Der Clan
Modell 1982 geben sollte, empfahl er gleichzeitig die Produktionseinstellung des Sundancer. Loren pflichtete ihm bei, und die altehrwürdige Familienkutsche, die noch Nummer eins in die Welt gesetzt hatte, starb eines stillen Todes. Die Händler bestellten sowieso schon keine mehr. Sie wollten ihren ganzen Ausstellungsplatz für den Stallion zur Verfügung haben.
1981 1
Im März 1981 brachte Betsy ein Mädchen zur Welt, das sie nach ihrer Großmutter Sally taufte. Das Kind mußte Sally Hardeman heißen, weil es nicht gut den Namen seines Vaters, des Psychiaters, tragen konnte.
Max van Ludwig hatte einen sehr ausgeprägten Sinn für Ehre. Er flog nach London und brach dem Psychiater den Kieferknochen. Der Psychiater erzählte aller Welt, er sei von der Treppe gestürzt.
Loren van Ludwig verließ in diesem Frühjahr das Elternhaus, um die St. George’s School zu besuchen. Sein Vater hatte es arrangiert, daß er dort eingeschrieben werden konnte. Er übernahm auch die ganzen Kosten dafür, obwohl Betsy erklärt hatte, sie sei durchaus imstande, das Schulgeld selbst zu bezahlen. Sie war mit ihrem ExMann einig, daß der Junge einen Teil seiner Ausbildung später in einer französischen höheren Schule erhalten sollte, um dann sein Universitätsstudium in Amerika zu absolvieren. Er sollte ein kosmopolitischer Mensch werden.
2
Im Juni flog Angelo nach London zu einer Konferenz mit britischen Geschäftspartnern, die am Import des XB Stallion interessiert waren. Es kam eine Vereinbarung zustande, die britischen Wagen in Manchester montieren zu lassen. Die Antriebssysteme sollten direkt aus Japan dorthin verschifft werden, und natürlich sollte der Stallion für Britannien Rechtssteuerung bekommen.
Er wohnte im Dukes Hotel und fand in seinem Zimmer, als er dort eingezogen war, eine Vase mit Blumen und eine Karte von Betsy vor. Noch schlimmer war, daß auch Roberta eine telefonische Nachricht hinterlassen hatte; sie wohnte im Hilton.
Er schützte bei Betsy für den ersten Abend ein Geschäftsessen vor und verabredete sich mit Roberta.
Sie trafen sie in Harry’s Bar. »Wir müssen uns sorgfältig etwas ausdenken«, sagte er zu ihr. »Lorens Tochter lebt hier in London. Und ich bin auch nicht gerade eine unbekannte graue Maus. Wenn irgendwer mich mit dir sieht und erkennt und es ihr sagt ... du verstehst.«
»Kein Problem«, sagte Roberta. »Mich kennt ja niemand.«
»Das ist nicht der springende Punkt.«
»Mein Lieber, ich muß dich ja auch nicht in der Öffentlichkeit treffen. Nur privat.«
»Gut, schön. Aber nicht morgen abend. Ich habe Einladungen ins Theater und zum Dinner danach.«
»Du kannst mich auch um drei Uhr morgens anrufen.«
»Und am Morgen gleich wieder in Geschäftskonferenzen gehen? Hör mal ...«
»Wir müssen nicht nur miteinander reden, Angelo«, sagte Roberta grimmig, »sondern es auch miteinander treiben. Beides.«
Er nickte ergeben. »Ich freue mich auf das eine, aber das andere interessiert mich eigentlich weniger.«
»Wollen wir mal wetten, daß niemand aus Betsys Bekanntschaft unser kleines libanesisches Restaurant kennt? Ich will da wieder Lammhoden essen!«
Sie gingen die kurze Strecke durch enge Straßen bis zu dem Restaurant, und Roberta erzählte ihm über den Lammhoden und köstlichen Nahostoliven mit libanesischem Wein das Neueste von Loren.
»Hank Ford mußte sich von Lee Iacocca trennen«, sagte sie. »Es ging nicht anders. Schließlich steht auf dem Firmengebäude der Name Ford. Und das erzählt er auch ständig jedermann. Müßte er aber seinen eigenen Fähigkeiten entsprechend arbeiten, dann könnte er bestenfalls Manager der Gemüseabteilung eines Supermarkts werden. Loren ist durchaus bewußt, daß dies ähnlich ebenfalls für ihn gilt.«
»Na ja, so weit unten stelle ich ihn nicht einmal hin«, sagte Angelo. »Zum Manager eines Woolworth-Ladens würde es allemal reichen.«
Roberta lächelte bitter. »Sämtliche großen Artikel über den Stallion — vom >Wall Street Journal< bis zu >Time<, >Newsweek<, >Forbes<, Business Week< und was weiß ich noch alles - nennen dich als den Mann, der den Stallion baute und die Firma rettete. Wundert es dich da noch, daß Loren dich haßt?«
»Die Idee, vielleicht dankbar zu sein, kommt ihm wohl überhaupt nicht, wie?«
»Ach, komm. Du hast einen Hampelmann aus ihm gemacht. Ein zweites Mal sogar schon. Er ist immerhin der offizielle Präsident einer Firma, die alle Welt neuerdings deine Firma nennt. Ich kann ihn ja zu Hause zur
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