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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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sie denn für uns sein?«, sagte er dann. » Deine Mara weiß doch nicht mal, ob sie ein Großfuß auf vier Pfoten oder eine Katze mit Großfußgehirn ist.«
    Beraals Augen glitzerten in einem Smaragdgrün, das man bei der jungen Kätzin als deutliche Warnung verstehen musste. » Die Tiger haben sie akzeptiert«, sagte sie, und ihre Schnurrhaare reckten sich sowohl nach Miao als auch nach Katar aus. » Sie hat sich mit ihrem Jungen angefreundet– stellt euch nur mal vor, wie ungewöhnlich das ist. Könnte sie sich auch mit Hunden anfreunden? Mit den Milanen, die nur mit Miao sprechen? Den Schweinen vom Kanal? Würde sie es versuchen? Und wenn, was würde das für uns bedeuten? Und was ist mit den Großfüßen– kann sie deren Gerede verstehen?«
    Katar war lange genug auf den Straßen und den Dächern von Nizamuddin unterwegs, um zu begreifen, was das bedeuten würde. Die Geschöpfe dieser Gegend kamen nur miteinander zurecht, weil sie in einem komplizierten Geflecht von Bündnissen, zeitweiligem Waffenstillstand und gelegentlichen Überfällen und Kriegen lebten, und alle wussten, dass ihr allgemeines Wohlergehen von der Gnade der unergründlichen Großfüße abhing. Ein Sender mit Maras Kräften und ihrer Fähigkeit, Freundschaften mit anderen Spezies zu schließen, war eine absolute Seltenheit.
    » Warum kommt sie denn nicht mal nach draußen?«, fragte Katar trotzig. » Wie kann sie unser Sender sein, wenn wir nicht einmal ihren Geruch kennen?«
    Beraals Schnurrhaare gingen nach unten. Sie erwartete nicht, dass Katar ihre Gefühle für das Kätzchen teilte. Mara hatte bei ihr den Platz eingenommen, der sonst für einen Lebensgefährten oder für einen eigenen Wurf reserviert gewesen wäre.
    » Sie wittert unser Misstrauen«, sagte sie. » Und trotz der Besuche von Southpaw ist sie einsam. Bei meinem letzten Besuch hat sie versucht, sich mit einer Eidechse anzufreunden.«
    Miaos Ohren zuckten vor Neugier. » Und, wie ist das gelaufen?«
    » Nicht sehr gut. Sie hat die ganze Zeit nur ›Eidechs, Eidechs‹ gesagt. Mara meinte, es sei schwierig, ein Gespräch zu führen«, antwortete Beraal und schloss ein wenig die Augen.
    Katars Schnurrhaare und die Tasthaare über seinen Augen zuckten, und schließlich wackelte sein ganzer Bauch, als er sich vorstellte, dass der talentierteste Sender von Nizamuddin frustriert war, weil ein Unterhaltungsversuch mit einer Eidechse fehlgeschlagen war. Beraal und Miao zogen ebenfalls die Schnurrhaare hoch, als auch sie die lustige Seite an der Sache erkannten. Die drei Katzen schmiegten sich aneinander und freuten sich über die Wärme und die Gesellschaft. Sie schliefen, während der Regen herabprasselte, und ignorierten das Murmeln der Großfüße, die vorbeigingen, um den Schrein zu besuchen.
    Ein kleines Stück entfernt ging der Regen auf die Treppe vor dem Verrammelten Haus nieder und prasselte klappernd auf die Metallstufen. Das gedämpfte Poltern, das Katar einige Zeit zuvor gehört hatte, begann von Neuem, doch niemand außer einem kleinen braunen Mäuserich hörte es.
    Der Mäuserich machte sich keine Sorgen wegen des Geruchs, der vom Verrammelten Haus ausging– der Gestank von Katzenkot, verschimmelten Wänden und Verfaultem war wie ein Hinweisschild dafür, dass es dort etwas zu fressen gab. Oft hatte der Mäuserich das Haus nach Krümeln durchsucht und dabei stets nach den Unbezähmbaren Ausschau gehalten. Aber heute Nacht war die Atmosphäre ganz anders.
    Als er einen Blick durch die Tür wagte, schien der Boden des Hauses mit Katzen übersät zu sein. Sie schlichen herum und stritten sich um kleine Futterbrocken. Mehrere saßen auf der Treppe und zischten und fauchten.
    Der Mäuserich schnüffelte, und seine empfindliche Nase zuckte zurück, als ihn der Geruch von Krankheit erreichte. Der war stark genug, um sogar gegen Wind und Regen zu bestehen, und ihm war klar, dass der Großfuß, der hier wohnte, sehr krank war. Als die Maus eine weiße Katze mit eigenartigen Augen die Treppe hinunterkommen sah, zitterte er und huschte davon. Die Katze hatte ihn einmal fast unter einem zerbrochenen Stuhl eingefangen, als er einen Streifzug durch das Haus unternommen hatte, und die Boshaftigkeit in dem gelben Auge würde er niemals vergessen.
    Während der Mäuserich davoneilte, hörte er ein schreckliches Klagen, und er zitterte noch heftiger, als er es schon wegen der Kälte tat. Er wagte es nicht, sich noch einmal zum Verrammelten Haus umzuschauen. Er würde sich an diesem Ort

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