Kreditkartenquittung. »Merke dir das, du Mann, kein Mann sollte seine Papiere auf dem Tisch liegen lassen, wenn er mal raus muß.«
Henry Morris mochte in dem Ruf stehen, niemals zu lachen, aber dies rang ihm nun doch einen Hauch von Lächeln ab, während er die Quittung einsteckte.
8
George Viscount Neville klopfte sein Frühstücksei mit dem Löffel auf. Er hatte die Times durchgeblättert, sie aber gewohnheitsmäßig beiseite gelegt, als vor einigen Augenblicken Betsy erschienen war. Er bemühte sich stets, das Frühstückszimmer ein paar Minuten vor ihr zu erreichen, damit er schon einmal einen schnellen Blick in die Zeitung werfen konnte, bevor er sich dem Frühstücksgespräch mit der Viscountess widmete, die eine durchaus faszinierende Gabe besaß, Konversation zu machen und immer irgend etwas Interessantes zu erzählen wußte. Das hatte ihn sogar dazu gebracht, seine bisher lebenslange Gewohnheit aufzugeben, die Times ganz während des Frühstücks zu lesen.
Er war groß, schlank und schon weißhaarig, mit schwer hängenden Augenlidern, die ihn überaus aristokratisch und hochmütig aussehen ließen, während er tatsächlich jedoch ein durchaus
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