Der Clan
bleiben, nur um Natalie Wood zu sehen.
Und sie war großartig. Angelo hatte ihr ausdrücklich diesen Text genehmigt: »Es ist zwar kein Wagen für mich selbst, vermute ich. Ich lebe ja in Europa, wo die Straßen enger sind und wo es keine Tempolimits gibt, und ich fahre einen Lamborghini. Aber wenn ich nach Hause komme und ein Auto miete, dann kann ich mir durchaus diesen XB Stallion vorstellen. Für die amerikanische Art, Auto zu fahren, muß es schon der beste Wagen sein, den man kriegen kann: sicher, zuverlässig und sparsam.«
Angelos Sekretärin in seinem New Yorker Büro klopfte an und kam herein. »Da ist jemand Seltsamer am Telefon«, sagte sie. »Der Mann besteht darauf, unbedingt mit Ihnen persönlich zu sprechen, und daß Sie ihn auch ganz bestimmt anhören wollen. Aber seinen Namen will er nicht sagen.«
»Na, dem erzähle ich schon was«, sagte Angelo und griff nach dem Telefon. »Hallo?«
»Wir kennen uns, Mr. Perino.«
»Wie soll ich das wissen, wenn Sie nicht mal sagen, wer Sie sind.«
»Wer ich bin, ist ganz unwichtig. Ich habe aber etwas, das Sie haben wollen. Ich kann veranlassen, daß Sie es ausgehändigt bekommen, als Gegenleistung für eine ... Überlegung.«
»Ach ja? Und was ist das?«
»Eine Videokassette, Mr. Perino. Aufgenommen 1974 im Hause Hardeman in Palm Beach. Womöglich erinnern Sie sich an meine Mutter. Sie war Mr. Hardemans Sekretärin.«
»Mrs. Craddock«, sagte Angelo.
»Sie erinnern sich also. Nun, auch ich habe für Mr. Hardeman gearbeitet. Vielleicht erinnern Sie sich daran, daß ich für seine Wachhunde zuständig war. Außerdem war ich für das Alarmsystem zuständig. Also, jedenfalls hat mir Mr. Hardeman damals den Auftrag gegeben, versteckte Videokameras und Mikrophone im Haus einzubauen und gewisse Ereignisse in gewissen Räumen aufzuzeichnen. Und eben dies habe ich getan. Dieses spezielle Band, von dem ich rede, war eines seiner Lieblingsbänder. Die Darstellerstars darauf sind Sie und Miss Elizabeth Hardeman. Ist es erforderlich, daß ich Ihnen eine nähere Beschreibung gebe?«
Angelo überlegte kurz, ob der Mann die Bänder von Nummer eins wohl kopiert habe; aber wirklich nur kurz. Nummer eins war bestimmt zu intelligent, um ihm das zu ermöglichen. Aber wie auch immer, warum sollte dieser Idiot zwei Jahre lang nach dessen Tod gewartet haben, um seine Erpressung zu starten? Nein, nein. Betsy hatte die ganzen Bänder ja vernichtet. Doch der Mann hatte sie zweifellos gesehen.
»Was schwebt Ihnen denn so vor?« fragte er kühl.
»Es ist mir und meiner Mutter in den letzten Jahren nicht so gut gegangen, seit Mr. Hardeman starb. In seinem Testament hat er uns nicht gerade überschwenglich bedacht. Ich denke da so an ein paar tausend für Leute, die hart um ihre Existenz kämpfen .«
»Jetzt hören Sie mal gut zu, Craddock. Erstens haben Sie gar keine Kassette. Sie sind nämlich alle vernichtet worden.«
»Das glauben Sie? Wissen Sie, wie einfach es ist, ein Videoband zu kopieren, Mr. Perino?«
»Und zweitens sind mir nur zwei Möglichkeiten bekannt, mit einem Erpresser umzugehen. Erstens, man bezahlt ihn, zweitens, man bringt ihn um. Welche Möglichkeit, glauben Sie wohl, ziehe ich für Sie in Erwägung?«
6
Wie eine Verkaufsrakete schoß der XB Stallion nicht gerade in den Erfolgshimmel. Ein Wall-Street-Analytiker hatte seine Leser daran erinnert, daß dieser neue Wagen von einem Hersteller stamme, der sich in den letzten fünf Jahren ständig am Rande des Bankrotts bewegt hatte, weil er sich zu lange an einen alten Erfolg klammerte, nämlich den des längst überholten Sundancer , folglich noch immer jeden Tag pleite machen könnte. Dennoch, die Händler verkauften ihre Anfangsbestände von je zehn Stück alle noch vor Weihnachten und bestellten ausnahmslos nach. Im Februar verkauften sie bereits im Durchschnitt vier Stallion pro Woche, im März schon sechs.
Der Stallion verkaufte sich durch die Mundpropaganda. Den ersten Käufern gefiel er. Im Juni 1981 gab XB Motors zudem bekannt, es werde kein Modell 1982 geben. Der Stallion bedurfte keiner größeren Veränderungen, weder innen noch außen. Also würden Käufer auch das ganze Jahr 1982 hindurch noch immer das aktuelle Modell haben. Kleine Veränderungen schließe das nicht aus, wie sie auch bereits erfolgt seien und weiter vorgenommen würden.
Der Wagen war solide gebaut, sicher, komfortabel und sparsam im Verbrauch.
Bei der Vorstandssitzung, bei welcher Angelo verlangte, daß es kein eigenes
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