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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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seinen wässrigen Augen nach zu urteilen alt und stellte keine Gefahr dar. Eine Gruppe Wilder Katzen stand dicht gedrängt an der Hecke und wartete auf Anweisungen von den beiden Kriegern. Sie waren kräftig und muskulös, aber noch zu jung, um gute Kämpfer zu sein.
    Datura gab den Unbezähmbaren über die Schnurrhaare den Befehl, eine enge Formation zu bilden. Sie mussten zunächst einmal abwarten, wie viele Katzen sich hier in den Kampf stürzen wollten.
    Die Maus begriff als Erste, dass keine weiteren Wilden Katzen kamen, und ihre schwarzen Augen drückten Besorgnis aus. Beraal hatte mit ihrer Schnelligkeit drei Unbezähmbare in die Flucht geschlagen, doch ihre kleine Gruppe hatte keine Chance gegen die Unbezähmbaren, die scharenweise aus dem Verrammelten Haus geströmt und vom Blut berauscht waren.
    Einen Moment später kamen Miao und Datura zum gleichen Schluss. Die Siamkatze bewegte weder Schnurrhaare noch Ohren, doch ihre Schwanzspitze zuckte unruhig. Sie konnte nur hoffen, dass die Katzen vom Schrein bald einen Weg um die Großfüße herum finden und hier eintreffen würden.
    Als Miao von ihrem erhöhten Standort aus den Blick über den verwilderten Garten schweifen ließ, lief ihr ein Schauer über den Rücken, der nicht vom Regen ausgelöst wurde. Es war einfach entsetzlich, wie viele kleine Tiere die Unbezähmbaren in so kurzer Zeit niedergemetzelt hatten. Sie spürte die Wut, mit der Beraals Schnurrhaare zitterten, als die Schwarzweiße die Überreste toter Vögel unter der Hecke entdeckte, und sie fühlte Katars Zorn und Trauer, als er auf die Leichen von Mäusen und Ratten starrte, die überall im Garten lagen. Und dann entdeckte Miao die Nachtigallen– die verwüsteten Nester, die reglosen Küken, das Blut am Schnabel der Mutter, die versucht hatte, sie zu verteidigen– und tiefe Traurigkeit übermannte sie.
    Als sie Datura sah, erinnerte sie sich an einen Hund, den sie früher gekannt hatte, ein Tier, das tollwütig geworden war. Miao hatte damals gedacht, das Problem mit dem Hund sei nicht der Wahnsinn, der durch die Tollwut ausgelöst wurde, sondern dass der Köter schon immer ein Monster gewesen war, das gern getötet hatte und am glücklichsten war, wenn es Kleinere quälen konnte. Datura hatte nicht getötet, um zu fressen, das hätte Miao ja verstanden, und er hatte es auch nicht aus schlichter Blutgier getan– er hatte nur getötet, weil er es konnte. Was auch immer passierte, sie durfte ihn und die anderen Katzen nicht nach Nizamuddin hineinlassen.
    Die Reihe der Dächer schien viel zu nah zu sein. » Treiben wir sie zurück ins Verrammelte Haus«, übermittelte sie Katar und Hulo so leise wie möglich.
    » Wir sind die Einzigen, oder?«, fragte Hulo über das Netz zurück.
    » Ja«, antwortete Beraal. » Bis die Wilden Katzen vom Schrein eintreffen.«
    Der Kater zog die Schnurrhaare hoch. Seine Augen blitzten, als er die winzigen Leichen sah. Dann blickte er den Unbezähmbaren in die blutgierigen Augen.
    » Für Nizamuddin und die Wilden Katzen!«, rief er. Katar stimmte mit ein, und die beiden Kater zögerten nicht mehr, sondern stürzten sich in den Kampf.
    Jethro schaute mit zitternden Schnurrhaaren zu. Eine Schlacht mit so schlecht verteilten Chancen hatte er noch nie erlebt. Er sah, dass die vier Katzen hervorragende Kämpfer waren. Miao schlug gezielt auf die Schnurrhaare des Katzenrudels ein, Beraal fuhr herum und fauchte und sprang, während sich Katar und Hulo auf eine Armee von Katzen warfen. Sie waren die besten Krieger, die er je gesehen hatte, selbst wenn er die Mungos und die wildesten Ratten und Straßenhunde mit einbezog.
    Aber– so dachte er, während Miao in einem Sturm von Leibern unterging, während Datura und acht andere Katzen brutal in Hulos Schwanz und Hinterpfoten bissen, während sich Beraal umdrehte und einen Haufen Katzen abschütteln wollte, die an ihrem Fell rissen– selbst ihr Zorn, ihr Mut und ihre Kampfkunst konnten gegen die Legionen, die vor ihnen aufmarschiert waren, nichts ausrichten.
    Katar rief seiner kleinen Gruppe zu, sie sollten durchhalten, und der Mäuserich spürte, wie seine Schnurrhaare voller Hoffnung in die Höhe gingen. Doch aus den Ästen des Kapokbaums ließen sich immer mehr Unbezähmbare herabfallen, stürzten sich in den Kampf und prügelten auf Katar ein. Der graue Kater schlug zurück, aber dann ging er in einem Meer von Katzenleibern unter, und Jethro konnte ihn nicht mehr sehen.

20
    Das letzte Gefecht der Wilden Katzen
    K urz

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