Der Clan
Firmenrecht, es einer Firma unmöglich zu machen, ihr Management zu verändern.«
»Und ohne dieses neue Zeugs kann der Wagen nicht gebaut werden?« wollte Briley, der frühere Abgeordnete, wissen.
»Das ganze überkandidelte Projekt«, knurrte Loren verdrossen, »hängt daran und an noch ein paar genauso ausgefallenen und noch völlig unerprobten Dingen.«
»Ich kann uns das Material beschaffen«, sagte Angelo.
»Ach, was? Und wie?«
»Die Sache ist die, Herrschaften. Mr. Tadashi will die Lizenz zwar nicht der Firma geben, aber mir. Ich kann eine Firma gründen, die das Material produziert und es dann an XB Motors verkauft.«
»Und was müssen wir dafür hinlegen?« fragte Loren.
»Gar nichts, bis ich das fertige Produkt liefere«, erklärte Angelo.
»Meine Firma produziert das Epoxidharz, fertigt Karosserien für den XB 2000 damit und verkauft diese als Zulieferer an XB zu einem Preis, der wahrscheinlich unter dem bleibt, den die Herstellung in einem eigenen XB-Werk kosten würde.«
Jetzt meldete sich James Randolph, der Stiftungsdirektor, zu Wort. »Es erscheint mir aber doch gesetzlich und ethisch einigermaßen zweifelhaft, daß ein Manager an seine eigene Firma verkauft.«
Da stand Angelo auf und überreichte Loren ein vorbereitetes Schreiben. »Hiermit«, sagte er, »erkläre ich meinen Rücktritt als Vizepräsident von XB Motors. Falls XB Motors beschließen sollte, den XB 2000 nicht zu bauen, habe ich anderes zu tun. Wenn aber, dann verkaufe ich Ihnen die Karosserien dazu. Außerdem biete ich auch weiterhin meine Dienste als Berater an, wenn Sie das wünschen sollten. Meine Anwälte haben mir gesagt, es sei absolut alles korrekt an einem solchen Arrangement. Auch ethisch ist daran nicht das mindeste zu beanstanden, nachdem ich hier soeben meine Karten offen auf den Tisch gelegt habe.«
»Darf ich vielleicht fragen, wie Sie das Geld für all das aufzubringen gedenken?« erkundigte sich Loren.
»Ach, wissen Sie«, sagte Angelo lächelnd, »ich habe ja nun auch ein bißchen eigenes Geld, wie Ihnen bekannt ist. Und Cindy ebenfalls. Sie ist Hauptaktionärin von Morris Mining. Na ja, und außerdem könnte ich ja auch noch meine XB-Aktien abstoßen.«
»Der Vorstand hier«, schaltete sich nun Roberta ein, »hat den Bau des XB 2000 bereits einmal beschlossen. Mr. Perino hat uns längst auch öffentlich darauf festgelegt. Der einzige Grund, an eine Revision dieses Beschlusses zu denken, war diese Sache mit dem Karosseriematerial. Wenn wir dies aber bekommen können .«
»... dann ist eigentlich alles klar«, ergänzte Loren hastig und wandte sich an Roberta. »Du bist also dafür, daß wir weitermachen?«
»Es hat sich doch nichts verändert«, sagte sie. »Unser soeben zurückgetretener Vizepräsident hat sich uns verpflichtet.«
»Also gut, dann möchte ich die Zustimmung des Vorstands zum Aushandeln eines Vertrages mit Mr. Perino, dessen Rücktritt ich übrigens annehme.«
Roberta nahm Angelo draußen vor dem Konferenzraum beiseite.
»Eines Tages legst du dich noch mal selber aufs Kreuz vor lauter Raffiniertheit«, sagte sie. »Aber wie ich die Sache einschätze, dürfte diese Epoxidharzgeschichte das einzige an dem ganzen Projekt sein, das etwas taugt. Wie hast du denn das mit den Japsen fertiggebracht?«
»Roberta, ich schwöre bei Gott, ich war’s nicht. Von mir hat Mr. Tadashi das mit den Übernahmegerüchten nicht erfahren. Du selbst hast mir doch von diesem Firmenpiraten in New Jersey erzählt und von der Möglichkeit, daß du mit Loren nach Paris gehst. Mein Wort, ich habe das keiner Menschenseele erzählt, und schon gar nicht irgendwem in Japan.«
Sie seufzte. »Na gut, wenn du es sagst. Aber du kriegst den besten Teil des Bratens.«
»Mag sein.«
»Schwöre mir noch etwas«, sagte sie finster.
»Was denn?«
»Schwöre mir, daß du nicht Betsy geschwängert hast.«
Angelo nickte. »Ich schwöre es.«
Sie musterte ihn böse. »Ich glaube es dir trotzdem nicht.«
»Tja, harte Fragen stellen und dann doch skeptisch sein über die Antworten?« meinte Angelo. »Wie wäre es denn mal mit einer Frage von mir an dich und Loren? Wollt ihr mir schwören, daß ihr nichts mit dem Tod von Burt Craddock zu tun hattet?«
»Wer ist Burt Craddock?« sagte Roberta.
»Vielen Dank. Du hast mir die Frage gerade eben beantwortet.«
1983 1
Am 28. Januar brachte Betsy einen Knaben zur Welt. Angelo konnte nicht gut nach London fliegen, um bei ihr zu sein. Das hätte manchen Leuten bereits zuviel
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