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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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sehen. Der älteste Wärter schaute eine Weile lang zu und zuckte mit den Schultern. Languren und Tiger gingen sich im Dschungel aus dem Weg. Languren warnten andere Tiere immer vor den Tigern und Tiger töteten manchmal die wunderschönen grauen Affen. Aber im Zoo veränderte sich das Verhalten der Tiere, und so war der Zoowärter nicht überrascht, eine so ungewöhnliche Freundschaft zu sehen. Er hatte schon seltsamere Paarungen erlebt, und am liebsten erinnerte er sich an eine Zeit, als eine sehr junge Antilope auf die Nashörner geprägt wurde und ein Jahr lang herumgelaufen war und geglaubt hatte, sie sei dreimal so groß.
    Auch der jüngste Wärter schaute eine Weile lang hingerissen zu. Es war ziemlich eigenartig, aber während er dem weißen Tigerjungen und dem silbergrauen Languren beim Spielen zuschaute, hätte er schwören können, gelegentlich ein orangefarbenes Kätzchen zwischen ihnen zu sehen. Die Hitze des Monsuns erzeugte manchmal die seltsamsten Illusionen, überlegte er, ehe er weiterging, um nachzuschauen, was die Indischen Großtrappen machten.
    Dieser Besuch war der erste von vielen, und im Laufe der Zeit wurde Mara zum festen Bestandteil des Tigergeheges. Tantara gesellte sich häufig dazu und die drei schlossen Freundschaft. Das einzige Problem dabei wurde unbeabsichtigt von Maras Großfüßen verursacht: Wenn die sie auf den Arm nahmen oder sie von einer Stelle zur anderen trugen, während sie sendete, wurde die Verbindung unterbrochen. Oft war es dann schwierig für Mara, wieder in den Zoo zurückzukehren, wenn die Großfüße dann mit ihr spielen wollten– oder noch schlimmer, ihr das Fell bürsteten oder sie mit Lebertrankapseln fütterten–, doch Rudra und Tantara gewöhnten sich an ihr plötzliches Verschwinden.
    Eines Abends lagen die beiden großen Tiger lang ausgestreckt im kühlen Schatten des Baumes, als Rani zuschaute, wie der Schwanz ihres Gatten hin und her zuckte. » Heraus damit, Ozzy. Dir brennt doch was auf der Seele.«
    Der Tiger hielt den Schwanz fest und rieb den riesigen Kopf zärtlich an der Schulter seiner Gattin. » Ist das so offensichtlich, Rani? Ich mache mir nur Sorgen, wohin diese Freundschaft noch führen wird, dass ist alles.«
    Rani zeigte auf den fröhlichen Haufen gestreiften Fells, wo sich Langur und Tiger im Schlamm herumwälzten, während Maras rotes Fell über ihren Köpfen leuchtete.
    » Damit ist anscheinend alles in Ordnung, Ozzy«, sagte sie. » Sie sind gute Freunde. Ja, vielleicht ist es ungewöhnlich, mit einem Kätzchen befreundet zu sein, das überhaupt nicht da ist, aber Rudra ist glücklicher und nicht mehr so einsam.«
    » Und was ist mit Mara?«, sagte Ozzy. » Sie kommt her und spielt mit einem Tigerjungen und einem Languren. Sollte sie nicht durch ihr eigenes Revier streifen, auf die Jagd gehen und mit anderen Kätzchen balgen? Außerdem wird Rudra immer größer.« Der Tiger drehte den großen Kopf und schaute Rani aus den bernsteinfarbenen Augen ins fragende Gesicht. » Erinnerst du dich, wie lange es gedauert hat, bis wir zwei den Drang besiegt hatten, Tantara zu fressen?«
    Rani begann, ihre langen Schnurrhaare zu putzen. » Wir sind im Dschungel aufgewachsen, Ozzy«, erwiderte sie. » Rudra ist hierhergekommen, als er noch ganz klein war– er kann sich kaum noch an den Urwald erinnern.«
    Ozzy erhob sich auf alle viere und begann, hin und her zu wandern, während er versuchte zu erklären, worüber er nachgedacht hatte. » Du und ich, wir beide tragen den Dschungel in uns, ganz anders als Rudra, das stimmt.«
    » Rudra kennt nur den Zoo«, sagte Rani. » Hier muss man sich mit den Tieren im nächsten Käfig anfreunden. Die Schlangen müssen mit den Schildkröten auskommen, die Hyänen mit den Schakalen, obwohl sie sich außerhalb der Umzäunungen an die Kehlen gehen würden. Vielleicht wird Rudra Tantara immer als Freund betrachten, nicht als Langur und auch niemals als Beute.«
    Ozzy schüttelte den Kopf. Die Streifen in seinem Fell kräuselten sich. » Rudra wird immer älter«, sagte er leise. » Irgendwann in naher Zukunft werden sich seine Instinkte entwickeln. Und darauf sollten wir vorbereitet sein. Gar nicht unbedingt wegen unseres Kleinen, sondern wegen Tantara.«
    Obwohl das eigentlich seiner Natur widersprach, hatte Ozzy den Languren und auch das Kätzchen lieb gewonnen. Die kleine Katze erinnerte ihn an ein Junges, das er und Rani vor langer Zeit verloren hatten. Und über Tantara musste er oft lachen. In den Tagen, als

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