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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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deinen nackten Teenager anzustarren«, sagte Cindy, als er weg war. »Der macht mich ganz jipperig.«
    »Und mich erst«, ergänzte Amanda.
    »Lieber Gott, Amanda ...«
    »Komm, hören wir auf, um den Brei herumzureden«, sagte Amanda.
    Als kurz nach sechs die Haustürglocke läutete, lief Cindy eilig ins Bad, um sich anzuziehen und ihre Frisur zu richten, bevor Angelo mit dem Lift nach oben kam.
    Er nahm einen Cognac und besah sich das Bild auf der Staffelei. »Interessant ...«, murmelte er.
    »Ich glaube, ich kaufe es«, sagte Cindy.
    1978
    1
    Eine Woche vor Weihnachten flog Angelo nach London zu einer Konferenz mit britischen Bankern und Automobilhändlern, die sich grundsätzlich interessiert gezeigt hatten, das projektierte neue Modell von Bethlehem-Motors über eine Franchisekette in England und Schottland zu vertreiben. Die Sitzungen zogen sich hin, aber ein Erfolg, nämlich ein Vertrag, zeichnete sich schließlich ab.
    »Sagen Sie mal«, fragte einer der Gesprächspartner in einer Verhandlungspause im Cafe Royal, »wie soll er denn eigentlich heißen, der neue Wagen? Aber sagen Sie bitte nicht: Sundancer.«
    »Nein, ganz bestimmt nicht Sundancer. Das kann ich Ihnen versprechen.«
    »Also wie?«
    »Daran wird noch gearbeitet«, erklärte Angelo nur.
    In der Tat, es wurde daran gearbeitet. Eine ganze Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit dem Thema. Das war Lorens Gebiet. Er liebte Ausschüsse und Arbeitsgruppen. Er gab freimütig zu, daß er technisch vom Autobauen nichts verstand, aber er hielt sich dafür desto mehr darauf zugute, groß im Marketing zu sein. Er hatte also einen Ausschuß eingesetzt, der sich einen Namen für das neue Modell überlegen - und nicht nur überlegen, sondern das optimale Ergebnis finden sollte. Immer freilich unter der Voraussetzung (oder Annahme), der neue Wagen werde tatsächlich gebaut, was für Loren jedenfalls noch längst keine ausgemachte Sache war.
    Denn er hatte ja nur das Sagen. Nachdem Nummer eins nicht mehr da war, hielt er das Firmensteuer nun endlich allein in der Hand. Angelo hatte zwar etwas läuten hören, der Alte habe kurz vor seinem Tod noch ein neues Testament verfaßt, mit dem Betsy und ihr Sohn
    Loren enterbt werden sollten und Loren die alleinige Firmenleitung bekam. Doch das Testament, das dann eröffnet wurde, enthielt nichts dergleichen und auch nichts Überraschendes. Betsy erbte. Anne, Prinzessin Aljechin, erbte. Alleiniger Firmenchef war nun Loren, der mit seinen eigenen Anteilen stimmen konnte, allerdings die Mitkontrolle durch die Hardeman-Stiftung dulden mußte. Doch deren Stimmen waren so verteilt, daß die Mehrheit für ihn immer gewährleistet war. Mit anderen Worten, Loren kontrollierte auch den Vorstand, den er nun auf fünf Mitglieder reduzierte: sich selbst, Roberta, Randolph und Mueller als Stiftungstreuhänder, sowie den Kongreßabgeordneten Briley. Wenn er Narr genug war, konnte er jetzt, ohne daß ihn jemand hätte hindern können, das Projekt des neuen Wagens einfach stoppen und sich auf seinen alten Lieblingswunsch konzentrieren, nur noch Zubehör- und Zulieferteile zu produzieren. Oder gleich die ganze Klitsche abstoßen und sich zur Ruhe setzen. Und das könnte er jederzeit damit begründen (und würde es auch), der Alte, Nummer eins, habe ihm eine Firma hinterlassen, die ohnehin auf dem absterbenden Ast und schon dabei war, den Bach runterzugehen, und die niemand mehr hätte retten können, so daß es schon besser war, der Familie weitere Verluste durch sie zu ersparen und mit ihr von dem zu leben, was noch übrig war.
    Es war Angelo klar, daß der Tod von Nummer eins ihn nun ganz ohne Rückendeckung hinterlassen hatte. Entschloß sich Nummer drei, die Sache abzublasen, hatte er niemanden mehr, bei dem er Hilfe suchen konnte.
    Nach dem Essen im Cafe Royal war er mit zweien der Banker zu einer separaten zusätzlichen Sitzung zurück in die City gefahren. Kurz vor fünf fand er anschließend ein Taxi zurück zur Regent Street. Wen die Weihnachtsdekorationen der Geschäfte dort nicht anrührten, dachte er, dem konnte eigentlich nichts mehr auf der Welt helfen. Deshalb entschloß er sich, zu Fuß weiter bis zum Hotel zu gehen. In London war es zur Weihnachtszeit bereits um fünf Uhr nachmittags dunkel. Um so heller glitzerten die Dekorationen vor dem schwarzen Himmel.
    Er bog von der Regent Street nach Westen zur Piccadilly ab, betrat die Burlington Arcade und begann, sich die Schaufenster zu betrachten.
    Und da sah er sie. Roberta. Sie

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