Der Clan der Vampire (Venedig 1 & 2)
klopfte, um im Saal um Ruhe zu bitten. Das Geschwätz der Menge verstummte.
„Meine lieben Freunde, ich möchte, dass Sie sich meinen Glückwünschen zur gestrigen Vermählung von Signore und Signora di Santori anschließen.“
Verwundertes Keuchen eilte nochmals durch die Menge, doch bevor jegliche Art von Beifall ausbrechen konnte, schob sich ein Mann durch die Menschenmenge. Raphael erkannte ihn sofort: Massimo.
„Das ist unmöglich“, rief er aus, als er auf sie zueilte.
„Sie nennen mich einen Lügner?“, fragte der Doge, seine Stimme bedrohlich.
Sofort verneigte sich Massimo. „Natürlich nicht, Exzellenz.“ Dann richtete er sich auf. „Ich will nur sagen, dass mir dies alles sehr plötzlich erscheint. Und als ein naher Verwandter wurde ich nicht darüber informiert.“ Er funkelte Isabella an und Raphael festigte seinen Griff um ihren Arm, um sie näher an sich zu ziehen.
„Dann sind Sie nun darüber informiert“, war die Antwort des Dogen, bevor er sich abwandte. „Entlassen.“ Der mächtige Mann hatte eindeutig das Interesse verloren.
Als Massimo sich zurück zu ihm und Isabella wandte, waren seine Augen voller Hass. „Du intrigante – “
Raphael schnappte den Mann so schnell am Kragen, dass dieser keine Zeit hatte zu reagieren. Er ignorierte die Blicke der Menschen um sich herum. „Sagen Sie es, und ich werde Sie zu einem Duell herausfordern. Nur um Sie zu warnen, ich bin ein Experte in jeder beliebigen Waffe, die Sie auswählen könnten. Also seien Sie vorsichtig, wenn Sie über meine Gemahlin sprechen.“
Er spürte eine Verkrampfung seines Kiefers, Beweis dafür, dass seine Fänge sich senken wollten. Bereit zum Angriff juckten sie. Schnell löste er seinen Griff und wandte sich von Massimo ab. Er konnte es nicht riskieren, sich vor dieser Menschenmenge zu entblößen.
„Isabella, möchtest du tanzen?“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, zog er sie in seine Arme und wirbelte sie auf die Tanzfläche. Ihr Körper gegen seinen gepresst zu spüren, linderte seinen Zorn. Er war nahe daran gewesen, ihren Vetter vor aller Augen zu töten. Es wäre eine Katastrophe gewesen.
Doch der Mann würde sterben. Sehr bald und ohne Zeugen.
11
Isabella wartete, bis Raphael ihre Umhänge geholt hatte und nahm die Gratulation eines weiteren Paares entgegen. Nach ein paar Tänzen mit ihrem neuen Gemahl, während denen er ihr so skandalöse Worte ins Ohr geflüstert hatte, dass sie diese nirgends wiedergeben könnte, hatte er schließlich beschlossen, dass sie lange genug auf dem Ball verbracht hatten und nach Hause zurückkehren konnten.
Sie war erleichtert. Trotz der Tatsache, dass der Doge ihre Ehe als legitim erklärt hatte, missfielen ihr die Blicke, die die Gäste ihr zuwarfen. Starrten sie ihr Kleid an oder ihren Gemahl? Vielleicht lag es auch an der Tatsache, dass sie sich erhitzt fühlte; nicht wegen der Wärme in dem großen Ballsaal, sondern wegen der anzüglichen Worte, die Raphael ihr ständig zugeflüstert hatte. Und wegen seiner harten Männlichkeit, die er beim Tanzen gegen sie gepresst hatte.
Sie erbebte unter Raphaels Händen auf ihren Schultern, die ihr den Umhang umlegten und an ihrem Hals verschnürten.
„Du warst die schönste Frau auf dem Ball.“ Sein Atem streichelte ihren Hals und sie neigte ihn leicht, um ihm diesen anzubieten. Er drückte einen sanften Kuss auf ihre Haut und sie spürte, wie sich ihr Blut erhitzte. Einen Augenblick später drehte er sie zu sich.
„Hier, leg das an.“
Sie blickte auf seine Hände und nahm die Maske entgegen, die er ihr reichte. „Warum willst du, dass ich eine Maske trage?“
„Ich erkläre es dir später.“
Er legte seine eigene Maske an und half ihr, dasselbe zu tun. Die Maske verbarg den größten Teil ihres Gesichts, doch ihr Mund blieb frei und ungehindert. Sie drehte sich herum, um sich in dem großen Spiegel im Foyer zu betrachten. Was sie sah, war eine Fremde, die in ein langes, rotes Kleid und einen schwarzen Umhang gehüllt war. Die schwarze Maske machte es unmöglich zu erkennen, wer sich dahinter verbarg.
„Komm!“, drängte Raphael sie und führte sie in die Nacht hinaus.
In den Straßen tummelten sich die Feiernden. Viele trugen Masken, einige aufwendig verzierte, andere ganz schlichte wie ihre eigene. Jetzt und hier waren alle gleich. Klassenunterschiede waren vergessen. Das war der Sinn des Karnevals. Zu dieser Zeit konnte ein Bettler ein Prinz sein. Ein Adeliger konnte ein Pirat sein, eine Hure
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