Der Clan
abgelegt. Unauffällige junge Damen mit ihrem ewig servilen Lächeln und Verbeugen eilten pausenlos herein und hinaus und brachten oder holten Akten, die gebraucht wurden. Das einzig Persönliche in Keijos Büro war ein Foto seiner Familie und eine Vase mit Blumen - jetzt, zu dieser Jahreszeit, mit Chrysanthemen.
»Wenn ich Mr. Beacon etwas mitgeteilt hätte«, sagte Keijo, »dann wäre es Versicherung gewesen, daß nötige Anpassungen genau wie vorgesehen nach Plan erfolgen, auch, was Termine angeht, mit Ausnahme allerdings, daß Motor etwa hundertfünfundzwanzig Dollar teurer werden wird als vorgesehen.«
Angelo schüttelte sofort den Kopf. »Das ist ausgeschlossen, Keijo. Das würde unsere ganze Konkurrenzfähigkeit ruinieren. Der Konkurrenzkampf ist enorm. Das muß korrigiert werden. Fünfzig
Dollar kann ich gerade noch verkraften. Aber hundertfünfundzwanzig könnten die Kluft zwischen Erfolg und Mißerfolg sein.«
Keijo beantwortete auch dies mit einem seiner Kopfnicken, von dem man nicht wußte, ob es bereits eine Verbeugung war. »Wenn ich Frage stellen dürfte? Wird Ihre Firma imstande sein, eigene projektierte Kosten zu halten?«
»Gute Frage«, sagte Angelo. »Da renne ich gegen Mauern. Pausenlos muß ich mich mit diesen ewigen Forderungen nach Berichten, Zwischenberichten, Zustandsberichten und was noch alles herumschlagen. Diese Bürokratisierung des ganzen Geschäftslebens ist der moderne amerikanische Fluch. Überall hocken sie, die Erbsenzähler, und versuchen einem einzureden, wie wichtig sie sind, und daß sie wissen müssen, was dies kostet und was jenes 1982 kosten wird. Dabei weiß ich noch nicht mal, was es 1980 kostet.«
»Es ist Resultat von Unsicherheit«, sagte Keijo. »Männer ohne Mut zu Risiko wollen immer wissen, was ist nächstes Jahr und was ist übernächstes Jahr, statt sich darauf konzentrieren, was dieses Jahr ist.«
»Wem sagen Sie das«, nickte Angelo. »Jeden Tag habe ich damit zu tun. Aber, damit wir nicht vom Thema abkommen, versuchen Sie inzwischen doch, von diesen hundertfünfundzwanzig Dollar herunterzukommen. «
»Werden unser Bestes tun.«
»Wir verschiffen Ihnen nächsten Monat eine Prototypkarosserie und ein Chassis. Handgefertigt. Ich lasse es direkt von Detroit mit einer 747er Frachtmaschine nach Tokio einfliegen. Ich komme dann selbst dazu, wenn Sie den Motor einbauen. Haben Sie bis dahin einen verfügbar?«
»Wird bereitstehen, ja.«
»Und dann jagen wir das Dings mal tüchtig über die Teststrecke, Sie und ich - falls alles paßt.«
»Wird passen«, versicherte Keijo mit breitem Lächeln.
»Weiß ich, weiß ich. Übrigens, Sie haben mich doch gestern abend gesehen, nicht? Und die junge Dame auch? Und Sie wissen doch, wer sie ist, nicht wahr?«
»Geht mich nicht an.«
»Das mag wohl sein, aber Sie wissen es natürlich trotzdem. Wenn ich Sie bei uns in Amerika in einem Hotel mit einer Frau sehen würde, wüßte ich auch, wer sie ist, und wenn nicht, würde ich es herauskriegen. Busineß, lieber Freund. Sie könnten mir vertrauen, daß ich das nicht ausplaudern würde, und genauso vertraue ich Ihnen. Wir sind doch Freunde, oder?«
Keijo nickte. »Wir sind Freunde«, versicherte er mit Nachdruck und Ernst.
4
»Er hat dich darauf angesprochen?« fragte Betsy.
»Ja, hat er. Aber nur, um mir zu versichern, daß ich mir keine Sorgen über seine Diskretion zu machen brauche.«
»Weißt du, so clever du auch sein magst«, sagte sie, »so naiv bist du manchmal.«
»Ich vertraue dem Mann«, erklärte Angelo schlicht.
»Davon rede ich doch nicht. Ich rede davon, daß du anzunehmen scheinst, mein lieber Vater habe sich im Bett verrollt und stelle sich tot. Glaube das nur ja nicht. Der paßt mit Luchsaugen auf dich auf. Er beobachtet dich auf Schritt und Tritt und wartet nur darauf, daß du über irgend etwas stolperst.«
»Stolpern ist seine Spezialität, dafür ist er doch allgemein bekannt. Im Gegensatz zu mir.«
»Ach ja? Und wie war das vor sieben Jahren? Da hat dich Nummer eins ganz schön aufs Kreuz gelegt. Alles hast du aufgegeben und hinten angestellt für das, was er angeblich wollte, wie er dich glauben machte, was aber nur die feine Art war, dir den Kopf runterzureißen. Zugegeben, mein lieber Vater ist nicht annähernd so gut wie sein Großvater. Aber er ist immerhin ebenfalls ein Hardeman.«
»Warte es ab, Betsy«, sagte Angelo, »ich nehme ihm die verdammte Firma ab, ob es ihm paßt oder nicht.«
»Auf meine Hilfe kannst du zählen«,
Weitere Kostenlose Bücher