Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels
Amulette! Es wird dein Interesse wieder entzünden. Oder, noch besser, komm und lebe mit mir. Ich wäre dir ein guter Ehemann.«
»Das werde ich tun.« Sie betrachtete ihn liebevoll. »Ich werde dir Tee kochen und dir den Rücken schrubben, dir das Wachs aus den Ohren bohren und dich am Bart zupfen.«
»Und mich nachts warm halten, vergiss das nicht!«Er lachte so sehr, dass er anfing zu husten und seinen Eimer abstellen musste.
»Reg dich nicht auf, GroÃvater«, sagte Akane. »In deinem Alter ist das schlecht für die Gesundheit!«
»Ah, dafür wird keiner je zu alt, Akane! Hier.« Er nahm ein Messer aus seinem Gürtel und schnitt sorgfältig ein paar von den gelben Blumen ab. »Stell dir die ins Zimmer, sie parfümieren das ganze Haus.«
»Haben sie eine besondere Macht?«, fragte sie.
»Natürlich. Warum würde ich sie dir sonst geben?«
»Hast du Zaubersprüche, die Männer dazu bringen, sich zu verlieben?«, fragte sie wie nebenbei.
Er warf ihr einen neugierigen Blick zu. »Ist das dein Problem? Wer ist es?«
»Niemand. Es hat mich einfach so interessiert.«
Er beugte sich zu ihr und flüsterte: »Zaubersprüche, damit sie sich verlieben, und Amulette, die vor Liebe schützen. Die Pflanzen verfügen über viele Kräfte und teilen sie mit mir.«
Mit dem Strauà in der Hand ging sie zurück und war sich des Dufts bewusst, der sie umgab. Sie ging an Harunas Zimmer vorbei und rief spöttisch: »Drei Tage, was?«
Haruna trat auf die Veranda heraus. »Akane! Du bist zurück! Komm einen Moment herein.«
Sie hielt immer noch den gelben Strauà in der Hand, als sie aus ihren Sandalen auf die Veranda trat. Haruna flüsterte ihr zu: »Mori Kiyoshige ist da.«
Sie ging ins Zimmer und verbeugte sich vor ihm. »Lord Kiyoshige.«
»Lady Akane.« Er erwiderte ihre Verbeugung und betrachtete sie unverhohlen, seine Augen glitzerten belustigt und verschwörerisch. Seine Höflichkeit verriet ihr alles. Sie gestattete sich kein Lächeln, sondern saà mit reglosem Gesicht und niedergeschlagenen Augen da.
»Lord Otori war mit unserer letzten Zusammenarbeit sehr zufrieden«, sagte Kiyoshige. »Er hat eine weitere Aufgabe für mich. Ich soll mich um den Bau eines Hauses für Sie kümmern. Lord Otori meinte, Sie hätten lieber Ihren eigenen Wohnsitz, als ins Schloss zu ziehen. Ich habe mit dem Zimmermann Shiro gesprochen. Er wird morgen kommen und den Bauplan mit Ihnen besprechen.«
»Wo soll das Haus gebaut werden?«, fragte Akane.
»In der Nähe des Schlosses am Strand ist ein passendes Stück Land in einem kleinen Kieferngehölz.«
Akane kannte den Platz. »Soll es mein eigenes Haus sein?«
»Sie verstehen natürlich die Vereinbarung?«
»Die Ehre ist viel zu groà für mich«, murmelte sie.
»Nun, alles ist niedergeschrieben â Dienerschaft, Geld und so weiter. Haruna hat es gelesen und sagt, sie stimmt zu.«
»Lord Shigeru ist überaus groÃzügig«, sagte Haruna.
Akane schmollte. »Wie lange dauert es, bis ein Haus gebaut ist?«, fragte sie gereizt.
»Nicht lange, wenn das Wetter hält.«
»Und in der Zwischenzeit?«
»Sie können jetzt mit mir ins Schloss zurückkehren, wenn Sie nichts anderes vorhaben.«
Es ärgerte sie, dass er zu glauben schien, sie wüsste nicht, was sie sonst mit ihrer Zeit anfangen sollte. »Es ist fast dunkel«, sagte sie. »Niemand wird mich sehen.« Essollte nicht so wirken, als würde sie heimlich zu Shigeru gebracht.
»Ich werde für Fackeln sorgen«, sagte Kiyoshige. »Wir werden einen Festzug machen, wenn Lady Akane das wünscht.«
Er hat mich warten lassen, dachte Akane. Jetzt werde ich ihn auf mich warten lassen. Aber nur eine Nacht.
»Ich sollte die Vereinbarung lesen«, gab sie zu bedenken. »Und sie mit meiner Mutter besprechen. Ich werde das heute Abend tun, und morgen, wenn Sie so freundlich sein wollen, können Sie zurückkommen â ein bisschen früher als heute, finde ich, vor Sonnenuntergang.« Sie stellte sich bereits vor, wie es aussehen würde, die Sänfte, Dienstboten mit riesigen Sonnenschirmen, die Gefolgsleute der Mori zu Pferd.
Kiyoshige zog die Augenbrauen hoch, dann stimmte er zu. »Sehr gut.«
Haruna brachte Tee und Akane bediente ihn. Als er gegangen war, umarmten die
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