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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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langen, tödlichen Zähnen öffnete sich und das darauffolgende Brüllen war ohrenbetäubend. »Ich will zu meiner Mami!«, rief Mara. »Ich will zu Beraal! Ich mag diesen Ozymandingsda nicht … Ich will nach Hause.«
    Hätte Mara dem Katzennetz zugehört, hätte sie gemerkt, dass sie lediglich aussprach, was allgemein empfunden wurde. Als die Tiger in der Luft von Nizamuddin schimmerten und ihre riesigen Gestalten durch die Köpfe der Katzen schwebten, klinkten sich alle so schnell wie möglich aus. Beraal verlor die Nerven, als sie dieses riesige, tödliche Maul sah. Sie legte die Ohren an und schoss die Treppe hinunter. Hulo, der sich verstohlen eingeklinkt hatte und nicht zugeben wollte, wie sehr ihn Maras Fortschritte beeindruckten, war so geschockt, dass er fast von seinem Baum fiel. Im Schrein schauten die Großfüße erstaunt zu, wie sich Qawwali und die beiden anderen Katzen, die im Netz waren, urplötzlich aufrichteten, jaulten und dann davonjagten. Southpaw hatte sich im Schlaf eingeklinkt, und als er erwachte, glaubte er, im schlimmsten Albtraum seit Jahren gelandet zu sein.
    Es war also niemand mehr da, der sehen konnte, was als Nächstes passierte.
    Ozymandias hatte eine schwierige Zeit hinter sich. Der Königstiger war daran gewöhnt gewesen, friedlich hin und her wandern zu können, doch seit der Zoo zwei weitere große Katzen erworben hatte, war Platz sehr knapp bemessen. Das Gras in seinem Gehege war inzwischen verschwunden. Im Sommer wirbelten die Tiger beim Laufen Staubwolken auf und Ozymandias hasste das Kribbeln an den Schnurrhaaren.
    Außerdem gefielen ihm die neuen Fütterungsregeln nicht, die vorschrieben, dass jedes Zootier einmal pro Woche fasten sollte. Am schlimmsten war aber, dass man seine Toilette nach draußen verfrachtet hatte. Nun musste er sein Geschäft vor den Augen gaffender Großfüße erledigen– und das würde kein Tiger, der nur ein wenig auf sich hielt, gut finden.
    Und jetzt wurde er auch noch bei seinem Nickerchen gestört– von einem orangefarbenen Kätzchen, das wie aus dem Nichts plötzlich genau vor seinen Augen in der Luft schwebte. (Mara hatte noch nicht den Dreh raus, welche Position sie beim Senden einnehmen sollte.) Ozymandias fand es also nur gerechtfertigt, sie laut anzufauchen.
    Er streckte eine seiner riesigen Tatzen aus, ließ meisterhaft die Krallen herausfahren und schlug nach dem Kätzchen.
    » Mama!«, heulte es los, doch ärgerlicherweise bewegte es sich kein bisschen.
    Verstohlen überprüfte Ozymandias seine Krallen, aber alles schien in bester Ordnung zu sein. Also schlug er noch einmal zu.
    » Geh fort! Du bist gemein und böse und ich kann dich nicht ausstehen!«, schniefte das Kätzchen, weigerte sich jedoch stur, selbst zu verschwinden.
    » Ozzy, hör sofort auf damit«, befahl eine samtene Stimme. » Du machst der armen Kleinen ja Angst.«
    Ozymandias ließ sich davon nicht abhalten, erneut nach dem Kätzchen zu schlagen, und bekam dafür einen harten Klaps ans Ohr. » Grrr!«, knurrte er überrascht. » Das musste ja wohl nicht sein, Rani.«
    Obwohl sich Mara vor Angst kaum rühren konnte, entging ihr nicht, dass der weiße Tiger, der » Ozzy« eine Ohrfeige versetzt hatte, das schönste Wesen war, das sie je gesehen hatte.
    Dann starrte Rani sie an. » Du bist ja ein ganz gewöhnliches Ding, nicht wahr?«, meinte sie und drehte sich wieder zum Königstiger um. » Das ist bloß eine Katze, Ozzy, kein Grund, sich gleich aufzuregen. Ich frage mich allerdings, was sie hier macht.«
    Unter Ranis Bauch schob sich ein kleiner Kopf hervor, der kaum größer war als Maras. » Sie hat gesagt, sie heißt Nurmara, Mama«, flötete eine höhere Stimme, als die von den beiden ausgewachsenen Tigern. » Hallo, Nurmara. Was machst du in unserem Käfig? Und warum schwebst du in der Luft?«
    Mara stellte die Ohren ein wenig auf. Sie war nicht sicher, was Rani und Ozymandias anging, aber diese dritte Katze spielte eher in ihrer Liga. » Hallo«, versuchte sie es unsicher, und dann machte sich Beraals Erziehung bezahlt, denn sie erinnerte sich an ihre Manieren. » Tut mir leid, ich wollte dich nicht stören, Ozymandias… äh, Ozzy, hm, ich weiß gar nicht, wie ich dich anreden soll…«
    Das war endgültig zu viel für Ozymandias. » Mich anreden? Rede mich gar nicht an! Tiger sprechen nicht mit Kätzchen!«, schnaubte er, kehrte Mara den Rücken zu und wanderte hinüber zur anderen Seite des Käfigs.
    » Beachte ihn einfach nicht«, sagte das Tigerjunge. »

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