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Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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behutsam enger an ihre Zitzen drückte, wurde er von den Geräuschen regelrecht durchgerüttelt. Und trotzdem fühlte er sich wunderbar geborgen.
    Das hier war eine andere Milchgeberin. Sie war riesig – viel, viel größer als die erste. Er lauschte dem Pumpen ihres Herzens und dem Grollen und Gurgeln ihres Magens. Nach und nach gewöhnte er sich an die fremden Laute, die mit dem Tosen des Flusses verschmolzen und sich in die leiseren Geräusche einfügten, die er beim Saugen machte.
    Und wie Faolan saugte! Seine Welt versank in Milch. Dicker, nahrhafter Milch. Er schloss die Augen und schlief ein, ohne mit dem Saugen aufzuhören.
    Die Grizzlybärin blickte auf Faolan hinunter und ein paar riesige Tränen kullerten ihr aus den Augenwinkeln. Der Flussgeist hat dich mir gebracht. Es muss einen Grund dafür geben. Ich werde dich säugen, den ganzen Morgen und den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch. Ein Funke kann zu einer Flamme entfacht und eine Flamme zu Feuer werden.
    Sanft blies sie ihren Atem über den Kleinen. Faolans Augenlider flatterten und er sank noch tiefer in einen traumlosen Schlaf.

Auch wenn ihr Schützling von Ursus geschickt war und die Bärin die besten Absichten hegte, so fehlte ihr doch das Wissen, wie man ein Wolfsjunges aufzieht – abgesehen vom Säugen. Faolan war ein gieriges kleines Geschöpf, das hatte sie gleich gemerkt. Aber er war so anders als ein Bärenjunges. Er roch anders. Saugte anders. Und obwohl er ein wenig größer gewesen war als ein neugeborenes Bärenjunges, als sie ihn aufgelesen hatte, nahm er längst nicht so schnell zu. Ein Bärenjunges hätte in dieser Zeit sein Gewicht verdoppelt. Faolan war nur ein bisschen gewachsen, obwohl er unablässig saugte. Die Bärin machte sich Sorgen. Vielleicht war ihre Milch nicht gut für ihn? Oder sie hielt ihn nicht richtig? Falls der Kleine wirklich ein Geschenk des Großen Ursus war, hätte es noch weiterer Zeichen bedurft. Zeichen, die ihr verrieten, was sie zu tun hatte.
    Jeden Tag hielt sich die Bärin vor Augen, dass der Welpe ein Geschenk war. Ob Faolan sie auch merkwürdig fand? Was weiß so ein Bärenjunges überhaupt? Die Bärin erschrak und kicherte beinahe, weil sie ihn versehentlich „Bärenjunges“ genannt hatte. Aber warum auch nicht? Letzten Endes waren vielleicht alle Neugeborenen mehr oder weniger gleich, egal ob Bärenjunges oder Wolfswelpe. Auf jeden Fall haben die Kleinen nur Milch im Kopf. Darin ist Faolan nicht anders.
    Faolan hielt einen Augenblick im Saugen inne und die Bärin nutzte die Gelegenheit, um ihn mit ihren riesigen Tatzen hochzunehmen und dicht vor ihr Gesicht zu halten. Lange blickten sie einander in die Augen. Faolans Augen färbten sich allmählich grün, ein schönes Grün wie bei den Wölfen aus den Hinterlanden. Ihre waren von einem tiefen, schimmernden Braun, so glänzend, dass der winzige Wolf sein Spiegelbild darin sah.
    „Du bist ein merkwürdiges kleines Geschöpf“, sagte die Bärin. Dann streckte sie die Zunge heraus und betupfte seine feuchte kleine Nase damit. Faolan stieß ein begeistertes Fiep-Fiep! aus.
    „Oh, das gefällt dir!“ Die Bärin betupfte seine Nase noch einmal und wieder quiekte der Kleine vor Entzücken.
    Als sie ihn absetzte, wälzte sich Faolan sofort auf den Rücken und hielt erwartungsvoll die winzigen Pfoten in die Luft. Die Grizzlybärin hielt es für ein Zeichen, dass er gekitzelt werden wollte. Sie fing an, mit ihm zu sprechen, halb mit Worten, halb mit Grunzen und Schnauben. Sie wusste nicht, ob er sie verstand, aber das war auch egal.
    „Oh, beim Großen Ursus, du willst wohl, dass ich das noch mal mache, du komischer kleiner Kerl?“
    Die Worte der Wölfe, Bären und Eulen unterschieden sich nur wenig voneinander. Durch den Tonfall, in dem sie miteinander redeten, und die feinen Bewegungen von Kopf und Augen entstand eine geheime Sprache, die anderen Tierarten fremd war.
    Faolan lag auf dem Rücken und wartete darauf, dass die Riesenzunge seinen Bauch kitzelte. Die Bärin erfüllte ihm den Wunsch und der Kleine sprang fröhlich auf. Mehrmals wiederholten sie dieses Spiel, dann lief Faolan ein Stück weg, drehte den Kopf herum und blickte spitzbübisch zu ihr zurück. Ohne Vorwarnung stürzte er sich auf sie und sprang in ihre Arme. Die Bärin war so überrumpelt, dass sie nach hinten umfiel. Faolan kletterte auf ihre Brust und leckte ihr eifrig das Kinn und die Nase.
    Die Brust der Grizzlybärin rumpelte vor Wonneschnaufern. Und je mehr sie

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