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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Fähigkeiten als Pferdezüchter dienen konnte. Er hatte beobachtet, wie Hiroki zu einem gebildeten und scharfsichtigen jungen Mann heranwuchs, der immer noch den Tanz liebte und darin sehr gut geworden war.
    Â»Mein Vater möchte Ihnen Verschiedenes sagen«, erklärte Hiroki. »Könnten Sie ihn besuchen?«
    Â»Gern«, erwiderte Shigeru; er hatte das Gefühl, dass er Kiyoshiges Vater noch einiges über Leben und Tod seines Sohnes erzählen sollte. Er traf Vorbereitungen für den nächsten Tag und brach früh am Morgen mit Takeshi auf. Ichiro hatte vorgeschlagen, dass Takeshi sich lieber mit Kalligrafie, Geschichte und Philosophie beschäftigen solle. Takeshi mochte sich in kriegerischenKünsten hervortun, doch seine tatkräftige Natur sträubte sich gegen Inaktivität und es fehlte ihm die Selbstbeherrschung, die fleißiges Lernen erforderte. Sowohl Ichiro wie Shigeru versuchten ihm einzuschärfen, dass intellektuelles Verständnis physische Fähigkeiten verstärkt und dass Selbstkontrolle erreicht wird, wenn man sich mit der gleichen, wenn nicht mehr Begeisterung dem Ungeliebten widmet, die man für die Lieblingsbeschäftigungen aufbringt. Takeshi nahm alle diese Ratschläge mit schlecht verhohlener Ungeduld entgegen. Oft verschwand er und trug Steinkämpfe mit den Jungen aus der Stadt aus oder sogar verbotene Schwertkämpfe mit Kriegersöhnen. Shigeru schwankte zwischen Zorn über das Verhalten des Bruders und Angst, Takeshi könne getötet werden oder weglaufen und sich den Banden der Gesetzlosen anschließen, die im Wald lebten, Bauern und Reisende beraubten und vorgaben, unbesiegte Krieger zu sein, in Wirklichkeit aber kaum besser als Straßenräuber waren. Shigeru unternahm jede Anstrengung, Takeshi in sein eigenes Leben und seine Interessen einzubeziehen.
    Sie überquerten den Fluss nicht am Fischwehr, sondern gingen über die Steinbrücke. Shigeru blieb am Grab des Steinmetzen stehen, spendete etwas und betete, wobei er hoffte, Akanes ruheloser Geist werde Frieden finden. Er dachte oft an sie, wütete gegen sie, vermisste sie und trauerte um sie, während Moes Leib mit seinem Kind anschwoll. Ihre Übelkeit nahm im Lauf der Wochen ab, doch sie blieb bleich und dünn bis auf ihren Bauch, als würde das wachsende Kind ihr alle Nahrung entziehen. Ihre körperlichen Beschwerden wurden vonSeelenqualen abgelöst, als ihre Zeit näher kam, denn sie hatte schon immer eine tief verwurzelte Angst vor dem Gebären gehabt.
    Die Brüder gingen zu Fuß weiter, weil Shigeru kein Pferd besaß – Karasu war in der Schlacht umgekommen und er hatte den Hengst nicht ersetzt. Fast so viele Pferde wie Männer waren getötet worden, die lebenden hatten sich die Tohan triumphierend angeeignet. Unter allen Verlusten der Otori gehörte der Mangel an Pferden zu denen, die am meisten bedauert und verübelt wurden.
    Sie wurden von einem der wenigen alten Männer begleitet, die von den Gefolgsleuten der Mutter noch geblieben waren. Der Mann ging einige Schritte hinter Shigeru und gab sich gelassen, doch er und Takeshi mussten ebenso wie Shigeru das Geräusch wahrnehmen, das ihnen vorauseilte – das Murmeln, eine Mischung aus Trauer und Erregung, das Händler aus ihren Lagerhäusern und Handwerker aus ihren Werkstätten brachte, um in seine Richtung zu starren, auf die Knie zu fallen, als er vorbeiging, und dann aufzustehen und ihm mit den Blicken zu folgen.
    Der Wohnsitz der Mori lag ein Stück weit stromaufwärts von den Ländereien, die Shigerus Mutter gehörten, am Südufer des Higashigawa. Für Shigeru war es in seiner Knabenzeit fast zu einem zweiten Zuhause geworden, immer ein Ort stiller Fröhlichkeit trotz der kargen und disziplinierten Lebensart der Mori. Jetzt machte es ihn traurig, den verwilderten Garten zu betreten, die verlassenen Ställe und Wiesen zu sehen. Es gab noch ein paar Stuten mit Fohlen und den alten schwarzen Hengst, der Karasu gezeugt hatte, aber keine ausgewachsenen Hengste und nur vier zweijährige Hengstfohlen, zwei Rappen und zwei Graue.
    Hiroki begrüßte sie am Hauseingang, dankte ihnen für ihr Kommen und führte sie über die große Holzveranda in den Hauptraum, wo sein Vater bereits saß. Frische Blumen standen im Alkoven und seidene Kissen waren für die Besucher auf dem Boden verstreut. Ein alter Mann versuchte im Garten Ordnung zu

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