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Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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gestorben? Und eine andere hat für dich gesorgt?“
    „Ja, ich bin zum Teil bei ihr aufgewachsen. Und sie hat mir das Schmiedehandwerk beigebracht“, bestätigte Gwynneth.
    „Dann hast du also einen Vater und eine zweite Mutter?“, fragte Faolan weiter.
    „Ja, wir haben viel gemeinsam. Wie ich schon sagte.“
    Faolan kroch mit dem Knochen noch näher ans Feuer heran. Eine solche Wärme hatte er noch nie gespürt. Das Feuer selbst war wie eine Landschaft und die Flammen tanzten in ihrem eigenen Wind. Wie Bäume wuchsen sie aus dem Glutnest empor, das ihre Erde darstellte. Das Knacken und Knistern des Feuers war von sprühenden Funken begleitet, die immer wieder aufstoben wie Sternschnuppen. Die Feuerlandschaft wurde zu einer ganzen Welt – zu einem großen Universum.
    Die Augen auf die Flammen gerichtet, begann Faolan langsam mit seiner kehligen Stimme zu sprechen. Es klang, als hätte er lange nicht geredet. Seine Stimme krächzte und quietschte fast wie die rostigen Türangeln, die Gwynneth manchmal aus den verfallenen Häusern der Anderen – der Menschen – herausbrach, um sie in ihrer Schmiede einzuschmelzen.
    „Ich weiß nicht, wer mein Vater war. Aber ich habe eine Milcherinnerung an meine Mutter. Ich erinnere mich an ihren Geruch, das ist alles. Nur an Donnerherz habe ich mehr als eine Milcherinnerung.“
    „Donnerherz?“
    „Ja, sie hat mich aufgezogen.“ Faolan schwieg einen Augenblick, dann redete er weiter. Jetzt klang seine Stimme, als wäre die Türangel mitten entzweigebrochen. „Sie ist fortgegangen“, stieß er mühsam hervor. „Ich weiß nicht, warum.“
    „Donnerherz war eine Bärin, nicht wahr? Eine Grizzlybärin“, sagte Gwynneth.
    Faolan riss den Blick vom Feuer los und nickte. Dass Gwynneth den Namen der Bärin laut ausgesprochen hatte, traf ihn zutiefst. Keine andere Kreatur außer ihm hatte den Namen bisher laut gesagt. Faolans Pfote ruhte noch immer auf dem Knochen. Er legte den Kopf auf die Pfote und sah Gwynneth in die Augen. „Sie ist fortgegangen. Das vorhin war ihr Schädel. Jetzt habe ich nur noch … diesen Knochen.“ Er leckte kurz daran. „Donnerherz hat mich im Arm gehalten, wenn ich an ihren Zitzen gesaugt habe. Ganz fest hat sie mich mit ihren riesigen Pfoten an sich gedrückt. Ich konnte das Donnern ihres Herzens hören.“
    „Und deshalb nennst du sie Donnerherz“, sagte Gwynneth leise.
    „Ja.“ Faolan hob erneut den Kopf. „Hat dein Vater dich auch verlassen? Und deine zweite Mutter?“
    „Mein Vater ist im Krieg gestorben. Und meine zweite Mutter wurde ermordet.“
    „Was heißt ermordet ?“
    „Sie wurde grundlos getötet – nicht als Beute zur Nahrung, und auch zu keinem anderen Zweck.“
    „Aber das bedeutet, dass du nicht verlassen wurdest. Weder deine zweite Mutter noch dein Vater haben dich verlassen. Keiner von beiden.“
    „Donnerherz hat dich auch nicht verlassen. Und erst recht nicht deine erste Mutter. Da bin ich ganz sicher.“
    „Doch, natürlich hat mich meine erste Mutter verlassen“, beharrte Faolan trotzig. „Und wenn Donnerherz mich nicht gefunden hätte, wäre ich jetzt …“
    Gwynneth schnitt ihm einfach das Wort ab. „Du wurdest deiner Mutter weggenommen, Faolan.“
    „Weggenommen?“, rief Faolan empört und richtete sich auf. Jedes einzelne Härchen in seinem Nackenfell sträubte sich.
    „Faolan, mein Vater Gwyndor hat mich die Bräuche der Wölfe gelehrt, der Wölfe der Hinterlande.“
    „Dann erzähl mir davon. Erzähl mir von den Wölfen und warum ich meiner Mutter weggenommen wurde“, flehte Faolan. Seine Stimme war noch rauer geworden und er mied ihren Blick. Seine funkelnden grünen Augen waren auf Donnerherz’ Knochen geheftet.
    Gwynneth erzählte ihm alles – von der Obea, die nach den alten Wolfsgesetzen die Aufgabe hatte, missgebildete Junge an einem entlegenen Ort auszusetzen. Und dass die Eltern des unglücklichen Malcadh aus dem Rudel vertrieben wurden.
    Der Himmel wurde immer dunkler. Faolan saß am Feuer der Schmiede. Eingehüllt in die Falten der Nacht, lauschte er den Worten der Eule, die ihm die Bräuche und Sitten der Wölfe erklärte. Während er lauschte, begann er behutsam, Donnerherz’ Knochen zu benagen, sodass Gwynneths Worte von leisen Ritzlauten begleitet wurden.
    „Aber wenn ein Malcadh überlebt, darf es als Knochennager zum Rudel zurückkehren.“
    „Als Knochennager? Was ist das?“
    Gwynneth ließ sich Zeit mit ihrer Antwort. Sie legte den Kopf schief, um die Linien zu

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