Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
schnaubte sie verächtlich.
    Faolan zuckte zusammen. Er konnte nicht sagen, ob ihr Zorn gegen ihn gerichtet war oder nicht.
    „Steh auf, in Lupus’ Namen. Für diesen Unsinn fehlt mir die Geduld.“ Sie nickte zum Eingang der Höhle, in der ein weiteres Feuer brannte. „Geh schon hinein. Ich muss noch diese Töpfe aus dem Ofen holen.“
    Das Feuer in der Höhle verströmte eine starke Hitze. Faolan wollte sich gerade so dicht wie möglich davorsetzen, als er eine schlafende Wölfin auf einem Stapel Felle bemerkte und ihren Geruch auffing. Die Mutter des Malcadh ! Faolan zitterte am ganzen Körper. Steifbeinig blieb er stehen, legte die Ohren flach an und verengte die Augen zu Schlitzen. Er konnte den Blick nicht von der Wölfin abwenden.
    „Keine Sorge, sie schläft“, sagte die Sark, die gerade in die Höhle getreten war.
    „Ich habe ihr Junges auf dem Hügelkamm gesehen.“
    „Ich weiß.“
    „Woher?“
    „Ich rieche es an dir.“
    „Aber ich habe es nicht berührt. Das schwöre ich!“
    „Auch das weiß ich.“ Die Sark ging um ihn herum und er sah, dass sie einen Fellbeutel in der Pfote hielt. Vielleicht war einer der Töpfe darin, von denen sie gesprochen hatte.
    „Ist meine Mutter auch hierhergekommen, als … als …“ Faolan wurde schwindlig bei dem Gedanken, als taumelte er am Rand eines Abgrunds und würde jeden Moment hinunterstürzen. Wenn seine Mutter noch lebte, war er der glücklichste Wolf der Welt. Er würde sie suchen und finden. Er würde die ganzen Hinterlande durchqueren und bis ans Ende der Erde reisen, wenn es sein musste.
    „Nachdem die Obea dich fortgetragen hat?“
    Faolan nickte.
    „Nein.“ Die Sark war froh, dass sie nicht lügen musste. Und das hätte sie getan, wenn Faolans Mutter damals zu ihr gekommen wäre. Die Sark verachtete die meisten Wolfsbräuche, aber in einem gab sie den Clanwölfen recht: Je weniger ein Malcadh über seine Mutter wusste, desto besser. Doch dieser junge Wolf würde es ihr nicht leicht machen, das war ihr klar.
    „Warum machen sie das?“
    „Das weißt du doch, Faolan. Stell dich nicht dumm. Es ist eines der wenigen Clan-Gesetze, die einen Sinn haben, nämlich die Blutlinie gesund zu erhalten.“
    Faolan wirbelte herum und funkelte sie an. „Wie oft muss ich mir das noch anhören?“, knurrte er. „Ich kann nun mal keinen Sinn darin sehen. In keinem der Gesetze. Ich … ich …“, stammelte er. Und dann brach alles aus ihm heraus. „Ich bin jetzt einsamer als früher, als ich noch allein war.“ Die Sark hörte nur mit einem halben Ohr hin, weil ihre Aufmerksamkeit auf etwas am Rand der Höhle gerichtet war, das er nicht sehen konnte. Er schaute sie an. Diese Wölfin war anders. Sie lebte allein und wirkte trotzdem zufrieden. Wenn sie ihm doch nur zuhören, seinen Schmerz verstehen, ihn trösten würde …
    Aber natürlich konnte die Sark ihn nicht in die Arme nehmen, wie die riesige, sanfte Grizzlybärin Donnerherz es getan hatte. Sofort schämte er sich für seine Gedanken – dafür war er doch viel zu groß. Er war ja längst kein flauschiger kleiner Welpe mehr. Damals musste er nicht um Trost betteln. Er wurde geliebt und gehätschelt. Wieder schaute er die Sark an. Hatte sie auch eine Milchmutter gehabt? War sie je geliebt worden?
    Er ertrug es nicht mehr, seinen Wolfsbrüdern so nahe zu sein und sich doch so fremd zu fühlen, so anders, so einsam. Er gehörte zu einem Clan, ohne wirklich ein Mitglied zu sein, zu einem Rudel, das ihn verachtete. Kein Wunder, dass er vor dem Gespräch mit dem Oberhaupt mit dem Gedanken gespielt hatte, das Rudel zu verlassen und nach Ga’Hoole zu gehen. Wie gern würde er noch einmal neu anfangen. Laut seufzend sagte er: „Ich habe das alles so satt – diese Wölfe und ihre dummen Bräuche.“
    „Na gut, dann hab sie satt“, erwiderte die Sark, die in einer Nische mit ihren Töpfen hantierte. Faolan legte den Kopf schief, denn plötzlich erwachte die Neugier in ihm. Diese Töpfe waren merkwürdige Dinger, fremdartig und schön. Manche waren mit bunten Steinen verziert und mit kunstvollen Zeichen und Mustern versehen. Aber er wollte sich nicht ablenken lassen.
    „Hast du meine Mutter gekannt? Oder meinen Vater?“
    Die Sark fuhr zu ihm herum und ihr weghuschendes Auge kreiste wild in seiner Höhle. Ihr Fell war sowieso schon zerzaust und struppig, aber jetzt sträubten sich ihre Nackenhaare wie in einem Sturmwind. Als redete sie mit einem begriffsstutzigen Welpen, sagte sie ganz langsam:

Weitere Kostenlose Bücher