Der Clan
ungewöhnlichen Sitzung an einem 27. Dezember. Prinzessin Anne hatte nicht im Traum daran gedacht, zu erscheinen, genausowenig Myron Goldman, der Banker. Peter Beacon, technischer Vizepräsident von XB, saß dafür breit und selbstbewußt in einem der Stühle hinter dem Vorstandstisch.
Roberta hatte sich in ihrem Vorstandssessel etwas zurückgesetzt. Sie trug einen dicken, weißen Strickpullover mit Zopfmuster, rauchte, und vermied es, Angelo direkt anzusehen.
Loren starrte Angelo einen Augenblick an, als wolle er ihn zurechtweisen, allgemein und wegen seiner Freizeitkleidung, verkniff sich es aber. Statt dessen fiel er sofort mit der Tür ins Haus. »Wann kriegen wir nun endlich mal Ihr Auto auf der Teststrecke zu sehen?«
»Auf der Teststrecke ist es schon. In Japan.«
»Sie wollen uns doch wohl nicht zumuten, daß wir da rüberfliegen müssen, um es zu sehen?«
»Falls Sie es vor, sagen wir, März sehen wollen, dann ja. Im März haben wir dann auch hier ein halbes Dutzend Exemplare auf der Teststrecke.«
»Eingeflogen aus Japan«, bemerkte Beacon. »Nicht eines hier montiert.«
Angelo sah ihn kühl an. »Sobald Sie Ihre neue Qualitätskontrolle installiert haben, können wir auch hier montieren. Aber bis dahin eben nicht. Beim gegenwärtigen Tempo schätze ich, daß Shizoka an die tausend Wagen in den Ausstellungsräumen und auf den Straßen in Japan haben wird, bevor wir hier den ersten ausliefern können.«
»Sie sind mir vielleicht ein Patriot, Angelo«, sagte Loren. »Sie scheinen wirklich mehr Vertrauen in die Japaner zu setzen als in unsere eigenen Leute. Sie haben ein neues Auto auf den Teststrecken da drüben, von denen keiner von uns hier irgend etwas gesehen hat. Da ist doch unmöglich. Nicht einmal Filme haben wir zu sehen bekommen.«
»Also schön, Loren. Gleich nach Neujahr können Sie ja mit mir rüberfliegen und sich das Ding ansehen und von mir aus auch selber fahren. Kein Problem, jederzeit. Kein Mensch versteckt es vor Ihnen. Nur können Sie es eben nicht sehen, wenn Sie hier in Detroit auf Ihrem Stuhl sitzen.«
»Sie wollen mir erzählen, Sie können hier bei uns nicht einmal einen Prototyp montieren?«
»Es kostet eine Menge Geld, Loren, einen Prototyp zu montieren. Wir versuchen doch schließlich, die Kosten niedrig zu halten. Außerdem, Loren, wenn wir hier in aller Eile einen Prototyp zusammenzimmern und damit Tests fahren und auch nur eine Tür fällt uns weg, dann läuft das noch am selben Tag im ganzen Land über den letzten Fernsehsender, und zwar in den Hauptabendnachrichten, vergessen Sie das nicht. Denn nicht nur unser XB-Qua-litätskontrolle ist mangelhaft, sondern auch der XB-Sicherheitsdienst. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich fliege Ihnen sechs oder sieben Wagen aus Japan herüber, und mit denen ziehen wir die große Schau ab. Von denen fällt keine Tür weg, das garantiere ich Ihnen.«
»Wie denn?« fragte Beacon dazwischen. »Was macht Sie denn da so sicher? Diese Burschen von Shizoka reden doch nicht mal mit uns.«
»Das tun sie sehr wohl. Aber nur über mich, das ist so ausgemacht. Die Japaner sind anders als wir, verstehen Sie. Ich habe eine Beziehung mit ihnen aufgebaut. Es brauchte nur eine dumm laufende Unterhaltung zwischen einem von denen und jemandem von uns, und das ganze Klima und damit die ganze Beziehung wäre versaut.« Er wandte sich wieder an Loren. »Aber wenn wir zusammen hinfliegen, dann kann ich Ihnen sagen, was Sie denen sagen sollen, was nicht und wie.«
Loren lief rot an. »Wie war das? Sie sagen mir, was ich sagen darf und was nicht? Sagen Sie mal, wer, glauben Sie eigentlich, ist der Chef dieser Firma?«
»Diese Firma«, entgegnete Angelo kühl, »hat nur eine einzige Überlebenschance, nämlich den XB-Stallion. Für den Namen danke ich Ihnen noch einmal, Loren. Er ist großartig. Aber diese Chance hängt von der engen Zusammenarbeit zwischen uns und Shizoka ab. Wenn irgend jemand dämlich oder unsensibel dazwischenfunkt, dann sind Sie, Loren am nächsten Tag Chef von gar nichts mehr. So sieht es aus.«
»Chef von gar nichts mehr bin ich höchstens«, gab Loren hitzig zurück, »wenn dieses Auto nicht für weniger als sechstausend Dollar auf den Markt kann. Aber Ihre japanischen Spezis haben es ja offenbar nicht nötig, unsere Fragen hinsichtlich der Kosten auch nur zu beantworten. Wie sieht es denn mit deren eigener Kostenkalkulation überhaupt aus?«
»Ich muß wohl mit vierzig Dollar über den Voranschlägen für den Motor rechnen,
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