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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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regelmäßigen Abständen.
    Zuerst hatte es diesen Beinahe-Zusammenstoß mit dem Milan gegeben, dann den Vorfall im Verrammelten Haus, schließlich hatte er sich davongeschlichen, um Fisch aus einem Haus der Großfüße zu stehlen, während er sich eigentlich ausruhen sollte, und jetzt hatte er einen Ausflug in den Kobrabaum unternommen. An Katars Stelle hätte Hulo dem kleinen Kater den Hintern ordentlich versohlt, bis er nicht mehr hätte sitzen können.
    Es war Hulo gewesen, der Southpaw damals gefunden hatte, als er mit wunden Pfoten an der Kanalstraße entlangschlich, miauend und noch fast blind– die Augen des kleinen Katers waren gerade erst aufgegangen. Als Hulo an ihm zu schnüffeln begann, hatte sich Southpaw aufgerichtet und versucht, gegen den großen Kater zu kämpfen, indem er mit den Pfötchen nach ihm schlug. Aus irgendeinem Grund hatte dieser Mut Hulo gerührt und amüsiert, denn er hatte eine Schwäche für einen guten Kampf. Und so hatte er Southpaw mit dem Maul gepackt und ihn zu den anderen Katzen gebracht, wobei er nicht wusste, welcher Instinkt ihm gesagt hatte, er sollte das Findelkätzchen nicht töten.
    Southpaw hielt jetzt still, und Hulo spürte, dass der kleine Kater das Jaulen unterdrückte, als er die Wunde säuberte, wo das Schnurrhaar ausgerissen worden war. Zwar hatte sich längst Schorf darüber gebildet, aber Schmutz und Eiter mussten dennoch entfernt werden, und die Katzen wechselten sich dabei ab, den Kleinen zu putzen. Southpaws übrige Schnurrhaare schossen hoch, als in diesem Moment in ihren Köpfen ein unablässiges Miauen widerhallte, das von den Dächern zu kommen schien.
    » Warum freust du dich denn nicht, Großfuß? Ich habe ein Spiel entdeckt, das wir beide spielen können – sieh nur, wie sorgfältig ich diese hässlichen Figuren und anderen Dingsbumse vom Regal schiebe, nur damit du das Vergnügen hast, sie wieder aufzuheben? Wir können das stundenlang spielen, wenn … nein! Lass mich runter, du Bestie! Wie kannst du es wagen, mir auf den Po zu hauen!«
    Southpaw zuckte überrascht zusammen, denn es schien ihm, dass ein orangefarbenes Kätzchen kopfüber in der Luft an einer unsichtbaren Hand hing. Die Pfoten schlugen in den Wind, und es schielte, als es seine Empörung zum Ausdruck brachte. » Manno!«, schrie die Kleine in Southpaws Kopf, ehe sie verschwunden war.
    » Was war das?«, fragte er erstaunt. Seine Schnurrhaare reckten sich, so weit sie konnten– das hatte er geübt–, aber in der Luft lag kein Duft eines Kätzchens, nur die ferne Ahnung von Regen.
    Der schwarze, ungepflegte Schwanz des Katers ging hin und her und seine Augen leuchteten grün. » Das«, erwiderte er mit steifen Ohren, » ist Beraals schrecklich laute kleine Schülerin.«
    Enttäuscht rümpfte Southpaw die Nase. Das war der Sender? Ein orangefarbenes Kätzchen, das mit den Pfoten in der Luft strampelte und der Gnade seiner Großfüße ausgeliefert war? Er hatte gedacht, sie müsse geheimnisvoll und ehrwürdig sein, wie eine Miniatur von Miao.
    » Was ist denn so besonders an ihr?«, fragte Southpaw.
    » Das musst du Beraal fragen«, antwortete der Kater. » Ich weiß nicht, warum alle so ein Theater um sie machen. Außer dass sie uns jeden Tag nervt, scheint sie wenig zu leisten. Noch dazu ist sie eine Drinnenkatze. Der kann man nicht von hier bis dort über den Weg trauen.«
    Southpaws Schwanz schwankte und fiel nach unten. » Ist sie wie Datura?«, fragte er leise, wobei seine Schnurrhaare leicht zitterten. Irgendwie gefiel ihm die Vorstellung nicht, dieser Sender, bei dem jeder die Schnurrhaare voller Respekt aufstellte, wenn er über ihn sprach, könnte so sein wie Datura und seine Freunde.
    » Wie Datura? Nein, nein!«, sagte Hulo. » Obwohl man sich schon fragen muss, warum sie die Tiger nach Nizamuddin geholt hat, denn das war ganz und gar nicht nett. Drinnenkatzen sind einfach anders als du und ich, Southpaw. Welche Sorte Katze würde lieber bei Großfüßen wohnen und auf das alles hier verzichten?«
    » Das Haus, in dem sie wohnt, ist also anders als das Verrammelte Haus?«, erkundigte sich Southpaw und dachte an den stinkenden Boden und den alten, schlurfenden Großfuß.
    » Vollkommen anders!«, erwiderte Hulo und verstand, was dem Kleinen durch den Kopf ging. » Warst du nicht dabei, als wir den Küchenstreifzug unternommen haben …« Der Kater sah Southpaw an und bemerkte, wie sich dessen Ohren voller Interesse aufstellten. » Vergiss den Küchenstreifzug«, sagte er,

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