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Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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das Aufgehen des ersten Frühlingsmondes in die Nacht hinausheulte. Auf diese Weise feierten sie das Ende der winterlichen Hungermonde.
    Im tiefsten Nachtdunkel ging ein wahrer Platzregen nieder. Am Himmel zuckte ein Heer von Blitzen auf, die wie Hunderte winziger weißer Knochensplitter aussahen.
    Die beiden Skrielin heulten das Ceilidh fyre , den Tanz des Himmelsfeuers. Heute Nacht trugen sie Skaarsgards Geschichte vor, die Geschichte des Springenden Wolfs, der den kleinen Welpen die Sternenleiter hinaufhalf. Faolan nahm es als Zeichen, dass das winzige Wolfsmädchen auf dem Weg dorthin war. Wenn er Recht hatte, würde alles gut werden. Er konnte friedlich einschlafen und von dem Wolfsmädchen träumen, das in der Höhle der Seelen mit seinen Freunden spielte.
    Aber die Skrielin erzählten die Geschichte von einem dickköpfigen kleinen Welpen, der immer wieder die Leiter hinuntersprang. Es war ein beliebtes Motiv, eine Ruf- und Antwort-Geschichte. Der kleine Welpe war jedoch kein Malcadh , sondern einfach so gestorben. Alastrine sang den Part von Skaarsgard, Greer den Part des kleinen Welpen.
    Skaarsgard ruft: „Warum gehst du, kleiner Welpe, kleiner Welpe?“
    Und der kleine Welpe antwortet: „Ich gehe das Fleisch des Fuchses fressen, den meine Mama im nächsten Frühjahr fangen wird.“
    Skaarsgard ruft: „Du brauchst kein Fleisch in der Höhle der Seelen, kleiner Welpe, kleiner Welpe.“
    Darauf der Welpe: „Aber ich habe noch nicht die Lachse gekostet, die im Fluss schwimmen.“
    Skaarsgard ruft: „Aber du hast deine Zähne zurückgelassen, kleiner Welpe. Du bist ein Geist, so frei, so frei. Deine Seele ist zum Himmel aufgestiegen, kleiner Welpe. Lass deine Fleischträume hinter dir, kleiner Welpe, kleiner Welpe.“
    Da antwortet der kleine Welpe: „Wie soll ich träumen, wenn ich noch nie Fleisch geschmeckt habe? Lass mich fressen, lass mich fressen.“
    Skaarsgard ruft: „Aber du wirst nicht verhungern, weil du keinen Hunger hast. Du hast keine Zähne und keinen Magen. Du bist eine Seele auf der Sternenleiter.“
    Der Welpe antwortet: „Aber ich bin hungrig.“
    Skaarsgard ruft: „Hungrig wonach, kleiner Welpe, kleiner Welpe?“
    „Nach den Träumen, die ich nie haben werde“, antwortet der kleine Welpe. „Denn Fleisch werde ich niemals fressen. Und niemals im Fluss schwimmen.“
    Faolan hatte diese Geschichte zum ersten Mal gehört. Er konnte nicht darüber lachen, so wie die anderen Wölfe. Der friedliche Schlaf, den er sich erhofft hatte, der ihn einhüllen und ihm Träume von den Knochen des Malcadh bringen sollte, wollte nicht kommen. Stattdessen quälten ihn Visionen, wie sein kleiner Schützling auf die Erde zurückpurzelte, nicht um das Fleisch eines Fuchses zu fressen oder Lachse im Fluss zu fangen, sondern weil er gerächt werden wollte.
    Als Faolan im Morgengrauen erwachte, waren seine Fußpolster feucht und salzverkrustet. Salz vom Nachtschweiß. Böse-Träume-Schweiß. Angstschweiß.

Brangwen sah seine Gefährtin Morag steifbeinig aus der großen Höhle kommen, in der sie ihre drei Jährlinge aufgezogen hatten. Die Höhle lag im äußersten Westen des MacDonegal-Gebiets und ihr Rudel nannte sich „Die Tanzenden Riesen“, nach den imposanten Steingebilden, die auf der Hochebene in der Nähe ihrer Baue aufragten. Morag war herausgekommen, um Brecco nachzujagen, dem mittleren Welpen, der einen blutenden Hasen in die Höhle geschleppt hatte. Das verstieß gegen alle Regeln. Brecco war ein geschickter Jäger geworden. Das war gut, aber er benahm sich manchmal unmöglich. Wollte er etwa fremde Räuber mit seiner blutigen Beute in ihre Höhle locken? Tiere, die größer und wilder waren?
    Brangwen wäre gern selbst hinter Brecco hergejagt, um ihm einen ordentlichen Knuff gegen die Ohren zu verpassen, aber Morag war ihm zuvorgekommen. „Nein, ich gehe!“, hatte sie schnell gesagt und war aufgesprungen. Brangwen wusste, dass er ihr nicht im Weg stehen durfte. Morag war nicht mehr die Alte, seit sie bei dem Moschusochsen- Byrrgis gestolpert war. Wahrscheinlich hatte sie Angst, dass sie fallen könnte, denn sie bewegte sich nur langsam und zögernd wie eine uralte Wölfin. Dieser Wurf hier war vermutlich ihr letzter. Viele Wölfinnen, besonders Außenflankerinnen wie Morag, hatten trotzdem noch viel Jagdgeist in sich.
    Brangwen zuckte zusammen, als Morag gegen einen der gewaltigen aufrechten Steine stieß. Brecco warf den Kopf zu seiner Mama herum und sah, wie sie stolperte. Erschrocken

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