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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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»Vielleicht muss ich ihn überreden, sich auszuziehen!«
    Â»Hilfe!«, schrie die Stimme aus der Finsternis. »Kann mich jemand hören?«
    Â»Sag ihm, ich komme«, forderte Komori den Tohanmann auf. »Sag ihm, es wird eine Weile dauern.«
    Der Mann kroch zur Seite des Hangs, wo das Land zur Höhlenöffnung abfiel, und rief mit einer Stimme, die noch schwach vor Schreck war:
    Â»Lord Iida! Lord Iida! Können Sie mich hören?«
    Â»Das kann er nicht hören«, sagte einer der Männer aus Chigawa spöttisch. »Wir sollten dich hineinwerfen, dann kannst du es Sadamu direkt sagen.«
    Der Mann, der so darauf gedrängt hatte, seinem Herrn in den Tod zu folgen, hatte inzwischen Zeit gehabt, sich an alle Freuden des Lebens zu erinnern, und wollte sie nur ungern hinter sich lassen. Er bat die Otori, ihn zu verschonen und Lord Iida zu retten, und er machte viele Versprechungen im Namen seines Clans, der Iidafamilie und im eigenen Namen. Shigeru ließ die Hälfte seiner Gefährten zur Bewachung des Mannes zurück, der weiter versuchte, mit seinem Herrn zu sprechen. Shigeru selbst ritt mit Komori und den Übrigenlänger als eine Stunde, wie ihm schien, über die grasigen Hügel, bis sie zu einer anderen Senke kamen, wo der zerbrechliche Kalkstein, von Wasser und Wetter angenagt, zusammengebrochen und in ein Gewirr kleinerer Höhlen darunter gestürzt war.
    Hier gingen die Hügel in einen leichten Hang über und Wasser drang hervor, das sich zwischen den Felsen angesammelt hatte. Mehrere Kiefern wuchsen in der feuchten Erde, zwei waren mit heiligen Strohseilen umwunden, die bleich im dunklen Schatten der Bäume leuchteten, und ein kleiner Holzschrein, auf den Obst- und Blumengaben gelegt worden waren, stand zwischen ihnen und der Höhlenöffnung.
    Sie stiegen ab. Komori ging zum Schrein. Er klatschte in die Hände, um den Höhlengott herbeizurufen, und verbeugte sich dreimal tief. Shigeru tat das Gleiche und stellte erstaunt fest, dass er für das Leben seines Feindes betete.
    Sie bereiteten die Laternen vor und schlangen die Seile um die Kiefer, die dem Rand am nächsten war. Komori zog sich aus bis auf das Lendentuch und rieb sich den ganzen Körper mit Öl ein, damit er leichter zwischen den engen Felsen hindurchglitt. Er überlegte, ob er eine Waffe mitnehmen sollte, entschied sich aber schließlich dagegen.
    Â»Wenn Iida mich tötet, wird er dort neben mir sterben«, sagte er sachlich.
    Nach Komori wurden zwei andere Chigawamänner hinuntergelassen. Sie zündeten auf dem Boden der Höhle ein kleines Feuer an, das Komori die Rückkehr erleichtern sollte. Shigeru saß am Rand des Hangs beimSeil, beobachtete die Flammen dort unten und wartete darauf, dass die Zeit verstrich.
    Die Sonne überquerte den Himmel über ihnen, der tiefblau und wolkenlos war. Langsam wanderten die Schatten von einer Seite des Gehölzes zur anderen. Die Sonne stand tief über den Hügeln, als Shigeru Hufgetrappel vernahm. Einer seiner Männer kam angaloppiert und rief: »Komori hat Lord Iida erreicht, sie sind auf dem Rückweg!«
    Shigeru versuchte sich das Drama dort unten im Dunkeln, in dem engen Gang, vorzustellen. Welche Geschöpfe gab es in den Höhlen? Fledermäuse, Spinnen, wahrscheinlich Schlangen und vielleicht Kobolde oder Dämonen. Komori hatte eine seltene Art Tapferkeit – Shigeru hätte lieber hundert Kriegern gegenübergestanden, als in diese unterirdische Welt zu gehen.
    Die Sonne ging unter und das Feuer in der Höhle schien heller. Es rauchte blau in der Dämmerung, die Gestalten der Männer drumherum wurden dunkel und undeutlich, sie schienen wie Geister über dem Boden zu schweben.
    Dann gab es plötzlich Bewegung, Rufe der Erleichterung. Komori kroch aus der engen Öffnung, drehte sich um und zog einen anderen heraus.
    Der Erbe des Tohanclans war nackt, triefte von Öl und Wasser und blutete aus Hunderten winziger Schnitte und Schürfungen. Mit Hilfe der Seile wurde er hinaufbefördert, wo Shigeru ihm Komoris Sachen zum Ankleiden gab und dabei die Augen abwandte, weil er den Mann nicht noch mehr demütigen wollte. Es sollte auch nicht so aussehen, als würde er die Situation genießen.
    Sadamu ging zur Quelle, hockte sich nieder und wusch sich vorsichtig den Körper, wobei er hin und wieder zusammenzuckte, aber keinen Laut von sich gab. Dann zog er die geborgten

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