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Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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betrachten, die Faolan in den Knochen geritzt hatte. „Nun, du bist es schon – du bist ein Knochennager. Deine Zeichnungen sind deinen Jahren weit voraus. Sie sind besser als alles, was ich bisher gesehen habe, sogar besser als die Drumlyns von Hamisch, dem Fengo der Heiligen Garde.“
    Die letzten Worte schlugen eine Saite in Faolans Innerem an, als hätte er sie schon einmal gehört. Nein, nicht gehört! Er hatte es gesehen! Er dachte an die Bilder in der Höhle – an die fünf Vulkane und an die turmhohen Hügel, die Drumlyns , auf denen je ein Wolf hockte. Ihm schien sogar, als hätte er die Bilder nicht nur betrachtet, sondern irgendwann in grauer Vorzeit selbst darin gelebt.
    „Wenn ich also zurückgehe, werde ich ein Knochennager?“
    Gwynneth riss ruckartig den Kopf hoch und dann gleich wieder herunter. Noch nie hatte Faolan einen Vogel oder sonst ein Tier gesehen, das den Kopf in so atemberaubender Weise bewegen konnte wie diese Eule.
    „Ja“, erwiderte Gwynneth. „Doch das ist hart.“
    „Aber du hast doch gesagt, dass ich es schon kann.“
    „Umso härter wird es für dich sein.“
    „Das verstehe ich nicht.“
    „In der ersten Zeit nach seiner Rückkehr wird ein Knochennager besonders grob behandelt. Die anderen Jungwölfe sind eifersüchtig auf ihn. Er muss sich erst beweisen.“
    „Reicht es denn nicht, dass ich ausgesetzt wurde? Findest du nicht, dass ich mich schon bewiesen habe?“ Faolan hielt inne und brummte in einem tiefen, dröhnenden Tonfall, der ziemlich bärisch klang, etwas Unverständliches vor sich hin. Es war tatsächlich ein Bärenfluch – das Wort, das Donnerherz oft vor sich hingeknurrt hatte, wenn sie wütend war. Urskadamus , das Schimpfwort für einen tollwütigen Bären.
    Mit einem tiefen Seufzer fuhr Faolan fort: „Also hat mich meine erste Mutter, meine erste Milchgeberin doch nicht verlassen. Aber was ist mit meiner zweiten Mutter, mit Donnerherz?“
    Gwynneth blinzelte mit ihren dunklen Augen. „Glaubst du wirklich, dass Donnerherz dich verlassen hat?“
    „Bei ihr ist es anders als bei den Wölfen. Niemand nimmt einem Grizzly etwas weg“, entgegnete Faolan trocken.
    Die Antwort des Jungwolfs verschlug Gwynneth für einen Augenblick die Sprache. Er hatte Recht. Kein Lebewesen, das noch alle Sinne beisammen hatte, legte sich mit einem Grizzly an oder wagte es gar, ihm etwas wegzunehmen. „Sie hat dich nicht verlassen, Faolan. Das darfst du nicht denken, sonst machst du dich nur verrückt.“
    „Aber warum ist sie fortgegangen?“ Faolan ließ ein Ohr vorschnellen. Er zitterte und sein Nackenfell sträubte sich. Eine neue Angst stieg in ihm auf, eine Möglichkeit, die er bisher nicht in Erwägung gezogen hatte. Die Leere, die ihn stets begleitete, die ein allgegenwärtiger Raum neben ihm geworden war, drohte ihn zu verschlingen. In diesem Moment überwältigte ihn nicht nur die Einsamkeit, sondern auch die Angst, dass er hoffnungslos und für alle Zeiten verflucht war – ein Malcadh , ein Geschöpf, das niemand lieben konnte.
    Die Angst legte sich wie ein Schatten über Faolan. Der helle Widerschein des Feuers, das gerade noch die Dunkelheit mit einem warmen orangefarbenen Licht und sprühenden Funkenschauern erfüllt hatte, erlosch. Selbst die Luft verdunkelte sich.
    „Vielleicht ist sie fortgegangen, um dich zu suchen. Ja, so wird es sein. Sie hat dich gesucht. Wahrscheinlich dachte sie, du hättest dich verirrt.“
    Faolan zuckte zusammen und zog die Lefzen zurück, bis seine Fangzähne hervortraten. Angst und Scham erfüllten ihn. Gwynneth sagte vermutlich die Wahrheit, so schrecklich sie auch klang. Er hatte sich im Winterbau gelangweilt. Er konnte nicht verstehen, warum Donnerherz so viel schlief. Ihr Schlaf war so tief, dass er wie eine dicke, schwere Pelzdecke in der Luft hing. Manchmal hatte es ihn einfach hinausgetrieben. Er musste ab und zu laufen und jagen. Er liebte es, durch die riesigen weißen Schneewehen zu springen. Und er dachte daran, wie langsam das Herz der Bärin geschlagen hatte. Nicht in dem vertrauten donnernden Rhythmus, sondern leiser, träger. So langsam klopfte es, dass er aufspringen, zweimal um sie herumlaufen und sich wieder an sie schmiegen konnte, ehe der nächste Schlag kam. Und wenn sie hin und wieder aufwachte, war sie schläfrig und benommen. Vielleicht war er gerade draußen gewesen, als sie wieder einmal wach geworden war. Sie hatte Angst bekommen und nach ihm gesucht. Das war gut möglich. Der Schatten der Leere,

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