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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Ozzy durch den Dschungel gestreift war und als König der Schluchten und der Wildnis über die Nacht und die Täler geherrscht hatte, hatte er die Gesellschaft der Languren genossen und sie oft heimlich beobachtet. Ihre Intelligenz und die Treue zu Angehörigen ihrer Herde hatten ihm gefallen. Manchmal knurrte er Tantara zwar an, wenn es die Langurin allzu weit trieb, doch er würde ihr niemals etwas zuleide tun. Doch Ozzy erinnerte sich daran, wie sein Blut gebrodelt hatte bei der Aussicht, eine Beute zu töten– ganz egal welche–, nachdem er zu jagen gelernt hatte. Und deshalb fragte er sich, wie Rudra reagieren würde, wenn er größer wurde.
    Aus Sicht des Tigers würde es nicht leicht werden. Natürlich stimmte er Rani zu, dass ihr Junges viel glücklicher war, seit ihm die beiden Gefährten die Zeit im Käfig vertrieben, aber Ozzy hatte tiefen Respekt vor dem stillen Lied des Instinkts, dem Ruf ihres Blutes. Und das bereitete ihm Sorgen.
    Eine Woche später sollten die Tiger jedoch eine Überraschung erleben.
    Als die große Gittertür ihres Geheges sich scheppernd öffnete, sahen Mara, Tantara und Rudra von ihrem Spiel auf. Die Wärter öffneten für gewöhnlich das kleinere Gitter und kamen auch nur selten weit herein, aber wenn sie das taten, behielten sie Ozzy und Rani ständig im Auge.
    Ozzy knurrte und gab ein Unheil verkündendes » Hooom« von sich, das durch das gesamte Gehege hallte, als die Wärter sich auf Rani und ihn zubewegten. Den Netzen und Betäubungsgewehren nach zu urteilen, die sie bei sich hatten, ging es um etwas Ernsteres, und obwohl er für gewöhnlich ein sehr freundlicher und angenehmer Tiger war, knurrte Ozzy weiter, bis einer der Wärter begriff, was ihn wahrscheinlich beunruhigte.
    » HALOOM !«, brüllte Ozzy. » HALOOOOOM ! HALOOOOOM !«
    » Schnell«, sagte der Wärter zu seinen Kollegen, » geht von seinem Jungen fort. Der Vater fürchtet, wir könnten es ihm wegnehmen wollen.«
    Tantara sprang hinauf in die Äste und gab Alarmrufe von sich, als die Wärter in ihre Richtung kamen, und Rudra ahmte seinen Vater nach und knurrte ebenfalls bedrohlich.
    Mara hörte sich das Gerede der Wärter an und zog die Schnurrhaare erleichtert nach unten. » Ist schon gut, Rudra«, sagte sie. » Du sollst einfach nur zu deinen Eltern gehen. Sie holen niemanden von euch heraus, sondern bringen etwas herein, also sollte eigentlich alles in Ordnung sein.«
    Die Wärter schauten verwirrt und überrascht zu, wie das kleine Tigerjunge plötzlich aufmerksam lauschte, die großen Ohren aufstellte und dann hinüber zu seinen Eltern trabte. Sie staunten noch mehr, als es sich an Ozzy und Rani rieb und ein paar » Hooms« von sich gab, woraufhin die drei Tiger sich umdrehten und in ihre künstliche Höhle marschierten.
    » Na, das war ja leicht!«, sagte der Wärter verblüfft. Er vergewisserte sich trotzdem, dass das Gitter zur Höhle sicher verschlossen war. Er hatte keine Ahnung, warum sich der Tigerclan so kooperativ verhielt, aber er wollte auch kein Risiko eingehen. » Bringt sie herein!«, rief er.
    Mara schaute gebannt zu, wie ein verdeckter Käfig auf Rädern hereingeschoben wurde. Als der Geruch aus dem Käfig zu den Tigern in der Höhle hinüberwehte, hörte man ein langes, aufgeregtes Fauchen von Rudra, das viel lauter war als sein Knurren zuvor. Auch Rani knurrte tief in der Kehle. Die wunderschöne weiße Tigerin schritt in der Höhle auf und ab und ihre Augen funkelten. Ozzy war ebenfalls auf den Pfoten und schlug gegen die Wand, während er brüllte.
    Das Knurren und Brüllen der Tiger hallte über den restlichen Zoo hinweg und löste eine Kettenreaktion aus. Die Bären erwachten und kamen aus ihren Höhlen. Die Weißbrauengibbons heulten und schnatterten und rannten miteinander um die Wette bis zu den höchsten Stellen ihrer Gehege. Der Hirsch brüllte, die Antilopen zitterten und scharrten mit den Hufen und suchten Schutz hinter den kühlen, dunklen Büschen im hinteren Teil ihres Geheges. » Heee heee heee heee heee!«, riefen die Hyänen, und ihr Gelächter erhob sich in irren Wogen.
    Vorsichtig öffneten die Wärter die Käfigtüren mithilfe langer Holzstangen. Der Deckel wurde abgenommen und die Wärter wichen zurück. Mara blinzelte, als ein kleines golden-schwarz gestreiftes Junges mit glitzernden grünen Augen die Rampe herunterkam.
    Unten angekommen blieb das kleine Tigerweibchen stehen, beäugte ihre neue Umgebung und lief anmutig weiter zum Becken, das als Tigersuhle und

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