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Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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nicht nur wie ein Mann, sondern du trinkst auch wie einer!«, sagte er bewundernd.
    Â»Ich kann auch wie ein Mann führen«, versicherte sie ihm.
    Â»Zweifellos. Aber wie gesagt – den Menschen des Stammes gefällt es nicht, dass du von Takeo ernannt worden bist. Die Angelegenheiten der Mutofamilie sind noch nie von Kriegsherren geregelt worden …«
    Â»Takeo ist mehr als ein Kriegsherr!«, wandte Shizuka ein.
    Â»Wie ist er denn an die Macht gekommen? Genau wie jeder andere Kriegsherr, indem er jede Gelegenheit genutzt hat, gnadenlos mit seinen Feinden umgegangen ist und all jene verraten hat, denen er die Treue geschworen hatte.«
    Â»Das ist nur eine mögliche Sichtweise auf ihn!«
    Â»Es ist die Sichtweise des Stammes«, sagte Yoshio und lächelte über das ganze Gesicht.
    Â»Aber die Ergebnisse seiner Herrschaft sind überall zu sehen«, sagte Shizuka. »Fruchtbares Land, gesunde Kinder, reiche Kaufleute.«
    Â»Frustrierte Krieger und arbeitslose Spione«, entgegnete Yoshio, trank seinen Wein aus und füllte die Becher noch einmal. »Bunta, du bist sehr schweigsam. Sag du Shizuka, dass ich Recht habe.«
    Bunta setzte den Becher an die Lippen und sah Shizuka beim Trinken über den Rand hinweg an. »Es liegt nicht nur daran, dass Takeo dich ernannt hat oder dass du eine Frau bist. Sondern man hat dich wegen anderer Dinge in Verdacht, wegen viel schlimmerer.«
    Yoshio lächelte nicht mehr, sondern kniff die Lippen zusammen und starrte zu Boden.
    Â»Man hat sich immer gefragt, wie Takeo den Stamm in Maruyama aufstöbern konnte, obwohl er niemals dort gewesen war. Laut Gerüchten hatte Lord Shigeru seit Jahren Aufzeichnungen über den Stamm angelegt. Seine Freundschaft mit Kenji ist allgemein bekannt, aber Shigeru wusste so viel über den Stamm, dass Kenji nicht die einzige Quelle gewesen sein kann. Irgendjemand hat ihn mit Informationen versorgt.«
    Als Bunta verstummte, richteten beide Männer ihren Blick auf Shizuka, die jedoch nichts erwiderte.
    Â»Die Leute meinen, dass du das getan hast und dass Takeo dich zum Oberhaupt der Mutofamilie ernannt hat, um dich für deinen jahrelangen Verrat zu belohnen.«
    Das Wort hing wie ein Schlag im Raum.
    Â»Vergib mir«, fügte Bunta rasch hinzu. »Ich will damit nicht sagen, dass ich zu diesen Leuten gehöre. Ich will dich nur warnen. Wenn Akio sich diese Gerüchte zu Nutze macht, und das wird er bestimmt, dann wird es gefährlich für dich.«
    Â»Das ist alles lange her«, sagte Shizuka vorgetäuscht fröhlich. »Während Iidas Herrschaft und des Bürgerkrieges haben sich viele auf eine Art verhalten, die manals Verrat bezeichnen könnte. Zenkos Vater hat sich gegen Takeo gewandt, nachdem er sich mit ihm verbündet hatte, doch wer würde ihm das vorwerfen? Jeder wusste, die Arai würden früher oder später mit den Otori um die Kontrolle über die Drei Länder kämpfen. Die Otori haben gesiegt und der Stamm hat sich an den Sieger gehalten, wie er es immer getan hat und weiter tun wird.«
    Â»Hm«, brummte Yoshio. »Nun sieht es so aus, als wollten die Arai die Otori noch einmal herausfordern. Niemand glaubt ernsthaft, dass Takeo brav ins Exil geht, egal, was bei dem Wettkampf in Miyako herauskommt. Er wird zurückkehren und kämpfen. Er könnte Zenko im Westen besiegen, vielleicht auch Saga im Osten, obwohl das weniger wahrscheinlich ist, aber er kann nicht beide besiegen. Wir sollten uns an den Sieger halten …«
    Â»Und dann werden die Kikuta ihre Rache nehmen«, sagte Bunta. »Sie haben lange genug darauf gewartet. Sie wollen deutlich machen, dass niemand dem Stamm für immer entkommt.«
    Shizuka kamen diese Worte wie ein geisterhaftes Echo vor, denn das Gleiche, Takeos Zukunft betreffend, hatte sie vor Jahren Kaede in Terayama gesagt.
    Â»Du kannst dich selbst retten, Shizuka, und die Mutofamilie höchstwahrscheinlich auch. Du musst nur Zenko als Oberhaupt der Familie anerkennen. Wir gehen auf Abstand zu Takeo, bevor er besiegt wird. Wir werden uns von ihm nicht in den Abgrund reißen lassen, und die Geheimnisse deiner Vergangenheit wird man dann auf sich beruhen lassen.«
    Â»Dem wird Taku niemals zustimmen«, sprach Shizuka ihre Gedanken laut aus.
    Â»Das wird er, wenn du es ihm als Oberhaupt der Familie und als seine Mutter befiehlst. Er hat keine Wahl. Außerdem ist Taku ein

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