Der Clan
versuchte weiter, bis zur Tür zu kommen. Loren schoß noch einmal, verfehlte ihn aber völlig. Seine Kugel schlug in die Wand.
Loren zielte zitternd ein drittes Mal. Nicht nur seine Hand zitterte, auch sein Kiefer.
Craddock schrie und schrie.
Roberta nahm Loren die Pistole weg, zielte ihrerseits und schoß. Sie traf Craddock mitten in die Brust. Er schrie nicht mehr.
Loren taumelte zur Bar.
»Nein!« brüllte ihn Roberta an. »Nichts da! Wir müssen das sofort beseitigen. Der muß weg. Wir brauchen einen Wagen. Du trinkst nicht einen einzigen verdammten Tropfen mehr, verstanden?«
»Ich mußte das tun«, stammelte Loren.
»Ja, natürlich, du mußtest«, nickte sie. »Aber du mußtest nicht gleich wieder alles versauen, verdammt!«
5
Zumindest »versauten« sie den Rest der Sache nicht mehr. Als die Leiche gefunden wurde und identifiziert war, wurden auch sie von der Polizei befragt, aber lediglich deshalb, weil Craddock einst in Diensten von Nummer eins gestanden hatte. Die Verbindung von Craddock zu Mr. und Mrs. Loren Hardeman Drei war so entfernt, daß die Ermittler sie gar nicht erst weiterverfolgten. Den gleichen Schluß zogen sie auch, was die Beziehung zwischen Craddock und Angelo Perino anging. Angelo brauchte lediglich telefonisch zu bestätigen, daß er Craddock natürlich gekannt, aber zum letztenmal bei seinem letzten Besuch in Palm Beach kurz vor dem Tod des alten Mr. Hardeman gesehen hatte.
Mrs. Craddock weinte laut, beharrte aber darauf, keine Ahnung zu haben, warum ihr Sohn in Detroit gewesen sei.
6
Tadashi Komatsu wollte keinen japanischen XB 2000 bauen.
»So einen Wagen können Sie in Amerika und Europa verkaufen«, sagte er, »aber sonst nirgends, glaube ich. Sie bauen ihn, wir bauen ihn, und dann konkurrieren wir damit. Nein, dazu ist der Markt nicht groß genug.«
»Ich hatte gehofft, wir könnten damit eine Partnerschaft eingehen«, sagte Angelo.
Mr. Tadashi verbeugte sich, aber kopfschüttelnd.
»Auch andere Firmen«, sagte Angelo, »nicht nur Sie, beschäftigen sich bereits mit Epoxidharzen und mit der Technologie, sie zu vernünftigen Kosten zu verwenden. Immerhin, ich bin von Ihren Ergebnissen beeindruckt. Würden Sie uns eine Lizenz dafür geben?«
»O gewiß doch, natürlich.«
»Leihen Sie mir Keijo Shigeto? Er könnte mit seiner Familie ein Jahr oder zwei bei uns in Amerika leben. Ich schätze seine Fähigkeiten als Ingenieur sehr.«
»Gewiß. Wenn er es selbst will.«
7
Cindy war ebenfalls wieder schwanger. Sie wollte noch viel segeln, bevor es ihr Zustand nicht mehr erlaubte. Bill Adams hatte ihr und Angelo die Grundbegriffe des Hochseesegelns mit seiner 35-Fuß-Jolle Eve beigebracht. Zusammen mit Alicia bildeten sie eine Vierercrew, die keine Mühe mehr hatte, das große Boot zu beherrschen.
Bill segelte nicht gern an den Wochenenden, also hatte man sich auf einen Dienstag im August geeinigt. Sie segelten im Long Island Sound westlich und ankerten zum Lunch in der Little Neck Bay. Während Cindy und Alicia in der Kombüse die Lunchpakete auspackten, unterhielten die Männer sich am Heck.
»Normalerweise rede ich ja nicht über Geschäfte beim Segeln«, sagte Bill Adams, »aber überall hört man, Sie seien dabei, aus dem XB einen Sportwagen zu machen.«
»Das stimmt. Ich will die Modellpalette erweitern. Der Stallion ist ein Erfolg .«
»Er hat die Firma gerettet«, unterbrach ihn Bill Adams.
»Das werde ich nicht dementieren«, sagte Angelo und prostete ihm mit seinem Martini zu.
»Und man hört, daß Sie die neue Karosserie aus Epoxidharzen bauen wollen.«
Angelo nickte. »Auch das ist richtig. Das Zeug ist härter als Stahl und wiegt nicht mal halb soviel. Damit brauchen wir für gleiche Leistung keinen so starken Motor, der obendrein Unmengen Benzin säuft.«
»Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen. Wenn Sie nichts dagegen haben, meine ich.«
»Nie.«
»Ich habe Ihnen vor einiger Zeit schon mal von diesem Firmenpiraten in New Jersey erzählt, der sein Auge auch auf XB geworfen hatte. Er heißt Herbert Froelich und ist Präsident von Froelich & Green Incorporated. Die Leute haben sich in den letzten acht, neun Jahren ein halbes Dutzend Industriefirmen der mittleren Größenordnung unter den Nagel gerissen. Keine davon existiert inzwischen mehr. Sie kaufen auf, verscherbeln, was da ist, einzeln mit Gewinn und liquidieren dann. Jetzt, da XB wieder sehr viel besser dasteht, versuchen sie das Geld zusammenzukriegen, um alle Aktien aufzukaufen, die
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