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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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die Dächer kletterten, die Treppen hinunterstiegen und den langen Weg durch die Gärten und die Wandelröschenhecken zurücklegten. Southpaw mochte den Weg über die Dächer, besonders jene, auf denen es Wäscheleinen gab. Die saubere Wäsche der Großfüße hatte so einen bestimmten Geruch, dass er einfach das Gesicht daran reiben musste. Fröhlich trocknete er sein nasses Fell an einigen großen Bettlaken und Tischtüchern. Manchmal überraschten einen die Großfüße auch mit ihrer Nettigkeit.
    Wieder knurrte sein Magen. Er war so damit beschäftigt gewesen, auf dem Kobrabaum herumzuklettern, und hatte dann mit Hulo den Ausflug gemacht, dass er den Müll nicht nach Essensresten hatte durchstöbern konnte. Seit einer Weile regnete es, und er nahm an, dass es heute Nacht nicht mehr aufhören würde. Und bei solchem Regen war es unwahrscheinlich, dass sie jagen konnten.
    Hulo hielt an seinem Lieblingsplatz an, einem Wellblechdach, das sich über einer verlassenen Garage durchgewölbt hatte. Sie lag nahe genug an den Häusern und dem Park, um ein Auge auf Großfüße und andere Tiere werfen zu können, jedoch abgelegen genug, um als Ruheplatz zu dienen. Das Dach hatte zwei Teile, eine Blechplatte überragte die andere, und so konnten die beiden Katzen sich hier nach ihrem langen, nassen Ausflug ausruhen und waren selbst vor dem ärgsten Sturm sicher.
    Sie lauschten dem lauten Prasseln auf dem Dach, das alle anderen Geräusche vom nächtlichen Park übertönte. Die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Großfußautos erhellten immer wieder die Straße, und Southpaw schauderte, wenn er sah, wie das Wasser in Bächen die Straße entlanglief. Er fragte sich, ob man den Welpen wohl ins Haus geholt hatte. Hoffentlich.
    » Erinnerst du dich, wie die Essensschüssel des Hunds geduftet hat?«, fragte Hulo plötzlich.
    Southpaw konnte nicht vermeiden, dass sein Magen ein lautes Knurren von sich gab. Das kleine Zucken mit den Schnurrhaaren, das J a bedeutete, war vollkommen überflüssig.
    » Wonach hat es denn gerochen?«, fragte der Kater weiter. Sein verklebtes Fell hing ihm über die Augen, und er hatte das halbe Laub eines Baums aufgesammelt, als sie durch den Sturm zurückgekommen waren. Dennoch strahlte er Wachsamkeit aus. Falls Hulo hungrig war, so ließ er sich jedenfalls nichts anmerken.
    Southpaw leckte sich das rosa Maul, und die Schnurrhaare begannen, von allein zu zittern. » Nach Markknochen und fettem gekochtem Fleisch«, sagte er. » Es roch sogar besser als frische Ratte, es roch so warm und gut.«
    Hulos Augen waren fast undurchsichtig. Southpaw wusste nicht, was der Kater dachte.
    » Jede Mahlzeit, die der Welpe bekommt, ist so«, sagte er. » Kräftig und warm und schmackhaft. Sie füllt den Bauch an einem Tag wie diesem, wenn man spürt, wie die ersten kalten Finger des Winters durch das Fell streichen. Der Welpe braucht für sein Futter nichts zu tun. Nicht zu jagen, nicht im Müll zu wühlen und sich nicht wegen jedes Bissens mit den Ratten zu streiten. Er muss in der Sommerhitze nicht nach unverdorbenem Essen suchen, er braucht im Regen keine Streifzüge zu unternehmen und dabei bis auf die Haut durchnässt zu werden.«
    Der Kater starrte hinaus in den Park. Eigentlich hatten sie es hier recht bequem, doch gelegentlich wehte der Wind den Regen herein, und dann zitterte Southpaw vor Kälte.
    » Manche Großfüße machen das auch für Katzen«, erzählte er. » Sie füttern dich mit Milch und Fisch– du hast doch schon Fisch gegessen, oder? Dreimal am Tag, und außerdem bekommst du ein warmes Bett. Das würde dir doch auch gefallen?«
    Der kleine Kater riss die Augen auf und dachte über diese wunderbaren Bilder nach, die durch seinen Kopf zogen, als Hulo ihm seine Gedanken übermittelte.
    » Ja«, antwortete er, doch seine Schnurrhaare drückten Unsicherheit aus. Der Kater erwiderte nichts.
    » Würden die Großfüße mich anleinen?«, wollte Southpaw nach einer Weile wissen.
    » Nein«, sagte der Kater. » Katzen binden sie niemals an, vielleicht weil wir die Leine durchkauen würden. Aber sie könnten dich in ihrer Hütte einsperren.«
    » Würden mich die Großfüße schlagen?«
    Hulos Schwanzspitze bewegte sich vor und zurück, während er über die Frage nachdachte. » Vielleicht.«
    » Würden sie mich in den Park und auf die Dächer klettern lassen?«, wollte der kleine Kater wissen, nachdem er kurz überlegt hatte. Er konnte immer noch das gekochte Fleisch riechen und sich ausmalen, wie es schmecken

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