Der Clan
tatsächlich recht haben. Wir geben auch zu, daß Sie recht haben, was den Deal mit den Japanern, mit Shizoka, angeht. Wir brauchen nicht darüber zu reden,
daß Nummer eins kein Auto mehr bauen und auch keine Verhandlungen mehr führen wird. Meine eigenen Fähigkeiten liegen woanders als im Automobilbau oder im Verhandeln mit japanischen Geschäftsleuten. Kurz und schlicht, wir brauchen Sie also. Hätten Sie je geglaubt, das ausgerechnet von mir zu hören?«
»Loren, aber ich brauche euch nicht.«
»Schon gut, das haben Sie nie. Sie sind nun mal so ein Glückspilz, der alles fertigbringt, was er anfaßt. Aber lassen Sie mich raten. Was Sie wirklich und allein in Feuer und Begeisterung bringt, ist, ein neues Auto zu bauen, ein ganz neues, ganz etwas anderes. So wie Lee Iacocca, der den Mustang baute, aber auch nicht seinen Namen darauf stehen hatte. Es ist eben ein Ford-Auto, kein Iacocca-Auto. Aber alle Welt weiß trotzdem, daß es sein Baby ist.«
Fast wörtlich, was Roberta sagte, dachte Angelo. Sie war also gestern abend heimgekommen, hatte Loren aufgeweckt und ihm alles eingetrichtert, was sie vorher schon zu ihm gesagt hatte - ganz, wie sie es ankündigte. Amüsant. Loren war tatsächlich nichts weiter als Robertas Bauchredner. Er redete herunter, was sie ihm eingesagt hatte.
»Was mich meinerseits«, fuhr Loren fort, »in Feuer und Begeisterung versetzt, ist, dafür zu sorgen, daß die Firma weiterexistiert, blüht und gedeiht. Wir können offen reden, Angelo. Natürlich haben Sie Grund genug, mich zum Teufel zu wünschen. Aber können wir das alles nicht einfach hinter uns lassen? Sie wollen das Auto Ihrer Vorstellung und Phantasie bauen. Die Chance dazu kriegen Sie aber weder bei Ford noch bei GM oder Chrysler. Sondern nur bei uns, und wir geben Sie Ihnen. Wir servieren Sie Ihnen sogar auf dem Tablett. Nummer eins und ich, wir brauchen einen, der uns einen Wagen baut, mit dem die Firma gerettet wird. Ich brauche doch sicher nicht ausdrücklich zu betonen, wie schwer es gerade mir fällt, das alles zu sagen, oder? Aber ich tue es und bitte Sie also: Kommen Sie wieder zu uns, und bauen Sie Ihr Auto.«
Angelo sah ihn an und sagte: »Vizepräsident für Forschung und Entwicklung. Nicht als Angestellter, sondern als Berater. Ein Fünfjahresvertrag. Mit voller Einhaltung durch die Firma, auch wenn es nicht klappen sollte. Ein Vorkaufsrecht für Aktien. Alles schriftlich. Dazu eine weitere, nicht schriftlich fixierte Abmachung, daß Sie, Loren, sich voll raushalten. Sie können sich in dem Prestige sonnen, es fertiggebracht zu haben, Angelo Perino noch einmal anzuheuern, und ich, daß ich das Ding gebaut habe.«
»Um den Brei herum reden Sie wirklich nicht.«
»Irgendwelche Einwände?«
»Nein, ich akzeptiere. Wieviel Geld?«
»Sagen wir, eine halbe Million pro Jahr. Wie wird Nummer eins das schlucken?«
»Lieber Angelo, als ob Sie nicht wüßten, daß es keine Rolle mehr spielt, ob und wie Nummer eins etwas schluckt oder nicht. Wie lange hat er noch zu leben? Beziehungsweise, wie lange bleibt er noch klar im Kopf? Wollen wir doch offen bleiben, Angelo. Das ist eine Sache nur zwischen mir und Ihnen. Kann es jedenfalls sein. Nummer eins können wir vergessen.«
1977
1
Im Laufe seiner insgesamt fünf Reisen, die er 1976 nach Japan unternahm, gefiel Angelo das Land zunehmend besser. Zweimal nahm er Cindy mit, die bei dieser Gelegenheit eine Kooperation mit einem japanischen Galeristen für eine Einzelausstellung eines Bildhauer namens Cho Seichi in New York vereinbarte. Seichi schuf hervorragende kleine Bronzen von Vögeln, Tieren und Blumen. Bei seiner ersten Japanreise 1976 hatte sie Angelo nicht begleiten können, weil sie damals kurz vor der Geburt ihres dritten Kindes stand.
Ihr Sohn John war 1973 auf die Welt gekommen, ihre Tochter Anna 1975. Als Angelo in Japan war und sie kurz vor dem Ende ihrer dritten Schwangerschaft stand, hatte Cindy nach einem Haus in der Westchester County und der Grenze von Connecticut zu suchen begonnen und ihm auch angekündigt, ihn gleich nach seiner Rückkehr zur Besichtigung einiger Objekte, die sie ausgesucht hatte, mitzunehmen.
Angelo hatte zwar ein Büro im Bethlehem-Werk in Detroit, war aber nie öfter als höchstens zwei Tage pro Woche dort. Die übrige Zeit arbeitete er in seinem eigenen Büro in New York. Es war Teil seiner Abmachung mit Loren, daß nicht von ihm erwartet wurde, sich ständig in Detroit
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