Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels
Männer um uns scharen, die von der Otoriarmee noch übrig sind!«
Shigeru unterbrach ihn. »Wir können nur tun, was möglich ist. Ich habe das Kapitulationsabkommen unterschrieben und zugestimmt, dass ich mich aus dem politischen Leben zurückziehe. Du musst das Gleiche tun, wenn du nicht unseren Onkeln dienen, den Tohan Treue schwören und für sie kämpfen willst.«
Er dachte an seine Sorgen um Takeshis Zukunft. Er hatte gehofft, dass er ihm eine eigene Domäne gebenkönne. Jetzt würde das nie geschehen. Was würde Takeshi aus seinem Leben machen?
»Den Tohan Treue schwören?«, wiederholte Takeshi ungläubig. »Wenn du nicht mein Bruder wärst, würde ich das für eine Beleidigung halten! Wir müssen uns ehrenvoll verhalten â das ist alles, was uns geblieben ist. Ich würde mir lieber das Leben nehmen als meinen Onkeln dienen!«
»Das verbiete ich dir. Du bist noch nicht erwachsen, du musst mir gehorchen.«
»Du bist nicht mehr der Clanerbe.« Takeshi klang bitter; offenbar wollte er Shigeru verletzen.
»Aber ich bin immer noch dein älterer Bruder.« Shigeru konnte verstehen, dass Takeshi von ihm enttäuscht war; dennoch schmerzte es ihn.
»Lord Shigeru hat Recht«, sagte Matsuda milde. »Sie müssen ihm gehorchen. Er wünscht, dass Sie mit ihm nach Hagi zurückkehren.«
»Ich nehme an, alles ist besser, als hierzubleiben«, murmelte Takeshi. »Aber was soll ich in Hagi machen?«
»Da gibt es viel zu tun: Fahre fort mit deinen Studien, assistiere mir.« Und lerne, was ich lernen muss, dachte Shigeru: wie man ein Mann wird.
»Morgen verabschieden wir uns von unserem Vater«, sagte er. »Sobald das Fest vorbei ist, werden wir nach Hause gehen.«
Takeshi weinte nicht bei der kurzen Zeremonie, er gehorchte Shigeru ohne Widerrede und verabschiedete sich von Matsuda mit Dank für alle seine Unterweisungen und augenscheinlich aufrichtiger Zuneigung. Siekehrten auf dem gleichen Weg zurück, auf dem Shigeru gekommen war, zu FuÃ, in einfacher Kleidung ohne Wappen, über die Berge.
Einmal fragte Takeshi: »Müssen wir von jetzt an immer so leben?«
»Es ist sehr schwer«, gab Shigeru zu. »Und es wird noch schwerer werden. Aber es wird nicht für immer sein.«
Takeshis Gesicht, das mürrisch und verschlossen gewesen war, hellte sich ein wenig auf. »Werden wir uns rächen?«
Sie waren allein, wie sie es für Monate oder sogar Jahre vielleicht nicht mehr sein würden. Shigeru sagte leise: »Das werden wir, ich verspreche es dir. Der Tod unseres Vaters und unsere Niederlage werden gerächt werden. Aber das bedeutet Verschwiegenheit und Verschlagenheit, Verhaltensweisen, die keiner von uns je praktiziert hat. Wir müssen lernen, wie man nichts tut.«
»Aber nicht für immer«, sagte Takeshi und lächelte.
Die Wochen vergingen. Das Leben nahm wieder seinen Rhythmus auf. Shigeru stellte fest, dass seine eigenen Tage damit ausgefüllt waren, für Takeshis ständige Beschäftigung zu sorgen. Takeshi trainierte nicht mehr auf dem Schlossgelände mit seinen Cousins und den anderen Jungen und jungen Männern des Clans. Stattdessen unterrichtete Shigeru ihn am Flussufer oder im Wald. Miyoshi Kahei und sein jüngerer Bruder Gemba begleiteten sie oft mit Erlaubnis ihres Vaters und viele andere junge Männer beobachteten sie heimlich, denn Shigeru, der Schüler Matsudas, war ein Schwertkämpfer von groÃer Geschicklichkeit geworden und Takeshi schien begabt genug, um so gut wie er oder noch besser zu werden.
Eines Tages war Mori Hiroki, Kiyoshiges Bruder und letzter überlebender Sohn des Pferdezüchters, bei der kleinen Gruppe am Flussufer. Er war vor sechs Jahren nach der Steinschlacht, in der sein ältester Bruder Yuta ertrunken und Takeshi fast umgekommen war, dem Schrein des Flussgottes gewidmet worden. Jetzt war er vierzehn Jahre alt. Nach dem Training näherte er sich Shigeru und fragte, ob er mit ihm sprechen dürfe.
Shigeru hatte immer ein gewisses Interesse an dem Jungen gehabt, über den er seine erste erwachsene Entscheidung gefällt hatte. Er hatte vorgeschlagen, dass Hiroki zum Schrein geschickt werde, damit er dem Flussgott diene. Er hatte sich auch dafür eingesetzt, dass der Vater des Jungen, Yusuke, sich nicht das Leben zu nehmen brauchte, sondern weiter dem Otoriclan mit seinen groÃen
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