Der Clan
Tunte machen, aber das ist unsere Privatsache. Du machst das jedoch öffentlich mit ihm.«
»Ts«, sagte Angelo achselzuckend, »und was soll ich also tun, damit es allen recht ist? Mich hinlegen und totstellen, damit der gute Loren sich nicht so kastriert vorkommt? Mal ganz offen gesagt, Roberta, Lorens Männlichkeit oder Selbstbewußtsein sind mir schnurzegal. Meinetwegen gibt es ihn, ich habe nichts dagegen. Allerdings hängt er mir langsam zum Halse raus.«
»Du mußt doch nicht ständig so demonstrativ vorführen, daß du ihn gerade nur noch tolerierst.«
»Na, immerhin will er mich doch ausdrücklich loswerden, nicht?«
Sie nickte. »Das allerdings. Gleich, wie.«
»Ich weiß nicht«, sagte Angelo, »warum ich nicht den Rat meines Vaters befolge. Er hat es mir hundertmal gesagt, >Hör endlich auf, den Hardemans den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Das sind die doch gar nicht wert. Mach deine eigenen Sachen. < Wirklich, warum mache ich es nicht?«
»Na, warum?«
»Weil meine Sache das Autobauen ist. Früher habe ich die Dinger auch gefahren. Aber jetzt ist es halt das Autobauen. Der Stallion ist mein Baby, das erste. Ich habe mich wieder mit den Hardemans verbündet, weil sie das einzige Werk sind, das ich schlucken und zum Bau weiterer Autos benutzen kann.«
»Wie war das? Du kannst es schlucken?«
»Habe ich es vielleicht nicht schon einmal gemacht?«
»Loren liquidiert das Werk lieber, als es dir zu überlassen!«
»Meinetwegen kann er ja die Rolle von Henry Ford spielen. Er kann seinen Namen ruhig am Werksgelände stehen haben. Solange ich die Freiheit habe, Autos nach meinen Vorstellungen zu bauen, ist mir das völlig egal. Meine Leute, mit denen ich arbeite und die ich genauso respektiere wie sie mich, wissen, wer das Sagen hat und wer die Autos tatsächlich baut.«
Roberta stocherte in ihrem Essen herum. »Etwas ironisch, wie? Wir reden hier darüber, wie wir Lorens Eier in Soße packen, so wie die Dinger hier auf dem Teller.«
Angelo warf einen Blick durch das Restaurant. Er wurde den Gedanken nicht los, daß nichts weniger überraschend wäre, als wenn Betsy hereinkäme.
»Angelo ...«
»Wir wollen mal Klartext reden, Roberta«, unterbrach er sie. »Sag mir: Auf welcher Seite stehst du, wenn es zum Schwur kommt?«
Sie holte tief Luft und zögerte eine Weile. »Ich weiß es nicht«, bekannte sie schließlich.
»Na, dann wollen wir nur hoffen, daß es zu diesem Schwur gar nicht erst kommt.«
Die Lammhoden waren nur ein Horsd’œuvre. Roberta griff zur Karte und studierte sie. »Sag mir, mein Lieber«, fragte sie, »was willst du eigentlich mit mir machen, wenn wir im Hotel sind?«
»Was möchtest du denn?«
»Daß du mir den Hintern versohlst. Ich möchte das, Angelo. Ich habe dich ja schon einmal darum gebeten. Ich bin erst in acht Tagen wieder in Detroit. Bis dahin sind alle Striemen wieder weg.«
Er senkte den Blick und schüttelte den Kopf. »Nein, Roberta, solches Zeug mache ich nicht.«
»Nicht einmal, wenn ich dich darum bitte? Eben das tue ich doch gerade! Ich verrate dir etwas. Ich mache das auch mit Loren. Ich mit ihm. Aber er darf es mir nicht machen. Da hast du noch einen großen Unterschied zwischen dir und Loren.«
Angelo schüttelte noch einmal den Kopf.
»Du hältst mich für ein bißchen pervers, wie? Was der Bauer nicht kennt, frißt er nicht, meinst du?«
»De gustibuts non est disputandum«, erklärte Angelo.
»Ja«, sagte Roberta, »aber auch: chacun à son goût, ja? Ich weiß nicht, was du willst, ich kriege doch die Dresche! Denk doch nur mal, was ich dir da für ein Geständnis ablege, wenn ich dich darum bitte, mir den Arsch vollzuhauen! Angelo, ich möchte es von dir.«
Er sah sie an und mußte lächeln. »Na ja, wie Daddy immer sagte: Sei den Damen immer zu Gefallen, sofern es sich machen läßt.«
3
Von Betsys herrlicher Suite im ehester Terrace hatte man einen großartigen Blick über den Regent’s Park. Angelo hoffte nur, daß dies eine Gegend war, in die Roberta nicht kam, weil sie keinen Grund dazu hatte. Er konnte auch davon ausgehen, dachte er, daß Betsy wohl nichts dagegen haben würde, wenn er ein Restaurant in ihrer eigenen Nachbarschaft aussuchte und sich nicht etwa darauf kaprizierte, irgendwo, Gott behüte, in Mayfair speisen zu wollen -wo das Hilton nicht weit war.
Zum Glück hatte sie selbst die Idee, ihm ein winziges tschechisches Restaurant gleich bei der Marylebone Road zu zeigen. Dort war sie bekannt, und sie bekamen einen
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