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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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warnen: Lord Shigerus Tod würde das ganze Mittlere Land in Aufruhr versetzen. Wenn die Tohan die Otori in fairem Kampf besiegt hätten, wäre diese Selbsttötung eine annehmbare Folge. Aber wenn Verrat beteiligt ist, dann haben die Besiegten größere Rechte. Die Schlacht wurde im Mittleren Land geschlagen: Lord Iida war der Angreifer. Alle diese Überlegungen müssen sorgsam erwogen werden, bevor wir ein Übereinkommen erzielen.«
    Â»Die Drohung, Hagi zu belagern, ist leer«, fügte Shigeru hinzu. »Denn die Seishuu würden uns zu Hilfe kommen. Sagt Sadamu das. Jedenfalls lassen unsere Berichte vermuten, dass er zu schwere Verluste erlitten hat, als dass er einen neuen Feldzug beginnen könnte, noch dazu in der Regenzeit.«
    Â»Alle diese Argumente mögen gewichtig sein«, erwiderte Kitano, »aber es hat keinen Sinn, sie zu diskutieren, wenn Sie nicht akzeptieren, dass Sie von heute an weder der Führer noch der Erbe des Otoriclans sind.«
    Â»Das ist nichts, was ich ablegen kann wie ein Gewand oder einen Hut«, entgegnete Shigeru. »Es ist, was ich bin.«
    Â»In diesem Fall ist meine Anwesenheit hier überflüssig«, sagte Kitano.
    Es entstand eine kurze Stille. Dann fingen Shoichi und Masahiro zugleich zu reden an.
    Â»Es ist lächerlich …«
    Â»Lord Shigeru muss zurücktreten …«
    Â»Ihr Bruder ist in Terayama«, sagte Kitano. »Ich muss Ihnen sagen, dass der Tempel von meinen Männern umzingelt ist, die von Lord Iida und mir den Befehl haben anzugreifen, jeden darin zu töten und alles niederzubrennen, wenn nicht innerhalb dieser Woche zufrieden stellende Vereinbarungen erreicht werden. Die Stadt Yamagata wird dann ebenfalls ausradiert.«
    Â»Das wäre ein Akt unübertroffener Niedertracht, selbst für Sie«, erwiderte Shigeru zornig.
    Â»Ich kann mir auch ein paar passende Bezeichnungen für Sie ausdenken, Lord Shigeru«, gab Kitano zurück. »Doch ich halte es nicht für sinnvoll, dass wir einander beleidigen. Wir müssen zu einer Übereinkunft kommen.«
    Ein jäher Regenschauer klopfte aufs Dach und der Geruch feuchter Erde zog in den Raum.
    Â»An erster Stelle müssen wir das Wohl des Clans bedenken«, sagte Shoichi heuchlerisch. »Lord Iida erlaubt dir zu leben, Shigeru. Das ist ein großes Zugeständnis. Und das Leben deines Bruders wird auch verschont.«
    Â»Sie sind im Kampf besiegt worden. Sie müssen damit rechnen, einen Preis zu zahlen«, fügte Kitano hinzu. »Wenn Sie natürlich darauf bestehen, sich das Leben zu nehmen, können wir das nicht verhindern. Aber ich stimme Meister Ichiro zu – es würde zu Aufruhr unter dem Volk führen, deshalb und weil Sie ihm einmal dasLeben gerettet haben, zeigt Lord Iida solch beachtliche Großzügigkeit und fordert es nicht.«
    Ihre Stimmen erreichten Shigeru wie aus großer Entfernung und der Raum schien voller Nebel zu sein. Er konnte nur denken: Aber Jato ist zu mir gekommen. Ich darf nicht sterben, bevor ich Rache geübt habe. Es ist für mich unmöglich, nicht mehr der Anführer des Clans zu sein. Jato ist zu mir gekommen.
    Dann musste er daran denken, wie das Schwert zu ihm gekommen war, und er erinnerte sich an die Worte des Mannes, der es ihm gebracht hatte: Scharfsinn, Verschlagenheit und vor allem Geduld. Das waren die Eigenschaften, die er sich zunutze machen musste, um zu überleben. Jetzt würde er anfangen, sich darin zu üben.
    Â»Sehr gut«, sagte er. »Ich werde zurücktreten aus all den Gründen, die ihr genannt habt, und vor allem zum Wohl des Clans.«
    Â»Lord Iida erwartet schriftliche Versicherungen, dass Sie sich aus dem politischen Leben zurückziehen und nie mehr Waffen gegen ihn ergreifen.«
    Verschlagenheit. Shigeru nickte. »Dafür muss meinem Bruder eine sichere Rückkehr nach Hagi zugesichert werden und Terayama und Yamagata müssen verschont bleiben.«
    Kitano sagte: »Sie werden von einem Angriff verschont, müssen aber den Tohan übergeben werden, ebenso Chigawa und die Ebene von Yaegahara. Ich bringe ebenfalls Opfer«, fügte er hinzu. »Ich verliere fast die Hälfte meiner Domäne. Ich habe Sie nicht angegriffen, obwohl Iida mich dazu aufgefordert hatte. Noguchi hingegen wird mit dem ganzen Süden belohnt.«
    Die Verhandlungen dauerten bis zum Abend. Die Grenzen der Drei Länder wurden neu gezogen.

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