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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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schrie und versuchte mit Schnabel und Krallen um sich zu schlagen. Iida brach ihm das Genick und warf ihn auf den Boden, dann tötete er den zweiten auf die gleiche Art. Den warf er seinem Gefolgsmann direkt ins Gesicht.
    Niemand sagte etwas. Niemand bat um das Leben des Mannes. Er war ein Tohan: Iida konnte mit ihm tun,was er wollte. Der Mann legte die Stange ins Gras, seine Bewegungen waren nicht mehr ungeschickt, sondern fast anmutig in ihrer Bedächtigkeit. Er öffnete sein Obergewand – seine Lederrüstung hatte er bereits abgelegt – und sagte leise: »Ich bitte euch, mir mein Schwert zurückzugeben.«
    Die Otorikrieger führten ihn weg von Iida an den Rand der Höhle. Danach warfen sie seine Leiche hinunter.
    Â»Das Frühstück des Ungeheuers«, sagte einer von ihnen. Die Vögel lagen im Staub, die Farbenpracht ihrer Gefieder verblasste. Schon waren Ameisen in ihren Augen.
    Irie und Kiyoshige waren über die baldige Rückkehr von Shigeru und seinen Männern überrascht und staunten noch mehr, als sie erfuhren, wer ihr Gefährte war.
    Â»Lord Iida Sadamu ist etwas Schreckliches zugestoßen«, sagte Shigeru. »Er hatte Glück, dass er dem Tod entkam. Er wird unser Gast sein, während er sich erholt.«
    Er erklärte kurz, was geschehen war, und begleitete Iida zum besten Zimmer im Gasthof, behandelte ihn mit übertriebener Höflichkeit und bestand darauf, ihm Kleidungsstücke bester Qualität und vorzügliches Essen bringen zu lassen. Er sorgte dafür, dass Iida gut bewacht wurde, dann badete er, kleidete sich mit großer Sorgfalt in zeremonielle Gewänder und ließ einen Barbier kommen, der ihm Gesicht und Kopf rasierte und ihn frisierte.
    Danach beriet er sich mit Irie und Kiyoshige. »DaLord Kitano auf dem Weg hierher ist, wäre es bestimmt eine Freude für ihn, seine Söhne zu sehen. Ich will Sadamu bitten, nach Inuyama zu schreiben und ihre Anwesenheit zu fordern. Sobald sie hier sind und Kitano seinen Treueschwur feierlich bestätigt hat, werden wir Lord Iida zur Grenze begleiten.«
    Â»Wir sollten die Zusicherung bekommen, dass die Grenzverletzungen aufhören«, sagte Kiyoshige. »Ich kann kaum glauben, auf welche Weise er dir in die Hände gefallen ist! Was für ein Glück.«
    Â»Wir werden diese Zusicherung verlangen – aber es gibt keine Garantie, dass er zu seinem Wort steht, und wir können ihn nicht lange festhalten. Irie, lass einen Arzt kommen und nach ihm sehen. Er soll bezeugen, Sadamu sei zu schwach zum Reisen.«
    Â»Schwach ist kaum das richtige Wort, um Sadamu zu beschreiben!« Kiyoshige grinste.
    Nach einem weiteren Wutausbruch gab Sadamu nach und schrieb seinem Vater. Innerhalb einer Woche kamen Tadao und Masaji in Chigawa an, am nächsten Tag wurden sie mit ihrem Vater, Lord Kitano, wieder vereint. Alle drei gaben in Sadamus Anwesenheit feierliche Treueerklärungen ab und Sadamu sagte zu, die Grenzen zu wahren und jegliche Einfälle in Otorigebiet zu verhindern. Der Arzt erklärte Sadamu für reisefähig und Shigeru begleitete ihn zur Grenze, wo er eine große Anzahl Tohankrieger antraf. Ihre Gesichter waren grimmig und sie sprachen weder, noch grüßten sie den Otoritrupp. Die Anführer sprangen von ihren Pferden, warfen sich vor Sadamu auf den Boden und drückten ihre Freude und Erleichterung über seine Rückkehr aus. Erbefahl ihnen scharf, unverzüglich wieder aufzusteigen und ihren Aufbruch nicht weiter zu verzögern.
    Einer der Reiter war über den Fluss gewatet, der die Grenze markierte, mehrere von ihnen drehten sich um, schwangen ihre Schwerter und verhöhnten die Otori. Als Antwort wurden Pfeile auf Bogen gelegt, die Männer zielten, doch Shigeru untersagte schnell eine Vergeltung.
    Â»Noch nicht einmal ein Dankeswort!«, bemerkte er, als Sadamu und seine Gefolgsleute davongaloppierten.
    Â»Sie haben sich einen Feind gemacht«, antwortete Irie.
    Â»Er ist ein Tohan. Wir waren geborene Feinde.«
    Â»Aber jetzt hasst er Sie persönlich. Sie haben ihm das Leben gerettet und das wird er Ihnen nie verzeihen.«
    Die Regenzeit begann und Shigeru blieb die folgenden Wochen vor allem in Chigawa. Die Verstärkung traf ein und Patrouillen wurden ausgesandt, um bis zum Ende des Herbstes Posten entlang der Grenze einzurichten. Er nahm sich auch die Zeit, die landwirtschaftlichen Besonderheiten des Bezirks zu

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