Der Clan der Vampire (Venedig 1 & 2)
war Raphael sich sicher, dass die Waffe mit silbernen Kugeln geladen war.
Aus dem Augenwinkel sah er, wie Isabella das Bettlaken an ihre nackten Brüste drückte. Seine eigene Nacktheit war im Moment das geringste seiner Probleme. Er versuchte, sich zu beruhigen und die Situation zu durchdenken. Wenn er Massimo lange genug hinhalten könnte, würde entweder sein Bruder oder einer seiner Freunde auftauchen. Sie waren Massimo bestimmt wie in den Nächten zuvor gefolgt und würden bald hier sein. Sehr bald.
„Massimo! Was machst du – ?“ Isabellas Frage kam nur als ein Keuchen aus ihrem Mund.
„Meine Liebste, ich glaube, du solltest etwas über den Vetter deines verstorbenen Gemahls wissen“, meinte Raphael langsam und sah den Mann an. „Möchten Sie es ihr erklären oder soll ich?“
„Bitte machen Sie nur“, antwortete Massimo mit einem bösen Grinsen. „Es wird das letzte Mal sein, dass Sie mit Ihrer Hure sprechen werden, also genießen Sie es.“
„Ich würde es begrüßen, wenn Sie sie nicht Hure nennen würden. Sie ist meine Gemahlin.“
Massimo schnaubte nur.
„Isabella“, wandte sich Raphael an sie. „Massimo ist hier, um mich zu töten. Ich vermute, dass er dies bereits vor ein paar Tagen versucht hat, indem er mich in den Kanal gestoßen hat.“
„Diesen Verdienst kann ich leider nicht für mich beanspruchen. Einer der anderen Hüter verdient diese Anerkennung.“
„Welche Hüter?“, unterbrach Isabella mit schriller Stimme.
Raphael hielt seine Stimme ruhig, als er ihr antwortete, wohl wissend, dass ihre Nerven nahe am Zerreißen waren. „Massimo ist Mitglied einer Gruppe von Männern, die Vampire jagen und sie töten. So wie dein verstorbener Gemahl.“
Isabella warf ihm einen entsetzten Blick zu. „Giovanni? Nein! Das kann nicht sein. Giovanni war ein guter Mann. Er hätte nie jemanden getötet.“
„Ja, er war ein guter Mann, deshalb gehörte er zu uns. Ein Beschützer der Menschheit, ein Hüter. Bis sie ihn zu einem von ihnen gemacht hatten. Bis sie ihn gegen seinen Willen verwandelten.“ Massimos Stimme war voller Hass. Sein Kiefer ballte sich fest zusammen, als er fortfuhr: „Er kam zu mir und erzählte mir, was ihr Monster ihm angetan habt, wie einer von euch ihn biss und ihm Vampirblut einflößte. Er erzählte mir, dass er weiter gegen eure Spezies kämpfen würde, aber das war natürlich nicht möglich.“
„Oh Gott!“ Isabella keuchte. „Nicht Giovanni. Bitte, sag, dass das nicht wahr ist.“
Raphael sah die Tränen in ihren Augen, als sie ihn ungläubig anblickte. Würde sie ihn jetzt für das hassen, was seine Freunde dem Mann, den sie einst geliebt hatte, angetan hatten? Er suchte in ihren Augen nach einem Zeichen, dass sie immer noch auf seiner Seite war. Aber ihre Tränen machten es unmöglich, etwas anderes als ihre unmittelbare Trauer zu sehen.
„Ja“, dröhnte Massimo. „ Er hat dir das angetan. Er machte dich zur Witwe.“ Er deutete auf Raphael. „Er stahl den Mann, den wir liebten.“
„Das tat ich nicht“, protestierte Raphael. „Ja, ein Vampir hat ihn verwandelt, aber es war nicht ich, und es war sicherlich keiner von uns, der ihn getötet hat.“ Er musste spekulieren. Wenn er Massimo richtig einschätzte, dann wäre dieser nicht in der Lage, dem Köder zu widerstehen.
„Getötet?“, wiederholte Isabella. „Aber er ertrank doch.“
Raphael nickte. „Ja, er ertrank, weil er ein Vampir war, und Vampire haben keinen natürlichen Auftrieb. Sie können sich nicht über Wasser halten. So wie ich es auch nicht konnte.“
„Ja, und Giovanni wusste das“, unterbrach Massimo. „Er wusste, dass er nicht überleben würde, als ich ihn in den Kanal stieß. Er sah mich an. Er konnte nicht glauben, was ich getan hatte. Dabei hätte er es wissen müssen. Gerade er hätte doch wissen müssen, dass ich ihn nicht leben lassen konnte. Er war ein abscheuliches Geschöpf geworden. Ich hatte keine Wahl. Er hätte es verstehen sollen. Ich liebte ihn wie einen Bruder. Ich tat es für ihn.“
Ein Schluchzen riss sich aus Isabellas Brust. Raphael sah sie an, aber sie wandte sich von ihm ab und ließ sich mit dem Gesicht in die Bettlaken fallen. Hatte er sie verloren? Hasste sie ihn jetzt für das, was einer seiner Freunde getan hatte?
„Isabella. Es tut mir leid.“
Sie antwortete nicht.
„Nun, es scheint, als sei alles gesagt worden.“ Als Massimo seine Waffe hob, erhaschte Raphaels empfindliches Gehör das Geräusch der sich öffnenden
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