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Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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herum und erhob sich dann in die Luft, wobei seine Flügel so scharf klatschten wie ein Fächer.
    Im Bach sprang ein goldener Karpfen. Der Fisch platschte wieder in das Wasser, oben flog der Vogel mit lautlosen Flügelschlägen, das Wasser tröpfelte: Alles war so wie immer.
    Maya spitzte die Ohren und horchte auf die Geräusche im Haus, denn sie sehnte sich nach einem Wiedersehen mit Haruka und Chiyo. Sie werden überrascht sein , dachte sie. Und glücklich. Chiyo wird wie immer vor Freude weinen. Sie glaubte, ihre Stimmen in der Küche zu hören.
    Doch das Gemurmel wurde von anderen Stimmen übertönt, die außerhalb der Mauer am Flussufer erklangen. Stimmen von Jungen, die plapperten und lachten.
    Maya kauerte sich hinter den größten Stein, als Sunaomi und Chikara durch den Bach liefen, dass das Wasser spritzte. Im gleichen Moment waren im Haus Schritte zu hören, und Kaede und Hana traten auf die Veranda.
    Kaede trug das Baby. Der Junge war ungefähr zehn Wochen alt, schon rege und aufgeweckt, lächelte und versuchte, nach dem Gewand seiner Mutter zu greifen. Kaede hielt ihn hoch, damit er sehen konnte, wie die Jungen herbeiliefen.
    Â»Schau nur, mein Schatz, mein kleiner Mann. Schau dir deine Cousins an. Du wirst ein genauso prächtiger Junge werden, wie sie es sind!«
    Â»Was seid ihr schmutzig, meine Söhne«, schalt Hana die zwei Jungen, doch sie strahlte vor Stolz. »Wascht euch die Hände und Füße. Haruka! Hol Wasser für die jungen Lords!«
    Junge Lords! Maya beobachtete, wie Haruka kam und den Jungen die Füße wusch. Sie bemerkte ihr Selbstvertrauen und ihre Arroganz, bemerkte, wie mühelos sie die Liebe und den Respekt aller Frauen weckten, die sie umringten.
    Hana kitzelte das Baby, so dass es strampelte. Sie tauschte einen Blick komplizenhafter Zuneigung mit Kaede.
    Â»Ich habe es dir ja gesagt«, meinte Hana. »Es geht nichts über einen Sohn.«
    Â»Das stimmt«, antwortete Kaede. »Ich hätte nie geahnt, dass ich so etwas empfinden könnte.« Sie drückte das Baby an sich und strahlte vor Liebe.
    Maya fühlte einen so reinen Hass, wie sie ihn noch nie gekannt hatte. Es war, als wäre ihr Herz zerbrochen, als durchströmte sie das Blut wie geschmolzener Stahl. Was soll ich tun? , dachte sie. Ich muss versuchen, allein mit Mutter zu sprechen. Ob sie auf mich hört? Sollte ich zu Miki zurückkehren? Zu Lord Endo ins Schloss gehen? Nein, zuerst werde ich mit Mutter reden. Aber Hana darf nicht ahnen, dass ich hier bin.
    Sie verbarg sich schweigend im Garten, bis die Nacht hereinbrach. Über dem Bach tanzten Glühwürmchenund das Haus war von Lampen erhellt. Sie roch das Essen, das nach oben ins Zimmer gebracht wurde, hörte die Jungen reden und beim Essen prahlen. Dann trugen die jungen Dienerinnen die Tabletts zurück in die Küche und man breitete die Betten aus.
    Die Jungs schliefen in den hinteren Räumen des Hauses, wo sich auch die Dienerinnen hinbegaben, wenn sie ihre Arbeiten erledigt hatten. Hana und Kaede schliefen mit dem Baby im oberen Zimmer.
    Sobald im Haus alles still war, wagte Maya hineinzugehen. Sie lief mühelos über den Nachtigallenboden, denn sie hatte ihn ihr ganzes Leben gekannt. Sie stieg auf Zehenspitzen die Treppe hinauf und beobachtete, wie ihre Mutter das Kind stillte, sah, wie es hungrig und kräftig saugte, bis seine Lider zu flattern begannen und sich schlossen. Maya spürte, dass irgendjemand neben ihr stand. Sie sah zur Seite und erblickte die Geisterfrau, Yusetsu, die einst Muto Yuki gewesen war. Sie trug nicht mehr den Kapuzenmantel, sondern war in das Gewand der Toten gehüllt, in dem Maya sie zum ersten Mal gesehen hatte, und das Gewand war so weiß wie ihr Fleisch. Ihr Atem war kalt und roch nach Erde, und sie starrte Mutter und Kind mit unverhüllter Eifersucht an.
    Kaede wickelte das Baby und legte es schlafen.
    Â»Ich muss meinem Mann schreiben«, sagte sie zu Hana. »Hol mich, wenn das Baby erwacht.«
    Sie ging nach unten in Ichiros ehemaliges Zimmer, wo man die Aufzeichnungen und Schreibutensilien aufbewahrte, und bat Haruka, ihr Lampen zu bringen.
    Jetzt gehe ich zu ihr, dachte Maya.
    Hana saß am offenen Fenster und kämmte ihr langes Haar. Sie sang ein Wiegenlied vor sich hin. In einem eisernen Ständer brannte eine Lampe.
    Hana sang:
    Â»Schreib deinem Mann,
meine arme Schwester.
Er wird deine Briefe nie erhalten.
Er

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