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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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aber er läuft und läuft und läuft«, warf Angelo dazwischen, »und braucht nicht tagelange Wartungsreparaturen.«
    »Schön, schön«, meldete sich Nummer eins wieder und wandte sich an Angelo, »und wie sieht Ihre Lösung aus für das Dilemma, das Sie verkünden? Quermotor mit Vorderradantrieb?«
    »Keine lange Antriebswelle«, sagte Angelo.
    »Und vier Zylinder, wie?« mokierte sich Nummer eins. »Kein Mensch kauft ein Vierzylinderauto.«
    »Die Leute, die Volkswagen, Honda, Toyota kaufen, schon.«
    »Ja, sicher!« lachte Loren der Dritte künstlich auf. »Ratter, ratter, schepper, schepper, töff, töff. Kein Temperament. Keine Beschleunigung.«
    Betsy deutete, ihrerseits auflachend, auf ihren Vater. »Prima Selbstporträt.«
    Loren der Dritte tötete seine Tochter schier mit Blicken.
    Nummer eins griff in seine Brusttasche und brachte eine Kopie zum Vorschein. Es war Angelos Bericht an die New Yorker Vertragshändler über die Situation von Bethlehem-Motors. »>Bethle-hem<«, las er vor, »fehlen die Produktionsanlagen für den Bau eines Vierzylinder-Quermotor-Autos und des dafür erforderlichen Getriebes. Es ist auch nicht möglich, in absehbarer und vertretbarer Zeit umzurüsten und mit einer solchen Produktion zu beginnen. < Also, junger Mann, wir können das nicht, wie? Und wie sieht Ihre Lösung aus? Hier: >Eine Anzahl japanischer Automobilfirmen<, sagen Sie, >hat diese Produktionskapazitäten verfügbar und dazu umfassende Erfahrung in der Konstruktion und Produktion von Antriebsmaschinen; es bestehen auch freie Produktionskapazitäten. Sie sind bereit, willens und imstande, amerikanische Hersteller mit ihren treibstoffsparsamen und leistungsstarken kleinen Motoren zu beliefern. Für Firmen wie Bethlehem Motors wäre es nicht das Schlechteste, über den Import solcher Motoren zu verhandeln. < Mit anderen Worten, junger Mann, ein Bastard-Auto schwebt Ihnen vor, wie? Halb Amerikaner, halb Japs, was? So was sollen wir Ihrer Meinung nach bauen? Angelo!«
    »Es könnte immerhin die Rettung der Firma sein«, sagte Angelo.
    »Mein Leben lang«, knurrte Nummer eins, »stand >Made in Japan< nur für eines: für billig und für Schund.«
    »So wie Sony-Fernseher und Nikon-Kameras, zum Beispiel?« fragte Betsy spitz dazwischen.
    Nummer eins schlug wieder heftig mit der Hand auf den Tisch. »Solange ich lebe«, erklärte er noch einmal, »wird jedenfalls kein Auto in meinem Werk einen beschissenen japanischen Motor kriegen!«
    Angelo lächelte. »Gut gebrüllt, Löwe. Genau, was auch Hank Ford Lee Iacocca erklärte. Aber wissen Sie, im übrigen schert es mich keinen Deut, was Sie tun oder nicht. Die Tatsachen existieren, und ob sie Ihnen nun persönlich gefallen oder nicht, ist ziemlich irrelevant. Ich flehe Sie auch gar nicht an, meine Ratschläge zu befolgen. Ich habe Sie nicht Ihnen gemacht. Sondern den Vertragshändlern in New York, die ein bißchen näher am Markt sind. Liebe Freunde, versucht etwas Geld zusammenzukratzen. Gebt Anleihen aus oder neue Aktien.«
    »Schon mal drüber nachgedacht«, gab Loren der Dritte wieder einmal etwas zum besten, »daß man Sie wegen Geschäftsschädigung und Verleumdung einer Firma verklagen könnte?«
    Angelo ignorierte ihn einfach, so dämlich fand er das. »Eure Marktwerte rutschen mehr und mehr in den Keller. Eure Aktien werden von allen Marktanalytikern zum Verkaufen ausgerufen. Bethlehems Lebenserwartung ist nur noch gering.«
    »Genau wie die meine«, murmelte Nummer eins. »Eßt jetzt eure blöde Suppe, ehe sie ganz kalt wird.«
    3
    Angelo wußte genau, daß Betsy zu ihm aufs Zimmer kommen würde. Und daß es gefährlicher wäre, sie auszusperren als sie einzulassen. Ganz abgesehen davon, daß er sie gar nicht aussperren wollte.
    »Du, ich, zusammen sind wir perfekt«, flüsterte sie ihm zu, als sie voneinander ließen. Sie griff nach ihrem Cognacglas, das sie mitge-bracht hatte, und nippte kurz daran, bevor sie es ihm an den Mund hielt und ihn trinken ließ. »Aber es muß mehr werden. Es kann nicht damit getan sein, daß ich mich für eine Nacht hier im Haus heimlich zu dir ins Zimmer schleiche. O Gott, Angelo, trenne dich von ihr! Gib ihr eine anständige Abfindung und komm zu mir!«
    Aber Angelo sagte nur ganz ruhig: »Sie ist die Mutter meines Sohnes, Betsy.«
    Betsy nahm ihm das Cognacglas wieder ab, trank einen kräftigen Schluck und stellte es auf den Nachttisch. »Und außerdem scheinst du sie wirklich zu lieben, wie? Ja? Liebst du sie?«
    Angelo nickte

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