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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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kaufte etwas in einem Laden für Kaschmir- und schottische Wollsachen. Sie hatten sich hier verabredet. Sie werde gegen fünf und bis er kam in der Arcade einkaufen, hatte sie gesagt.
    Es war ihm klar, daß es keine so gute Idee war, sich mit ihr hier zu treffen. Aber er hatte seine Gründe. Sie war tückisch und eine Lügnerin. Aber auch ehrgeizig. Vielleicht konnte sie ihm nützen. So ganz war sie ihm denn doch nicht gewachsen, fand er.
    2
    Sie wohnte im Hilton und legte großen Wert darauf, dort abends für Anrufe aus Detroit erreichbar zu sein, die - man konnte die Uhr danach stellen - pünktlich um sechs kamen. Was Loren anging, so war Roberta für Weihnachtseinkäufe und einige Theaterbesuche in London. Vielleicht wußte er ja, daß auch Angelo zu dieser Zeit in London war, oder vielleicht auch nicht. Jedenfalls erzählte sie ihm stets, daß sie den ganzen Tag Shopping gewesen sein und dann anschließend ins Theater gehe, mit einem späten Abendessen hinterher und dann um eins ins Bett. Das war dann acht Uhr abends in Detroit, und da konnte sie sicher sein, daß er schon zu viel in der Krone hatte, um noch einmal anzurufen.
    Angelo wohnte im Dukes Hotel am St. James’s Place. Das war ein kleines, altes, sehr traditionelles Hotel, das er nur durch die Empfehlung von Anne, der Prinzessin Aljechin, kannte. Er war am Montag angekommen, eine Woche vor Weihnachten, und wollte am Donnerstag wieder heimfliegen. Roberta war schon seit Freitag da und wollte am Freitag wieder zurückfliegen. Sie hatten also drei Nächte zusammen.
    »Ich habe dir ein Geschenk gekauft«, sagte sie, als sie aus dem Geschäft kam und sie aus der Arcade hinausgingen.
    Sie reichte ihm eine Schachtel. Er blieb im Eingang der Arcade stehen und machte sie auf. Ein Burberry-Regenmantel. Er wußte nicht genau, was so ein Ding kostete, aber soviel wußte er, daß ein
    Burberry nicht unter 500 Dollar zu haben war. Nicht gerade ein Bagatellgeschenk.
    »Ich muß los«, sagte sie, »damit ich den Anruf von meinem Hausnarren nicht versäume. Es bleibt beim Abendessen, ziemlich früh ja? Wir müssen einiges Ernsthafte bereden. Und ich möchte alles beim Essen erledigen, damit uns die ganze Nacht fürs Bett bleibt.«
    Auf diesen Ablauf hatten sie sich schon zuvor geeinigt. Angelo nickte also nur noch. »Die ganze Nacht.«
    »Mein kleiner Ficker«, murmelte sie ihm zu und entschwand.
    Während sie ins Hilton zurückkehrte, um auf Lorens Anruf zu warten, saß Angelo in Harry’s Bar im Keller des Park Lane Hotels, trank Scotch und wartete auf sie. Er probierte den Burberry an. Paßte genau. Den würde er wohl am Kennedy-Airport beim Zoll deklarieren müssen, und dann natürlich zu Hause. Dort wollte er sagen, daß er ihn sich selbst gekauft habe, ganz spontan.
    Das Verhältnis mit Roberta paßte ihm eigentlich gar nicht. Mit Betsy hatte er auch eines, gut, aber das war ganz etwas anderes. Roberta war ein Typ mit Ellenbogen, resolut, laut, und, wie sie gerade vorhin wieder bewiesen hatte, auch durchaus mit einer Vorliebe für zuweilen wenig damenhafte vulgäre und obszöne Reden. Er wollte sich lieber gar nicht erst vorstellen, wie laut und obszön sie wohl werden würde, wenn er versuchte, Schluß zu machen. Er traute ihr nicht über den Weg.
    Er überlegte, ob er nicht Cindy anrufen sollte. Er hatte da etwas herausgefunden, von dem sie wohl glaubte, er habe keine Ahnung davon: daß sie mit diesem Fatzke Keyser herummachte. Na ja, was konnte er schon groß sagen. Roberta, Betsy ...
    Roberta war eine Nervensäge. Aber sie konnte nützlich sein. Nein, im Gegenteil. Es wäre viel nützlicher, einen weiten Bogen um sie zu machen. Betsy wiederum ... lieber Gott, Betsy war doch mehr. Wie konnte man als Mann schon nein zu Betsy sagen? Aber Cindy! Himmel noch mal, sie war schließlich die Mutter seiner Kinder! Und tatsächlich noch viel mehr. Er liebte sie doch. Wirklich. Verdammt, ja doch! Da gab es gar keinen Zweifel. Und sie liebte ihn auch, das stand genauso fest. Wenn sie also mit diesem Dietz rumfummelte, dann war das eben wirklich nur das und nicht mehr: bißchen fummeln, herum-machen. Spielen, mehr nicht. Er ließ sie ja auch wirklich viel zu oft allein. Was erwartete er denn da? Daß sie es sich selber machte?
    Roberta hatte sich umgezogen, wahrscheinlich auch gebadet. Sie kam in die Bar gerauscht, als gehöre ihr der Laden. Sie benahm sich grundsätzlich immer so, als gehöre ihr alles. Sie hatte offensichtlich gleich zwei Burberrys gekauft. Den anderen

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