Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
so weit, wie es dir angenehm ist. Wenn du andere Katzen triffst, grüßt du höflich, ziehst aber weiter. Wenn du müde bist, beende das Senden einfach. Verstanden? Noch Fragen?«
    » Also«, sagte Mara, » ich frage mich… Woher wissen wir denn, wie weit ich gekommen bin?«
    » Ich werde mich einklinken«, sagte Beraal. » Erinnerst du dich? Du benutzt die allgemeine Bandbreite, deshalb kann sich jeder, der will, einklinken– ohne dich zu stören natürlich. Dann können wir einschätzen, wie weit du dich von Nizamuddin entfernst, auch wenn wir nicht so viel erkennen können wie du– das hängt ja davon ab, wie stark du senden kannst, während du die Grenzen deines Reviers erkundest.«
    Beraal ließ sich auf der Außentreppe an der Küchentür nieder, während sich das Kätzchen drinnen zusammenrollte. Der Jägerin sank der Kopf auf die Brust, sie schien zu dösen, allerdings hatte sie die Augen nur geschlossen, um sich zu konzentrieren, und alle Sinne waren hellwach. Die Schnurrhaare waren aufgerichtet und bereit, sie vor Großfüßen oder Raubtieren zu warnen, die sich ihr näherten. Den Rest ihrer Aufmerksamkeit richtete sie auf die Verbindung.
    Mara war zu einem Fellhäufchen zusammengesunken. Sie konzentrierte sich vollständig auf das Senden und verdrängte alles andere, was um sie herum geschah, aus ihren Gedanken. Sie bekam weder das unaufhörliche Piepen der Vogelbrut mit, die Abendbrot verlangte, noch das Geklapper im Salon, wo die Großfüße sich darüber wunderten, dass ihr Kristall zersprungen war, ohne dass jemand die Vitrine geöffnet hatte.
    Maras lange Schnurrhaare stellten sich auf und zitterten leicht, die Tasthaare über den Augen schoben sich nach vorn. Das Kätzchen machte sie so lang wie möglich, ganz so wie Beraal oder Miao, wenn sie sich einklinken wollten.
    Beraal spürte ein so starkes Kribbeln in den Schnurrhaaren, dass sie beinahe zusammengezuckt wäre. Wenn Mara sendete, fühlte es sich auf diese kurze Distanz an, als würde ihr jemand mit der Pfote ruppig durch Fell und Tasthaare kämmen. Die Jägerin öffnete ein Auge und starrte Mara an: solche Kraft in einem so winzigen Wesen!
    Währenddessen ließ Mara ihre Gedanken schweifen und bereitete sich darauf vor, dass ihr flau im Magen würde, wenn sie zu senden begänne. Sie knetete die Pfoten, damit der Bauch sich wieder beruhigte. Dann fühlte es sich an, als würde sie in den Himmel aufsteigen und über weite Entfernungen hinwegschweben. Dabei konnte sie alle Richtungen einschlagen, die sie wollte. Aber ihre Schnurrhaare spürten zudem die Strömungen, die hin und her wirbelten, und auch unsichtbare Kanäle, denen sie später würde folgen können, wenn sie ein wenig Erfahrung gesammelt hatte.
    Mit halb geschlossenen Augen gab Mara ein langes Schnurren von sich, während sie sich vorantastete. Vor ihr lag, wie ein breites Silberband, das Katzennetzwerk, das von den Aktivitäten der Katzen leuchtete und blinkte. Mitten hindurch wand sich ein pulsierender Faden, der das Netz von Nizamuddin darstellte. Mara richtete die Schnurrhaare aus und schwebte zwischen beiden. » So wie der Milan fliegt«, hatte sie zu Beraal gesagt, als sie ihrer Lehrerin zu erklären versucht hatte, wie sich das Senden anfühlte. » Sie sehen keinen leeren Himmel wie wir. Sie sehen Straßen und Pfade und verwobene Linien, die ihnen den Weg weisen und ihnen verraten, wie hoch sie sich über den Baumwipfeln befinden, wann sie sich nach unten stürzen müssen und wo sie einen Luftstrom erwischen.«
    Beraal spürte, wie ihr selbst im Magen flau wurde, als sie– und, wie ihr auffiel, außer ihr noch weitere Katzen aus Nizamuddin– der kleinen Mara in ein Gebiet folgte, das für sie neu und unerforscht war. Die Schnurrhaarverbindung war eine Erweiterung der Geruchsspuren und führte so weit, wie sie riechen und sehen konnten. Mara jedoch ging darüber hinaus und klinkte sich nicht nur ein, sondern reiste sozusagen in die Ferne, als könnten ihre Schnurrhaare bis hinüber zur Kolonie auf der anderen Seite reichen, wie eine zarte, zitternde Brücke zum Himmel.
    Langsam und nachdenklich leckte Mara sich die Pfoten, eine nach der anderen. Das Senden fiel ihr leichter, wenn sie sich dabei putzte, also ließ sie die raue Zunge in stetigem Rhythmus über die Haut streichen. Dadurch konnte sie sich auf den Ort konzentrieren, zu dem sie unterwegs war, und auf das, was sie dort sehen würde.
    Im Park jagten ein Dalmatiner, zwei Labradors und einige ausgelassene

Weitere Kostenlose Bücher