Der Clan der Vampire (Venedig 1 & 2)
beugte sich zu ihm und gab ihm die Information. Einen Augenblick später kündigte die dröhnende Stimme des Mannes sie an: „Signore Raphael di Santori und seine Gemahlin, Signora Isabella di Santori, ehemals Signora Tenderini, die Witwe des verstorbenen Giovanni Tenderini.“
Dutzende von Köpfen wirbelten in ihre Richtung, und ein kollektives Keuchen raste wie ein Lauffeuer durch die Menge. Wie er schon erwartet hatte, hatte Massimo bereits die Nachricht über Isabellas Ruin verbreitet. Nun gut. Dann würde Raphael eben dessen Glaubwürdigkeit untergraben.
Mit Isabella an seiner Seite machte er seinen Weg die Treppe hinunter und schritt durch die Menschenmenge, deren neugierige und zweifelnde Blicke ihnen folgten. Sein Ziel war ein einziges: Sie mussten mit dem Dogen sprechen. Seine Autorität allein würde die bösen Zungen zum Schweigen bringen. Lediglich die Ankündigung ihrer Vermählung war jedoch in diesem Fall nicht ausreichend. Sie mussten Beweise vorlegen.
Als sie die Stelle erreichten, wo der Doge auf seinem Thron saß und Audienz hielt, wurde er von einem seiner Bediensteten gestoppt. Raphael sah an ihm vorbei und versuchte, die Aufmerksamkeit des Dogen auf sich zu lenken. Dieser winkte ihm zu. Neugier blitzte in seinen Augen auf.
„Lass sie nähertreten.“
Raphael verbeugte sich vor dem älteren Mann und bemerkt, wie Isabella in einen tiefen Knicks fiel. Aus seiner Position musste der Doge eine hervorragende Aussicht auf Isabellas Dekolleté haben und in der Lage sein, mehr als nur einen flüchtigen Blick auf ihren üppigen Busen zu erhaschen. Raphael nahm Isabellas Hand und zog sie hoch.
„Eure Exzellenz“, begrüßte er den mächtigen Mann, der ihnen helfen würde, Isabellas Ruf wiederherzustellen. „Darf ich vorstellen: meine Gemahlin – “
„Keine Vorstellung ist notwendig. Ich habe Ihren Namen gehört, als Sie angekündigt wurden.“ Dann fielen seine Augen auf Isabella. „Schlimme Dinge werden über Sie gesagt, Signora.“
„Alle unwahr“, behauptete Raphael.
Der Doge warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. „Ich sprach mit Ihrer Gemahlin, wenn sie in der Tat Ihre Gemahlin ist.“
Raphael hielt seine Zunge in Zaum und drückte Isabellas Arm zur Beruhigung.
„Eure Exzellenz, alle Gerüchte sind unwahr, und ich bin sicher, dass niemand etwas Böses beabsichtigte. Allerdings hat es den Anschein, dass die Person, die diese Gerüchte verbreitete, über meinen Status falsch informiert war“, sagte Isabella.
„Und würden Sie dabei helfen, dieses Missverständnis nun zu korrigieren?“
„In der Tat. Meine Vermählung mit Signore di Santori fand gestern statt, und es scheint, dass die Bekanntmachungen, die ich an die Mitglieder der venezianischen Gesellschaft ausgesandt hatte, verspätet ausgeliefert wurden. Ich werde dafür sorgen, dass mein persönlicher Sekretär dies nachholt.“ Ihre Stimme war nun ruhig und nur Raphael konnte das leichte Zittern ihres Körpers spüren. Er versuchte, sie dadurch zu beruhigen, ihren Arm sanft zu streicheln.
„Und Sie haben den Beweis dafür, dass eine solche Vermählung stattfand? Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich ein wenig zynisch bin, doch wie Sie sicher verstehen können, muss ich überprüfen, wenn solch eine Behauptung aufgestellt wird.“
Isabella nickte. „Ich würde nichts anderes erwarten.“
Raphael griff in seine Brusttasche und reichte ihr ein gefaltetes Blatt Papier. Sie lächelte ihn an, als sie es entgegennahm. Dann blickte sie wieder den Dogen an, der ihr zuwinkte, sich zu nähern.
Als der Mann das Blatt Papier aus Isabellas Händen nahm, konnte Raphael förmlich ihr wild schlagendes Herz hören. Sie würde sich keine Sorgen machen müssen. Die Zeremonie sowie der Priester waren echt gewesen. Das Einzige, was er mit seiner übernatürlichen Überzeugungskraft manipuliert hatte, war das Datum auf der Heiratsurkunde.
Als der Priester sie unterzeichnet und datiert hatte, hatte Raphael seine Gedanken in den Geist des Menschen gesandt und ihn dazu gebracht, ein anderes Datum einzutragen: einen Tag zuvor. Nun konnte Massimo nicht behaupten, dass sie erst geheiratet hatten, nachdem er sie in Isabellas Schlafgemach überrascht hatte. Stattdessen könnte Isabella behaupten, dass Massimo am Morgen nach der Hochzeitsnacht eingedrungen war. Der Skandal wäre seiner.
Nach langen Sekunden blickte der Doge auf und erhob sich von seinem Stuhl. Er nickte seinem Bediensteten zu, der mit einem langen Stab auf den Boden
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