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Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Sorge. Wir sind Verbündete und werden bald Verwandte sein.«
    Takeo blieb gegenüber den Überredungsversuchen Sagas standhaft, aber höflich. Die Freuden, auf die sie verzichteten, waren nicht sehr groß, denn während der heißesten Wochen brütete die Hauptstadt im Talkessel vor sich hin, und die kurz bevorstehende Regenzeit würde Feuchtigkeit und Schimmel mit sich bringen. Dem wollte er Shigeko nicht aussetzen und schon gar nicht Sagas immer hartnäckigerem Werben um ihre Hand. Er selbst sehnte sich danach, wieder zu Hause zu sein, die kühlen Seewinde in Hagi zu spüren, Kaede und seinen Sohn zu sehen und das Problem mit Zenko ein für alle Mal zu lösen.
    Lord Saga erwies ihnen die große Ehre, sie in der ersten Woche ihrer Heimreise bis Sanda zu begleiten, wo er ein Abschiedsfest veranstaltete. Saga verstand sich sowohl auf Einschüchterung als auch auf Charme, aber als das Fest vorüber war und man endgültig Abschied voneinander genommen hatte, wurde Takeo leichter um das Herz. Er hatte nicht erwartet, in einem solchen Triumph zurückzukehren. Er genoss die Gunst und Anerkennung des Kaisers und Saga hatte ihm durchaus ernsthafte Angebote für ein Bündnis gemacht. Die östliche Grenze war damit vor einem Angriff sicher, und ohne Sagas Unterstützung würde Zenkos Ehrgeiz mit Sicherheit so sehr dahinschwinden, dass er sich unterwerfen und Takeos Legitimität als Herrscher akzeptieren würde.
    Â»Wenn es Beweise dafür gibt, dass er bei Takus Tod seine Hand mit im Spiel hatte, wird er bestraft werden. Aber wenn es irgendwie möglich ist, werde ich ihn um meiner Frau und Shizukas willen am Leben lassen.«
    Er war bis Sanda mit großem Prunk in der Sänfte gereist. Aber nachdem Saga sie verlassen hatte, legte er erleichtert die eleganten Gewänder ab und ritt wieder auf Tenba. Bis zu diesem Punkt war Hiroshi auf Tenba geritten, denn das Pferd wurde nervös und unbeherrschbar, wenn es nicht täglich bewegt wurde. Nun saß Hiroshi auf seinem alten Pferd Keri.
    Â»Das Mädchen, Mai, hat mir erzählt, dass Ryume, Takus Pferd, im gleichen Moment gestorben ist wie sein Herr«, sagte er zu Takeo, als sie nebeneinanderritten. »Aber ob es auch erschossen wurde, ist nicht sicher.«
    Es war ein heißer Tag und der Himmel war wolkenlos. Die Pferde schwitzten stark, als das Gelände auf dem Weg zum fernen Gebirge immer steiler wurde.
    Â»Ich kann mich gut daran erinnern, wie wir die Fohlen zum ersten Mal gesehen haben«, erwiderte Takeo. »Du hast sofort erkannt, dass es Rakus Söhne waren. Für mich waren sie das erste Zeichen einer neuen Hoffnung und eines neuen Lebens, das unweigerlich dem Tod entspringt.«
    Â»Ich werde Ryume fast genauso sehr vermissen wie Taku«, sagte Hiroshi leise.
    Â»Zum Glück deutet nichts darauf hin, dass die Otoripferde aussterben. Ja, ich glaube sogar, sie werden durch deine kenntnisreiche Pflege immer besser. Ich hatte gedacht, nie wieder ein Pferd wie Shun zu besitzen, doch ich muss gestehen, dass mir Tenba sehr große Freude bereitet.«
    Â»Es war ein harter Brocken, aber er hat sich gut entwickelt«, sagte Hiroshi.
    Tenba war bislang ruhig getrabt, doch bei den Worten von Hiroshi warf er den Kopf hoch, drehte sich nach der Richtung um, aus der sie gekommen waren, und wieherte schrill.
    Â»Das war zu voreilig«, sagte Takeo, brachte das Pferd wieder unter Kontrolle und zwang es zum Weitertraben. »Er fordert mich immer noch heraus. Man kann sich niemals ganz auf ihn verlassen.«
    Shigeko, die mit Gemba am Ende des Zuges geritten war, kam nach vorn galoppiert.
    Â»Irgendetwas hat ihn irritiert«, sagte sie, drehte sich im Sattel um und warf einen Blick zurück.
    Â»Vielleicht vermisst er das Kirin«, sagte Hiroshi.
    Â»Wir hätten ihn zur Gesellschaft dort lassen sollen«, sagte Takeo. »Ich hatte daran gedacht, wollte mich aber nicht von ihm trennen.«
    Â»In Miyako wäre er wild und unbeherrschbar geworden.« Hiroshi sah zu Shigeko. »Wir haben ihn auf sanfte Art zugeritten. Er darf jetzt nicht grob behandelt werden.«
    Das Pferd blieb unruhig, aber Takeo genoss es, sich jeden Tag mit der Herausforderung konfrontiert zu sehen, ihn zu beruhigen, und das Band zwischen ihnen wurde stärker. Der Vollmond des sechsten Monats wurde wieder schmaler, aber der erwartete Regen blieb aus. Takeo hatte schon befürchtet, sie müssten den höchsten

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