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Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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abzufallen. Ab und zu fuhr ein Windstoß durch den Garten und ließ die Blätter tanzen.
    Â»Als wir uns vor einigen Monaten in Hofu begegnet sind, habe ich versprochen, im Herbst die Adoption mit dir zu besprechen«, sagte Takeo. »Du wirst verstehen, dass es die Schwangerschaft meiner Frau ratsam erscheinen lässt, mit offiziellen Maßnahmen noch etwas zu warten.«
    Â»Wir hoffen alle von Herzen, dass Lady Otori Ihnen einen Sohn schenkt«, erwiderte Zenko. »Meine Söhne haben ja naturgemäß keinen Vorrang vor den Ihren.«
    Â»Mir ist bewusst, welch großes Vertrauen du meiner Familie geschenkt hast«, sagte Takeo. »Dafür bin ich dir sehr dankbar. Ich betrachte Sunaomi und Chikara als meine eigenen Kinder …« Er glaubte, Zenkos Enttäuschung zu spüren, und dachte: Ich muss ihm als Entschädigung etwas bieten . Er schwieg kurz.
    Seinen Töchtern hatte er zwar das Gegenteil versprochen, und außerdem hielt er nichts davon, Kinder zu jung zu verheiraten, aber er hörte sich sagen: »Ich möchte dir vorschlagen, dass Sunaomi und meine Tochter Miki heiraten, sobald sie beide volljährig sind.«
    Â»Das ist eine sehr große Ehre.« Zenko schien von diesem Vorschlag nicht gerade überwältigt zu sein, doch seine Worte waren angemessen höflich. »Ich werde Ihre unvergleichliche Güte mit meiner Frau besprechen, wenn wir die offiziellen Dokumente bekommen haben, in denen alle Details dieses Heiratsangebotes dargelegt sind: welchen Besitz sie erhalten werden, wo sie leben sollen und so weiter.«
    Â»Selbstverständlich«, sagte Takeo und dachte: Ich muss die Sache auch mit meiner Frau besprechen. »Die beiden sind noch sehr jung. Wir haben noch viel Zeit.« Immerhin habe ich das Angebot gemacht. Er kann nicht behaupten, ich hätte ihn beleidigt.
    Kurz darauf gesellten sich Shigeko, Hiroshi und die Miyoshibrüder zu ihnen und man begann, über die militärische Verteidigung im Westen zu diskutieren, fragte sich, ob die Fremden eine Bedrohung darstellten oder nicht, erörterte, mit welchen Produkten und Rohstoffen sie handeln wollten. Takeo erwähnte den Spiegel und fragte ganz nebenbei, ob man viele solcher Dinge in Kumamoto kaufen könne.
    Â»Gut möglich«, antwortete Zenko ausweichend. »Ich nehme an, sie werden über Hofu eingeführt. Frauen lieben solche Neuheiten! Ich glaube, meine Frau hat mehrere dieser Spiegel geschenkt bekommen.«
    Â»Dann halten sich in Kumamoto keine Fremden auf?«
    Â»Bestimmt nicht!«
    Zenko hatte Aufzeichnungen und Belege über all seine Aktivitäten mitgebracht: die Waffen, die er hatte schmieden lassen, der Salpeter, den er erworben hatte. Alles schien in bester Ordnung zu sein und er wiederholte seine Schwüre von Treue und Ergebenheit. Takeo blieb nichts anderes übrig, als seine Belege als ehrlich, seine Treuebekundungen als ernsthaft zu betrachten. Er erzählte kurz von dem geplanten Besuch beim Kaiser, obwohl er wusste, dass Kono längst mit Zenko darüber gesprochen hatte. Er betonte seine friedlichen Absichten und teilte Zenko mit, dass ihn sowohl Hiroshi als auch Shigeko begleiten sollten.
    Â»Und was ist mit Lord Miyoshi?«, fragte Zenko und warf einen Blick auf Kahei. »Wo wird er nächstes Jahr sein?«
    Â»Kahei wird in den Drei Ländern bleiben«, antwortete Takeo. »Doch bis zu meiner wohlbehaltenen Rückkehr wird er sich in Inuyama aufhalten. Gemba begleitet uns nach Miyako.«
    Niemand erwähnte, dass der Großteil der Streitkräfte des Mittleren Landes unter Miyoshi Kaheis Befehl an der Ostgrenze warten würde Dennoch würde Zenko irgendwann davon erfahren. Takeo dachte kurz an die Gefahr, die es bedeutete, das Mittlere Land ungeschützt zu lassen – aber sowohl Yamagata als auch Hagi waren durch eine Belagerung im Grunde nicht einzunehmen und im Übrigen waren diese Städte nicht schutzlos. Kaede würde Hagi gegen jeden Angriff halten und in Yamagata würden Kaheis Frau und Söhne das Gleiche tun.
    Sie redeten bis in den späten Abend, während Wein und Essen gereicht wurden. Als Zenko sich verabschiedete, sagte er zu Takeo: »Eine Sache gibt es noch. Würden Sie mit auf die Veranda kommen? Ich würde gern unter vier Augen mit Ihnen darüber reden.«
    Â»Natürlich«, stimmte Takeo freundlich zu. Es regnete wieder. Der Wind war kalt – Takeo war müde,

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