Der Clan
ihren hinter den dicken Brillengläsern schwimmenden Augen, waren ihre Hände - ungewöhnlich breit, zu breit für ihre sonstigen Proportionen; Hände wie Michelangelos David.
»Ich bin Mrs. Perino zu ewigem Dank verpflichtet«, sagte sie zu Angelo. »Mehr, als ich je im Leben zurückgeben kann. Diese Ausstellung ist die Erfüllung all meiner Wünsche. Selbst wenn ich heute nacht sterben würde, wäre mein Leben erfüllt.«
Cindy hatte die letzte Bemerkung mitgehört und kam herbei, um Amanda zu umarmen. »Würden Sie fünfzehnhundert für die Veilchen akzeptieren?« fragte sie. »Für die Gladiolen haben wir möglicherweise ein Angebot von dreitausend.«
»O Gott!«
»Auch für einen der anderen Akte liegt schon ein Gebot vor. Aber das nehme ich noch nicht an.«
»Großer Gott .«
Cindy lächelte. »Sie können schon mal das nächste halbe Jahr vor Ihrem Spiegel einplanen.«
Cindy war wieder schwanger, noch nicht sehr weit im Augenblick, aber wenn sie ausgezogen war, sah man es bereits. »Wärst du nicht in diesem Zustand«, sagte Angelo zu ihr, »müßte sie dich malen.«
»Das ist ein sehr schöner Zustand«, meinte Amanda.
Angelo fixierte Cindy einen Augenblick lang. Dann sagte er: »Ja, aber nur, wenn man so ein Bild lediglich bei uns zu Hause aufhängen würde, und auch da nur in einem sehr privaten Raum. Nicht hier.«
Und darauf einigten sie sich. Im Juli zog Amanda in die PerinoWohnung ein. Cindy stand ihr vier Stunden täglich Modell, und Amanda malte sechs.
Das Ergebnis war ein Bild, von dem Angelo sagte, er habe in seinem ganzen Leben kein schöneres Kunstwerk gesehen. Cindy stand, mit Stolz in Haltung und Blick, im Profil, so daß ihr schon leicht vorgewölbter Leib deutlich zu sehen und sogar noch besonders hervorgehoben war. Ihr Blick ruhte auf ihrem Leib, als sähe sie das in ihr keimende Lebewesen. Eine Hand lag darauf, nahe ihrem Nabel. Die andere hatte sie in die Hüfte gestützt. Da sie an heißen Sommertagen Modell gestanden hatte, zeigte ihr ganzer Körper deutlich einen leichten Schweißfilm. Auch diesen hatte Amanda erstaunlich naturgetreu eingefangen, ebenso wie jedes andere kleinste körperliche Detail Cindys. Es war dennoch mehr als nur die Arbeit eines naturgetreuen Illustrators, es war ganz eindeutig ein Kunstwerk.
Das Aktporträt Cindys kam wie vorgesehen in das Schlafzimmer, und nur einige sehr vertraute enge Freunde wurden des Privilegs teilhaftig, es dort betrachten zu dürfen. Natürlich sah es auch Dietz Keyser. Und Mary Wilkerson.
Angelo bezahlte Amanda fünfzehntausend Dollar für das Bild und beauftragte sie mit seinem eigenen Porträt, sobald er Zeit zum Modellsitzen fände.
Nummer eins nahm einen Schluck seines Canadian Club, der ihm eigentlich strikt verboten war. Er saß in seinem Rollstuhl auf der Veranda und blickte auf den Atlantik hinaus. Loren der Dritte saß auf einer Chaiselongue, Roberta, die jetzige Mrs. Hardeman, auf einem Polstersessel mit blumengemusterten Vinylkissen. Sie trank Scotch und rauchte.
»Die Börse gestern hat bei achtzehndreiviertel geschlossen«, sagte Nummer eins. »Vor zwei Jahren standen wir noch bei sechzig. Wir sind ganz schön arm geworden.«
»Das ist die allgemeine Wirtschaftslage«, sagte Loren. »Nachdem sie Nixon aus dem Amt gejagt haben ...«
»Und unser Marktanteil bei den Automobilen beträgt gerade noch zwei Prozent«, fuhr Nummer eins fort. »Und unsere Kühlschränke verkaufen sich auch nicht besonders, obwohl wir uns dieses teure Weib geleistet haben, damit sie im Fernsehen die Türen auf- und zumacht.«
»Der Preis für Kunststoffe ist wahnsinnig in die Höhe gegangen«, versuchte Loren zu erläutern.
»Für die anderen auch«, sagte Nummer eins nur.
»Alle kleineren Firmen drücken sie vom Markt raus«, sagte Roberta. »Ewig das gleiche. So geht es eben in der Wirtschaft. General Motors, General Electric und sonst nichts. Die können sich Einsparungen leisten, wie sie wollen. Wir nicht. So ist das nun mal.«
Nummer eins entging ihr »wir« nicht. Er zog die Augenbrauen leicht hoch. »Ich jedenfalls habe mich viele Jahre lang gut gegen die Konkurrenz geschlagen«, erklärte er. »Wie erklärst du das?«
»Du hast ein Auto gebaut, das die Leute tatsächlich haben wollten«, antwortete ihm Roberta. »Damals. Und das galt genauso für den Studebaker. Und für den Packard. Und für den Hudson und für den Nash. Einen Ford oder einen Chevy konnten die Leute sich jederzeit anschaffen, aber es gab eben auch welche,
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