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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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miauten voller Schrecken, als sie sahen, was da aus dem Himmel auf sie zukam. » Kie-kie-kie- KILLEN - KILLEN - KILLEN !«, kreischte der Milan. Sein Schnabel tötete die beiden Katzen, die Miaos Hinterpfoten festgehalten hatten. Die anderen flohen, wobei manche nach den Vögeln schlugen. Aber die Milane wussten, wie weit sie gehen konnten, und sie waren Experten darin, sich in den sicheren Himmel zurückzuziehen. Binnen kürzester Zeit lagen vier Katzen aus dem Verrammelten Haus tot am Boden.
    » Vorsichtig!«, rief Miao. » Jetzt sind sie gewarnt, und sie sind gefährlich– Tooth, hinter dir!«
    Alarmiert beobachtete sie, wie Datura sich still von dem Ast erhob, auf dem er der Schlacht zugeschaut hatte, und nach den Federn des Raubvogels schlug. Er traf und Tooth geriet bei seinem Sturzflug ins Trudeln. Der Milan konnte im letzten Moment wieder hochziehen, wobei er über das Laub schoss und mit den Federn die toten Leiber der Mäuse berührte. Dann hatte er sich wieder gefangen und stieg auf. Seine hellen Augen funkelten wütend. Aber sowohl Miao als auch Datura sahen, dass er im Flug schwankte und den rechten Flügel vor Schmerz ein wenig hängen ließ.
    Die anderen beiden Milane blieben in Bereitschaft. Auf einen gezischten Befehl von Datura hin zogen sich die Unbezähmbaren zurück. Im verwilderten Garten des Verrammelten Hauses gab es genug Deckung und nur wenige Stellen, wo die Milane die Katzen leicht angreifen konnten. Aber sie ließen in ihrem Kampf nicht nach und fielen über diejenigen her, die versuchten, von den Palisanderbäumen zu den Orangenbäumen zu klettern.
    Obwohl Miao durch den Angriff der Milane nur eine kurze Atempause blieb, schaute sie sich rasch nach ihren Gefährten um. Aber als sie sie sah, sank ihr Mut. Beraal war auf einen Baum geflohen, von dem aus sie sechs Unbezähmbare anfauchte, die sie immer höher trieben. Sie hockte auf einem dünnen Ast, der jeden Augenblick zu brechen drohte, und um die Wurzeln des Baums saß ein Rudel Katzen und wartete nur darauf. Außerdem blutete sie stark am Maul. Ihre Pfoten waren ebenfalls rot von Blut, allerdings konnte Miao nicht erkennen, ob es ihr eigenes oder das ihrer Gegner war.
    Hulo, Katar und die jungen Marktkatzen kämpften in einem Blumenbeet, in dem Karotten und wilde Gräser hochgeschossen waren, gegen eine Schar Unbezähmbare. Miao kniff die Augen zusammen, während sie einem entschlossenen Angriff auswich, glitt nach links und damit fort von ihrem Gegner, wedelte mit ihrem Schwanz hin und her und schlug einen zweiten Angreifer nieder. Doch während sie kämpfte, war ihr eines klar: Die beiden Kater und ihre kleine Helfergruppe waren weit zurückgedrängt worden und viel zu nah an der bröckelnden Mauer, dem Einzigen, was das Grundstück des Verrammelten Hauses von Nizamuddin trennte.
    Entsetzt stellte sie fest, dass noch mehr Unbezähmbare auftauchten und den Himmel wachsam im Auge behielten, während sie an den Hecken entlangschlichen– dort hatte sich ein ganzes Rudel versteckt. Im Garten wimmelte es von Katzen, die ihre schlanken Köpfe aus allen möglichen Verstecken reckten. Das Verrammelte Haus musste wenigstens sechs Würfen Obdach geboten haben, schätzte Miao, und in ihrem Umfeld zählte sie über dreißig Ohrenpaare, ehe sie aufgab. Sie schienen auf jedes Zucken von Daturas Schnurrhaaren zu reagieren.
    Miao warf wieder einen Blick hinüber zu Katar und Hulo und sah, wie vier oder fünf Unbezähmbare sie aus dem Gebüsch von einer anderen Seite angreifen wollten. » Hinter dir, Hulo!«, rief sie gerade noch rechtzeitig. Dann jagte sie zu ihnen hinüber, doch während sie rannte, bemerkte sie, dass Datura vergnügt die Schnurrhaare hochzog. Erst als sie am Wandelröschen vorbeischoss und abrupt stehen bleiben musste, wurde ihr klar, warum. Sie war in einen Hinterhalt geraten. Auf der anderen Seite der Hecke lag ein Teil des Gartens, wo das Gelände abfiel. Miao war umzingelt, und als sie sich umdrehte, kam Ratsbane dazu und versperrte ihr den letzten Ausweg.
    Miaos blaue Augen wurden leer. Geistesabwesend fragte sie sich, ob die Schreinkatzen wohl rechtzeitig eintreffen würden, und vom Baum her hörte sie Beraals Schmerzensschreie. Das Gebüsch um sie herum war zu dicht, als dass ihr die Milane durch die Äste hindurch hätten beistehen können. Tooth kreischte frustriert, schwebte über ihr und näherte sich den Ästen, konnte jedoch nicht zu ihr vordringen. Es gab keine Lücke, und selbst wenn, wäre es viel zu gefährlich

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