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Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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würde, stärkte die Willenskraft seiner Männer.
    Ebenso wichtig war, dass er sorgfältige und sehr vorausschauende Vorbereitungen getroffen hatte. Er hatte diesen Feldzug seit dem Frühling geplant und den Transport von Proviant und Waffen aus Inuyama organisiert. Monatelang hatte er seine Ungeduld bezähmen müssen, denn er wollte ein für alle Mal mit der Bedrohung von Takeos Herrschaft aufräumen. Die endlosen Verzögerungen und Verhandlungen hatten seine Nerven strapaziert. Doch mit dem Beginn der Schlacht wurde er euphorisch. Der Regen machte ihm zwar einen Strich durch die Rechnung, da er es nur zu gern gesehen hätte, wenn seine Männer ihre Feuerwaffen eingesetzt hätten, aber der Einsatz der traditionellen Waffen hatte etwas Großartiges: Bogen und Schwert, Spieß und Hellebarde, Speer.
    Die Banner der Clans troffen vor Nässe. Der Boden war rasch zu Schlamm zertreten. Kahei behielt alles vonden Hängen aus im Auge, neben sich seinen stets bereiten Fuchs. Minoru, der Schreiber, saß neben ihm unter einem Regenschirm und versuchte vergeblich, sein Geschriebenes vor der Nässe zu schützen und die Ereignisse aufzuzeichnen. Sobald der erste Angriff zurückgeschlagen worden war, sprang Kahei auf sein Pferd, nahm an der Verfolgung von Sagas Männern teil und ließ sein Schwert auf die Rücken der zum Pass fliehenden Männer niedersausen.
    Am Morgen des zweiten Tages sprengten Sagas Reiter noch vor Tagesanbruch durch den Pass. Sie fächerten sich auf, um hinter die im Norden postierten Bogenschützen zu gelangen und Kaheis Hauptarmee von Süden anzugreifen. Takeo hatte nicht geschlafen, sondern die ganze Nacht Wache gehalten und auf die Geräusche erster feindlicher Aktivitäten gehorcht. Er hörte das Getrappel der Pferde, obwohl man ihre Hufe mit Stroh umwickelt hatte, und das Quietschen und Klirren von Brustpanzern und Waffen. Die Bogenschützen an der Nordflanke schossen blind und der Pfeilregen war weniger wirkungsvoll als am Vortag. Alles war klitschnass – Proviant, Waffen, Kleider.
    Als der Morgen graute, war die Schlacht bereits eine Stunde alt, und das Licht erhellte ihr beklagenswertes Spektakel. Die östlichsten Abteilungen der Bogenschützen waren in Nahkämpfe mit Sagas Männern verstrickt. Im Getümmel sah Takeo keine einzelnen Gestalten, konnte jedoch die Abzeichen der Kompanien von Fußsoldaten undeutlich im Regen erkennen. Er begriff sofort, dass seine eigene, rechte Flanke ebenfalls bedroht war und den Schützen daher nicht zu Hilfe eilen konnte. Also ritt er selbst hin, Jato in der Hand. Tenba, der vor Aufregung zitterte, blieb gehorsam. Takeos Selbstzweifel und Bedauern schienen verflogen zu sein, denn nun befand er sich mitten im Wahnsinn der Schlacht, und all seine alten Fähigkeiten wurden wieder wach. Fast unbewusst bemerkte er rechts von sich das Wappen der Okuda. Er erinnerte sich an Sagas Gefolgsmann, der ihn in Sanda erwartet hatte, lenkte Tenba zur Seite, um einem Schwerthieb nach seinem Bein zu entgehen. Als er das Pferd herumriss und sich dem Angreifer stellen wollte, blickte er in die Augen von Okudas Sohn, Tadayoshi.
    Der Junge war vom Pferd gestürzt und hatte seinen Helm verloren. Obwohl er umzingelt war, verteidigte er sich tapfer. Er erkannte Takeo und rief diesem etwas zu. Takeo hörte seine Stimme deutlich im Schlachtlärm: »Lord Otori!«
    Takeo wusste nicht, ob es eine Herausforderung oder ein Hilferuf war, und er würde es auch nie erfahren, denn Jato war schon auf den Schädel hinabgefahren und hatte ihn gespalten. Tadayoshi starb zu seinen Füßen.
    Da hörte Takeo einen Schrei der Wut und der Trauer und sah den Vater des Jungen auf sich zureiten, das Schwert in beiden Händen. Takeo war durch Tadayoshis Tod erschüttert und unvorbereitet. Tenba stolperte und Takeo rutschte aus dem Sattel, fiel nach vorn und griff mit seiner versehrten rechten Hand nach der Mähne. Durch das Stolpern entging er der vollen Wucht vonOkudas Schlag, spürte aber, wie ihn die Schwertspitze am Oberarm und an der Schulter erwischte. Okudas Pferd galoppierte weiter, so dass Ross und Reiter wieder zur Besinnung kommen konnten. Takeo spürte keine Schmerzen und glaubte, unverletzt geblieben zu sein. Okuda wendete sein Pferd und ritt wieder auf Takeo zu, behindert vom Gedränge der Soldaten. Er kümmerte sich nicht um sie, sondern hatte es nur auf Takeo abgesehen. Seine Wut

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