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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Tränke diente. Dann begann sie sich mit ungerührter Gelassenheit zu putzen, ganz so, als würde sie Ozzys Gebrüll und Rudras Fauchen nicht hören.
    Mara sog den Geruch des Neuankömmlings ein, als einer der Wärter ein Tuch aus dem Käfig holte und es dann am Ende einer Stange in die Tigerhöhle schob. Ozzy brüllte mörderisch, und das Stahlgitter rappelte heftig, als der Tiger dagegensprang, doch das Gitter hielt ihm stand. Dann war es still und die Tiger schnüffelten nacheinander an dem Tuch.
    Oben in den Bäumen erschien Tantara und beobachtete vorsichtig, wie sich das neue Tigerjunge reckte und durchs Gehege zog, die Futterschüsseln untersuchte und an den schlammigen Suhlen vorbeiging. Langsam zogen sich die Wärter aus dem Gehege zurück, doch Mara sah, dass sie die Betäubungsgewehre bereithielten. Sie starrte den Eindringling weiter an, der für einen Tiger ausgesprochen hübsch und noch dazu sehr selbstbewusst war.
    Doch dann spürte Mara ein Zerren in der Verbindung und seufzte. Ihre Großfüße waren zurück. » Ich muss gehen«, sagte sie zu Tantara. » Ich bin wieder hier, sobald ich kann.«
    » Beeil dich«, sagte die Langurin, deren schwarzgoldenes Gesicht Unbehagen ausstrahlte. » Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, Mara. Komm so schnell zurück, wie du kannst.«
    Aber Mara hatte Schwierigkeiten, sich wieder loszueisen. Die Großfüße hatten Stoffmäuse und ihr Lieblingsfederspielzeug vom Markt mitgebracht und wollten mit ihr spielen. Mara kämpfte gegen ihre Instinkte an, die sie zum Spielen drängten, und rang mit ihrem Gewissen, das verlangte, dass sie schnellstmöglich zum Zoo zurückkehrte. Ihre Instinkte siegten, und das Kätzchen verbrachte eine glückliche Stunde voller Schuldgefühle damit, Töte-das-fürchterliche-Federvieh zu spielen. Danach war es Zeit zum Essen, und nach dem Morgen im Zoo und dem Toben am Nachmittag war sie so müde, dass sie schließlich auf einem Haufen Kissen einschlief.
    Als sie dann am nächsten Tag zurückkehren wollte, bekamen die Großfüße unerwartet Besuch, und mit den Versuchen, dem Großfuß den neuen Rasierpinsel und die Socken zu klauen, und den Lektionen von Beraal verging eine ganze Woche, ehe Mara in den Zoo zurückkehren konnte.
    Als es so weit war, schwebte sie zuerst zu Tantara, die schlecht gelaunt auf einem hohen Ast schaukelte. » Tut mir leid, meine Großfüße haben mich die ganze Zeit in Atem gehalten. Wo ist Rudra?«
    » Bei seiner neuen Freundin«, antwortete Tantara, schlang den Schwanz um sich und schaukelte noch heftiger.
    Unten am Boden erkundeten die beiden Tiger eine brandneue Sandgrube.
    » Sollen wir nicht zu ihnen gehen?«, fragte Mara.
    » Oh, ich bin nicht willkommen«, erwiderte Tantara. » Ihre königliche Hoheit befindet, dass Tiger sich nicht mit gewöhnlichen Languren abgeben sollten. Du kannst gern zu ihnen gehen, wenn du möchtest.«
    Das Kätzchen schimmerte verwirrt. » Aber ich dachte, er hat sie angefaucht, als sie in das Gehege kam?«
    Tantara wirkte traurig. » Das hat nicht lange angehalten. Rani hat den Geruch des Tigerweibchens in dem Tuch gerochen, und als man sie eine Stunde später aus der Höhle gelassen hat, ging sie zu ihr und hat Freundschaft mit ihr geschlossen. Rudra ging hinterher und hat sie die ersten viermal angefaucht, als sie mit ihm sprechen wollte. Deshalb ist sie wieder zu Rani gegangen, doch nicht lange darauf ist er ihnen hinterhergelaufen. Und jetzt sind sie die besten Freunde, wie du siehst.«
    » Dann könnten wir doch alle zusammen spielen– ein Junges mehr bedeutet doch, dass wir uns andere Spiele ausdenken können, oder?«
    Die Langurin striegelte ihre langen Pfoten und schaute hinunter auf das rote Kätzchen, das unter einem Ast mitten in der Luft schwebte.
    » Mara«, sagte sie sanft, » ich weiß, wir haben immer viel Spaß gehabt, aber etwas, das diese Tawny vor einigen Tagen gesagt hat, hat mich ins Grübeln gebracht. Einer der Gründe, warum ich so oft hier war, ist doch der, dass ich keine Languren zum Spielen habe. Es gab keine anderen Langurenbabys, als ich im Zoo geboren wurde, und die Orang-Utans und Schimpansen sind einfach… anders. Mit den Affen kann ich nicht reden– die können sich nicht gegen ihre Instinkte wehren, sie laufen nun einmal immer vor uns Languren davon. Rudra mochte mich. Er wurde hergebracht, als er noch ganz klein war, und es gab zwar Leoparden und Luchse, aber keine anderen Tigerjungen. Und manchmal frage ich mich, ob du nicht lieber mit den

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