Der Clan
amerikanische Autor.«
»Ah, ja! Ja. ja. Sehr beliebt auch in Japan. Sie mögen beisoburu ?«
Baseball. Ja. Ja, sagte er. Baseball mochte er.
»Ah! Mögen Sanders Kjuefack?«
»Sandy Koufox? Ja, ja.«
Das half viel dazu, daß ihr etwas angespanntes Lächeln nun lockerer wurde. »Sie haben gesehen Kabuki-Theater?«
»Nein, leider noch nicht. Möchte ich aber gerne.«
»Sie müssen unbedingt«, sagte sie. »Sehr schön.
Zur angemessenen Zeit verließen sie das Teehaus wieder. Geishas - die klassischen Geishas jedenfalls - setzten ihre Unterhaltung der Gäste nicht über das Essen, den Sake, das Singen und die Konversation hinaus fort. Keijo fragte ihn im Taxi, ob er noch ein Mädchen für die Nacht benötige. Angelo bedankte sich höflich: nein, brauchte er nicht.
2
Brauchte er nicht, weil im Hotel schon Betsy auf ihn wartete.
Betsy war allerdings mittlerweile ein Problem geworden. Für ihre Familie und für ihn gleichermaßen. Nachdem sie Max van Ludwig los war und für ihren Vater nur äußerste Geringschätzung übrig hatte, nicht weniger als für ihren Urgroßvater, schien sie ihren Ehrgeiz darein zu setzen, sich zu den sogenannten beautiful people zu gesellen, jenen Reichen und Sorglosen, die nichts als »frei und ungebunden« durch die Welt zigeunerten und deren Annehmlichkeiten genießen wollten und für sonst nichts Sinn hatten. Wie sollte sie auch? Sie hatte Anrecht auf etwas Hardeman-Einkommen, das ihr ihre Großmutter Sally vererbt hatte. Sie bekam eine monatliche Apanage von Nummer eins und hatte außerdem vereinbarungsgemäß eine großzügige Abfindung von Max van Ludwig erhalten. Da hatte sie finanziell wahrlich ausgesorgt und konnte sich unabhängig fühlen. Wenn sie ihr Geld nicht gleich sinnlos mit vollen Händen zum Fenster hinauswarf, konnte ihr eigentlich nichts mehr passieren.
Truman Capote hatte über sie geschrieben:
Weitaus schöner, als Doris Duke zu sein je träumen konnte, wenn auch mit weniger Klasse und entschieden nicht so reich wie sie, sucht sie sich offensichtlich erst noch ihren Platz in der Welt, was sich daran zeigt, daß sie sich konsequent an Leute unter ihrem eigenen Niveau hält; einige davon sind überhaupt unter jedermanns
Niveau. So ist sie beispielsweise sogar mit dem Pomadenjüngling gesehen worden. (Falls jemand nicht weiß, wer damit gemeint ist: Elvis Presley.) Da war wenigstens ihre kurze Affäre mit einem William Holden noch ein wenig besser. Die Dame trinkt wie ein Bierkutscher, reist pausenlos in der Weltgeschichte herum und hat den Ruf, so viele Skrupel zu haben wie Lucrezia Borgia, nämlich gar keine. Das alles macht sie zweifellos zu einer sehr interessanten Vier-undzwanzigjährigen. Wenn sie es nun gar noch schaffen sollte, nicht in der Gesellschaft der Biersäufer unterzugehen, könnte sie sogar eine noch ganz faszinierende Zukunft haben.
Sie unterhielt eine Wohnung in London, wo der fünfjährige Loren van Ludwig sie - falls zutraf, was Capote über ihren Lebensstil geschrieben hatte - überraschend oft zu sehen bekam. Mammi reiste viel, schon richtig, aber Mammi kam auch immer wieder heim, blieb manchmal sogar wochenlang und war in dieser Zeit ganz für ihn da. Sie ging, nachdem sie ihn zu Bett gebracht hatte, nur selten aus. Tagsüber widmete sie sich ihm mit langen Spaziergängen in den Londoner Parks oder Bootsfahrten auf der Themse. Als sie zu einer Bootsparty bei Richard Burton und Elizabeth Taylor auf deren Jacht eingeladen wurde, die ein wenig oberhalb des Tower auf der Themse ankerte, nahm sie ihn auch dorthin mit. Sie nannte ihn stets Loren den Vierten und ließ auch in Interviews immer wieder anklingen, daß sie ihn natürlich für den Nachfolger ihres Vaters an der Spitze von Bethlehem-Motors hielt.
Sie spielte Blackjack in Londoner Clubs und gewann auch noch, zum Ärger der Direktionen. Sie mußte vor das Schnellgericht wegen Alkohol am Steuer und verlor ihren Führerschein, woraufhin sie beleidigt gleich ihren Wagen verkaufte. Man liebte ihre tiefdekolletierten Kleider, ihre superkurzen Miniröcke, ihre Winzigkeiten von Bikinis und ihre Bereitschaft, immer schnell mal lächelnd für ein Foto zu posieren.
Nummer eins bekam nicht mehr sehr viel von alledem mit, aber was er erfuhr, ließ ihn jedesmal zornig hochfahren. Loren reagierte auf die Geschichten aus London über sie eher resigniert, wenn auch ebenfalls ungehalten.
Manchmal war sie spurlos verschwunden. Eben dies hatte sie auch jetzt gerade wieder einmal geschafft. Kein
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