Der Clan
fragte Angelo.
Schroeder atmete erst einmal tief durch. »Es ist etwas peinlich, und ich wollte wirklich, ich müßte das nicht sagen. Aber, nun ja, also es ist so. Es gibt eine sehr starke Tendenz hier in Greenwich -wenn sie sich auch nicht immer durchsetzt - Leute von ... mediterraner Herkunft von der Wohngegend Cos Cob fernzuhalten.«
»Mit anderen Worten, Italiener?« forschte Angelo.
Schroeder nickte. »Aber auch Spanier, und selbst Franzosen. Es tut mir wirklich leid. Die Idee stammt nicht von mir und ich unterstütze sie auch nicht, aber ich bin natürlich damit befaßt und muß es beachten.«
»Inwiefern?« fragte Angelo.
»Das erste Problem«, sagte Schroeder, »ist schon mal, überhaupt einen Hausbesitzer zu finden, der an Sie verkaufen würde. Das zweite besteht darin, daß ich Konsequenzen der Maklervereinigung zu gewärtigen hätte, würde ich für Sie den Kauf eines Hauses arrangieren, auch außerhalb von Cos Cob. Auf jeden Fall aber würden die Banken ganz sicherlich schon irgend etwas finden, Ihren Kaufkreditantrag abzulehnen.«
Da hatte Angelo sich lächelnd zu Cindy umgedreht. »Sieh an, sieh an«, und dann zu Schroeder gesagt: »Auch ganz offen gesagt Mr. Schroeder, bis jetzt war es mir eigentlich schnurzegal, ob wir hierherziehen würden oder nicht. Aber jetzt werden wir es ganz sicher tun. Wollen wir wetten?«
3
Cindys älterer Bruder Henry Morris war Präsident der Bergbaufirma Morris Mining. Nach ihrer Hochzeit und vor ihrer Abreise nach Europa hatten Angelo und Cindy ihn und seine Frau in ihrem Haus in Pittsburgh besucht. Seitdem hatten sie sie etwa ein halbes dutzendmal gesehen. Sie hatten zu jeder Geburt eines ihrer Kinder und danach zu jedem ihrer Geburtstage großzügige Geschenke von ihnen bekommen und zu Weihnachten für die ganze Familie, immer sehr ausgesuchte und passende Sachen.
Henry verfügte über einen lebhaften Witz. »Dein neues Ge-sicht«, sagte er beispielsweise zu Angelo, »ist prima Arbeit. Ich hoffe, man kann davon ausgehen, daß das jetzt endlich die endgültige Version ist.«
Henry hatte seine Stellung ererbt, aber bedeutend mehr daraus gemacht als etwa Loren Hardeman der Dritte. Er hatte einen Titel der Bergbauakademie von Colorado und war bei den US-Marines Leutnant in Vietnam gewesen. Er hatte zu der Zeit, als Cindy sich als Rennstrecken-Groupie betätigte, sein Bedauern darüber geäußert, ihr aber nicht eigentlich gegrollt deswegen. Er war jetzt neununddreißig, und das hieß, daß seine kleine Schwester mit einem Mann verheiratet war, der sogar neun Jahre älter war als er selbst. Angelo hatte keinen Zweifel, daß Henry ein anderer Schwager als er lieber gewesen wäre, doch er schien sich damit abgefunden zu haben und brachte ihm den angemessenen Respekt entgegen.
Henry Morris war etwa von gleicher Größe und Gestalt wie Angelo. Tatsächlich konnte man sogar sagen, die beiden ähnelten sich etwas. Henry hatte allenfalls eine etwas förmlichere Art als Angelo; er trug beispielsweise stets korrekt Anzug, außer auf dem Golfplatz. Er rauchte noch immer gelegentlich eine Zigarette, war aber schon von zwei Päckchen pro Tag auf ein halbes Dutzend herunter, also auch insofern »politisch korrekt«, wie das inzwischen üblich war. Er trank nur Wein und Bier und keine harten Spirituosen. Angelo war er eine Spur zu seriös, aber wenn das denn sein einziger Makel sein sollte, konnte er sich mit einem solchen Schwager allemal arrangieren und sich sogar glücklich schätzen, fand er.
Bei einem Dinner in ihrer Wohnung in Manhattan mit ihm erzählte Cindy ihrem Bruder ihr Erlebnis in Greenwich.
»Schlimm«, sagte Henry, »daß es immer noch Leute dieser Denkart gibt. Wenn ihr wirklich entschlossen seid, dorthin zu ziehen, könnt ihr darauf bauen, daß es Bundesgesetze gegen Wohnungsdiskriminierung gibt. Vor jedem Bundesgericht .«
»Ach, Bundesgericht«, sagte Angelo. »Das fechte ich viel direkter aus. Sei mir nicht böse, aber ich habe einige Erkundigungen eingezogen. Zum Beispiel, daß deine Morris Mining alle Bankgeschäfte mit der Consolidated Pennsylvania Bank abwickelt. Und die hält dreizehn Millionen an Byram Digital Equipment, einem langsamen Zahler. Der Generaldirektor von Byram wiederum ist ein gewisser Roger
Murdoch, und der ist Vorsitzender der Republikaner in Greenwich sowie Präsident der historischen Gesellschaft von Greenwich, und letztes Jahr war er im Turnus Vorsitzender der Kampagne Greenwich United Way; und, und, und. Also, ein kleines Wort
Weitere Kostenlose Bücher