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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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würde und wie schön es sich anfühlen würde, wenn er sich anschließend die Reste von den Schnurrhaaren putzte. Er würde nicht einen leeren, sondern einen warmen und vollen Bauch haben.
    » Vermutlich nicht«, sagte der Kater. » Manche Katzen am Schrein besuchen die Häuser der Großfüße, holen sich dort Futter und gehen wieder, aber es ist ein unsicheres Leben. Wenn man drei Mahlzeiten am Tag haben möchte, muss man eine Drinnenkatze werden. Wie ich schon sagte, das ist gar kein so schlechtes Dasein, wenn man nicht gerade an einem Ort wie dem Verrammelten Haus landet.«
    Southpaw putzte sich die Pfote eine Weile und ordnete dabei seine Gedanken. » Ist das Haus nett, in dem der Sender wohnt?«, fragte er dann.
    » Ja.«
    » Aber sie kommt niemals aus dem Haus?«, fragte Southpaw weiter und konnte sich gar nicht vorstellen, wie das sein musste. Kurz dachte er an die Dunkelheit und den Gestank im Verrammelten Haus. Er blinzelte, um die Albtraumbilder zu vertreiben. Und er dachte, dass selbst wenn das Haus noch so bequem sein mochte, für ihn der Gedanke unerträglich war, den Himmel nicht mehr sehen zu können. Im Sommer, wenige Tage nachdem er die Augen geöffnet hatte, war er unter einen Karton gekrabbelt und hatte nicht mehr herausgefunden. Allein bei der Erinnerung daran, wie eingesperrt er sich gefühlt hatte, begann sein Herz heftig zu klopfen. Schließlich hatte Katar sein Miauen gehört und ihm mit den Krallen ein Loch in den Karton gerissen.
    » Nur auf die Treppe«, sagte Hulo da in seine Gedanken hinein und beantwortete seine Frage.
    » Wie schrecklich es sein muss, in so einem Kasten zu wohnen!«, sagte Southpaw. » Warum will überhaupt jemand eine Drinnenkatze sein?«
    » Wie fühlt sich dein Bauch an?«, fragte der Kater anstelle einer Antwort.
    » Leer und traurig.«
    » Wenn du die richtige Großfußfamilie findest«, meinte Hulo, » brauchst du nie wieder Hunger zu leiden.«
    Verwirrt legte Southpaw sich hin und versuchte, seinen Schwanz mit den Pfoten zu schnappen, um nicht mehr über das alles nachdenken zu müssen. Er verstand wohl, worauf Hulo hinauswollte, und während ihn sein Bauch ständig daran erinnerte, wie unangenehm es sich anfühlte, wenn er leer war, begriff er langsam, dass es durchaus reizvoll sein mochte, eine Drinnenkatze zu sein. Dennoch weigerte sich sein Kopf, dieses Gefühl der Platzangst zu überwinden. Er spielte mit seinem Schwanz, plusterte ihn mit den Pfoten auf, strich ihn wieder glatt, und dann dachte er an den Welpen und daran, wie er gewinselt hatte, weil er mehr Futter wollte und von seinen Großfüßen abhängig war.
    » Ich bin lieber eine Draußenkatze«, sagte er schließlich. Und er spürte das breite Grinsen des Katers, das über dessen Fell und Schnurrhaare lief, so deutlich, als wäre es hell und er könnte Hulos Gesicht sehen.
    » Diese Entscheidung muss jede Katze in ihrem Leben einmal treffen«, sagte Hulo. » Es war Zeit, dass du drüber nachgedacht hast, Kleiner.«
    » Wolltest du je eine Drinnenkatze sein?«, fragte Southpaw. Er konnte sich Hulo gar nicht in der Umgebung von Menschen vorstellen.
    Der Kater leckte sich gerade das verfilzte Fell sauber, doch bei dieser Frage hielt er inne, und sein Fell wallte vor Lachen. Er wandte Southpaw das hässliche Kämpfergesicht mit den vielen Narben zu.
    » Welcher Großfuß würde schon jemanden mit meinem Gesicht zu sich einladen?«, fragte er. » Normalerweise begrüßen sie mich mit ihrem Besen!«
    Southpaw lachte ebenfalls und wollte sich gerade bei Hulo ankuscheln, als der Kater erstarrte und die zerfetzten Ohren aufstellte. » Ratten!«, sagte er. » Sieh sie dir an, sie schwärmen auf der Straße aus! Die Regenrinne muss ihre Nester überschwemmt haben. Southpaw, ich bin auf der Jagd. Du bleibst hier!«
    Der kleine Kater erhob sich auf die Pfoten und seine Nase zuckte vor Aufregung.
    » Ich komme mit, Hulo!«
    Der Kater versetzte ihm einen sanften Stoß. Der Kleine rollte zurück in Sicherheit.
    » Nein, du bleibst hier«, beharrte er. » Du warst noch nie auf Jagd, und heute sind es zu viele– du könntest gebissen werden.« Die schwarzen Wesen verschwanden links in der Gasse und der Kater stand bereits am Dachrand. » Du bleibst hier, wag dich nicht aus dem Park. Ich bin bald mit frischer Beute zurück.« Sein borstiger Schwanz schwang eine Sekunde hin und her, während er mit den Pfoten das abgebrochene Regenrohr packte. Dann war Hulo verschwunden und seine Zähne klapperten bereits in

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